Fremden Leuten erlauben das eigene Tier zu streicheln?
Ich habe selbst seit fast über einem Jahr einen eigenen Hund. Er selbst ist auch erst knapp ein Jahr alt und grade in den ersten Monaten seines Lebens bis er circa 9 oder 10 Monate alt war, konnte ich mich quasi nicht retten vor „Der ist ja süß!“ und „Darf ich ihn streicheln?“. Natürlich ist es mir lieber, wenn die Leute fragen, ob sie ihn streicheln dürfen, aber wenn man das alle hundert Meter gefragt wird, dann kann es einen doch irgendwann schon nerven.
Ich gehöre zu den Menschen, die es fast jedem fremden Menschen erlauben ihren Hund zu streicheln. Mein Hund liebt andere Menschen und hat noch nie schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht und freut sich dementsprechend immer über extra Streicheleinheiten. Jedoch lehne ich auch manchmal ab, wenn er an dem Tag schon zu aufgeregt ist und ich weiß, dass er die Leute dann vor lauter Freude anspringen würde, da sich das nicht gehört und ich vermeiden möchte, dass sich solche Verhaltensmuster festigen. Wenn er jedoch gut drauf ist und die Leute vernünftig fragen, dann dürfen fast alle ihn streicheln - mein Hund weiß jedoch, dass er sich vorher hinsetzen und geduldig warten muss, bis er die Streicheleinheit genießen darf.
Wie handhabt ihr das mit euren Hunden? Dürfen fremde Leute euren Hund streicheln oder lehnt ihr prinzipiell ab? Verknüpft ihr das vielleicht auch mit bestimmten Bedingungen (zum Beispiel, dass die Leute natürlich fragen müssen oder dass es keine Kinder sein dürfen)?
Hunde, besonders wenn sie klein und knuffig sind, werden von vielen Menschen oft wie ein Spielzeug betrachtet. Das ist nicht artgerecht und kann sogar gefährlich werden, wenn sich der Hund bedrängt fühlt. Deshalb sollte man fremde Menschen nicht ohne weiteres den Hund streicheln lassen.
Fremde Menschen behandeln Hunde oft nicht artgerecht
Es gibt Menschen, die auf fremde Hunde unvermittelt zustürmen, wenn sie diesen süß finden und auch sofort streicheln wollen. Kinder versuchen manchmal sogar den Hund zu umarmen, was man jedoch bei einem fremden Hund niemals machen sollte. Begleitet wird dies oft auch noch mit emotionalen Ausrufen wie zum Beispiel "Oh ist der süß!". So sollte man grundsätzlich nicht auf einen fremden Hund zugehen. Bei einem fremden Menschen würde man das auch nicht machen. So ein Verhalten kann bei dem Hund Stress auslösen. In diesem Fall zeigt der Hund das dann auch mit seiner Körpersprache. Der Hund zieht den Schwanz ein, leckt sich die Lippen oder schaut zur Seite um ein paar Beispiele zu nennen. Richtig wäre es, wenn man einen fremden Hunden möglichst neutral begegnet, direkten Blickkontakt meidet und nichts unternimmt, bevor man den Besitzer gefragt hat.
Wie reagiert man richtig, wenn Fremde den Hund streicheln wollen?
Du hast geschrieben, dass dein Hund mit Fremden gute Erfahrungen gemacht hat und es genießt gestreichelt zu werden. Trotzdem finde ich es nicht richtig, wenn man Fremde den Hund sofort streicheln lässt. Man signalisiert den anderen damit, dass ihr Verhalten in Ordnung ist. Bei anderen Hunden, welche nicht so geduldig sind, könnte so ein Verhalten ins Auge gehen. Besser finde ich es, wenn man die anderen zunächst bremst und ihnen kurz erklärt, dass man bei fremden Hunden sehr behutsam sein sollte. Dann kann man Kontakt zum Hund aufnehmen, um ihm zu vermitteln das alles in Ordnung ist und erst jetzt erlaubt man den fremden Menschen den Hund zu streicheln. Eventuell muss man den anderen zeigen, wie man einen Hund richtig streichelt, weil auch das viele nicht wissen. Damit stellt man sicher, dass der Hund nicht gestresst wird und zeigt den Leuten, dass sie nicht ohne Vorbereitung einen fremden Hund streicheln dürfen. Wenn man dafür keine Zeit hat, dann lehnt man freundlich ab und geht einfach weiter. Fremde Menschen haben keinen Anspruch darauf den Hund zu streicheln und man braucht kein schlechtes Gewissen zu haben, wenn man die anderen den Hund eben auch mal nicht streicheln lässt.
Den Hund richtig erziehen
Selbstverständlich muss aber auch der Hund erzogen werden, wenn er fremde Menschen begegnet. Er muss lernen, dass er Fremde nicht anbellen oder anspringen darf. Das muss sehr konsequent antrainiert werden. Auch in diesem Sinne ist es nicht gut, wenn man zu viele fremde Menschen den Hund streicheln lässt.
Ich würde das davon abhängig machen wie die andere Person diese Frage stellt oder wie sie auf meinen Hund zukommt. An sich ist es ja auch nicht schlecht, wenn der Hund Kontakt zu anderen Menschen hat, es bringt aber niemanden etwas, wenn der Mensch den Hund bedrängt oder der Hund den Menschen anspringt. Gerade das Anspringen sollte ja aber generell unterbunden werden. Ich würde also ganz klar sagen, wie es geht und wenn jemand einfach so drauf zu anpackt, dann würde ich wenn ich diese Geste sehe auch dazwischen gehen, denn so einfach geht das ja nun auch nicht.
Mein letzter Hund war ein kleiner Hund und gerade als sie noch ein Welpe war, war das wirklich schlimm mit den ganzen Leuten, die da so ankamen und sie streicheln wollten, auch Kinder, die sie einfach nicht in Ruhe gelassen haben, was mich auch einiges an Training gekostet hat. Deswegen sollte man das schon unterbinden, wenn jemand so aufdringlich ist. Das würde ich heute anders lösen und besser machen. Damals habe ich mich einfach auch irgendwie gefreut, dass mein Hund zum einen Kontakt hat und zum anderen als schön empfunden wird.
Ich habe bisher nur Hunde aus zweiter (oder auch dritter, vierter, ...) Hand vom Tierschutz gehabt. Bei meinem ersten Hund hat sich die Situation einfach nie ergeben. Anka war als Schäferhundmischling auch nicht so knuffig, dass jeder sie streicheln wollte. Anka war aber auch recht verschreckt und mochte gar nicht so viele Menschen, weshalb sie meistens zu Hause blieb.
Lucy war ein pechschwarzer Labrador. Einerseits haben Menschen ja oft Angst vor großen schwarzen Hunden, aber Lucy hatte so ein freundliches Wesen und auch immer so einen freundlichen Gesichtsausdruck, dass sie überall gut ankam, selbst bei Nicht-Hundekennern. Da ich wusste, dass Lucy absolut harmlos war und sie auch sich tierisch freute, wenn sie von anderen gestreichelt wurde, habe ich sie eigentlich immer gelassen. Warum soll ich ihr auch die Freude verderben? Allerdings wollte Lucy gestreichelt werden, sie überredete die Menschen dazu, nicht umgekehrt.
Trixie ist da dann noch mal eine ganz andere Hausnummer. Sie ist ein Malinois-Mischling und hat in ihrem ersten Lebensjahr keinerlei Erfahrungen mit Menschen gemacht, weil sie ausschließlich in der Wohnung gehalten wurde bei einer psychisch kranken Dame. Trixie hat daher Angst vor Menschen und ist unsicher.
Ihr ursprüngliches Verhalten wirkte dann auf Außenstehende allerdings aggressiv: Hinlaufen, anbellen und wieder weg laufen. Als ich Trixie zum ersten Mal sah auf der Pflegestelle und sie auf mich auch so zugerannt kam, hätte ich trotz meiner Hundeerfahrung nicht sagen können, ob sie wirklich aggressiv ist oder nur so tut. Über die Jahre haben wir es gut in den Griff bekommen. Aber ein Rest Angst bzw. Unsicherheit ist bei ihr immer noch da. Wir wissen inzwischen allerdings, dass sie nie und nimmer einen Menschen beißen würde.
Nun hat Trixie aber das "Problem", dass sie unheimlich süß und knuffig ist. Wenn sie also brav irgendwo wartet, können die Menschen kaum an ihr vorbei gehen, ohne das Bedürfnis zu haben, sie streicheln zu wollen. Das ist natürlich nicht mit der Unsicherheit von Trixie kompatibel. Allerdings wird Trixie auch gerne gestreichelt, hat mit einigen Menschen auf Anhieb kein Problem.
Deshalb weisen wir darauf hin, wenn jemand sie streicheln möchte, dass sie aufspringen und bellen kann und streicheln im Normalfall nicht will, weil sie Angst hat. Dabei belassen wir es im Normalfall, es wird also nicht gestreichelt. Wenn wir mit der Person ohnehin länger reden, erklären wir es vielleicht noch ausführlicher. Durch das längere Reden wird Trixie normalerweise auch weniger unsicher.
Und dann lassen wir sie selbst entscheiden, ob sie möchte oder nicht. Da sie normalerweise frei läuft, gibt es da auch keinen Druck, sie kann also sich auch dagegen entscheiden und weg gehen. Damit funktioniert es eigentlich gut. Trixie muss sich nicht streicheln lassen. Andererseits sind die Leute gewarnt und wissen, warum sie nicht streicheln sollten. Es gibt zwar einige Unbelehrbare, aber die sind selbst schuld, wenn sie angebellt werden.
Da hab ich dann auch kein Mitleid, wenn sie sich erschrecken, und Trixie ist inzwischen so selbstsicher, dass es sie nicht aus der Ruhe bringt, wenn sie mal jemanden mit Bellen auf Abstand halten muss, da sie dann ja auch selbst weggehen kann und von unserer Seite auch darf. Da darf sie selbst entscheiden und bekommt für das Bellen keinen Ärger. Es ist dann aber auch immer nur ein einmaliges "Wuff", nicht mehr.
Für uns und Trixie funktioniert es so. Allerdings ist das auch erst das Ergebnis jahrelangen Trainings und einer tollen Entwicklung zu einer relativ selbstbewussten Hündin, wo die Nähe zu fremden Personen das letzte kleine Problemchen ist, aber auch nur, wenn diese Trixie streicheln wollen. Und selbst das bringt sie nicht mehr aus der Ruhe, da sie ihren Willen ja zeigen darf und von unserer Seite auch bekommt.
Generell mag ich Menschen, die einfach auf Hunde zustürmen schon einmal überhaupt nicht. Man geht nicht einfach auf Tiere zu, streichelt sie und findet das vollkommen in Ordnung. Das tun allerdings sehr viele Menschen und manchmal frage ich mich echt, wo die ihre Erziehung genossen haben? Ist doch nicht schwierig, den Hundebesitzer zu fragen, ob es klar geht, den Vierbeiner zu streicheln, oder?
Trotzdem bin ich bei einem Welpen durchaus gewillter zu sagen, ja den dürfen sie streicheln. Mir geht es dann vor allem auch darum, dass der Vierbeiner schon lernen soll, andere Menschen ebenso ordentlich zu behandeln wie mich, nicht anspringen, beißen/zwicken usw. Das eben bei Fremden dieselben Regeln gelten, aber das bedeutet bei Weitem nicht, dass jetzt alle fünf Minuten gehalten werden muss, weil jemand den Vierbeiner anfassen will.
Bei Kindern habe ich eigentlich immer ja gesagt. Denn Kinder sind mal ungestüm, mal besonders laut usw. Ich fand das immer sehr gut als eine Art Lerneffekt für den Vierbeiner, wo er klein war, damit er weiß, dass da nichts schlimmes hinter steckt, wenn die Kids unterschiedlich laut reagieren, unterschiedlich streicheln und die Tonlage variiert.
Doch ich achte schon genau, wenn ich mit den Hunden von einer Freundin unterwegs bin, dass nicht jeder die Vierbeiner anpackt, wann es ihm/ihr beliebt. Auch erwarte ich, dass man fragt und auch ein „nein“ akzeptieren kann. Bei Kindern habe ich von der Freundin ebenso die Anweisungen, ruhig ja zu sagen. Und daran halte ich mich, wenn ich die Aufsicht für die Vierbeiner habe.
Ich hatte bei Kindern ohnehin nie etwas dagegen, wenn die den Vierbeiner streicheln. Bei Erwachsenen gucke ich mir das schon genauer an. Was ich schwierig finde, das meine ich gar nicht respektlos, sind ausländische Kinder. Ganz oft wollen die Kids die Hunde streicheln, erst kürzlich wieder erlebt. Alles ist in Ordnung.
Tage danach mit Mama unterwegs, Mama schreit wie am Spieß vor denselben Hunden, die ihre Kinder gestreichelt haben und jetzt? Jetzt haben die Kinder auch Angst. Das geht mir total auf den Sack und davon bin ich, wenn ich mit den Vierbeinern meiner Freundin raus gehe auch wirklich genervt.
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