Der Exfrau den Lottogewinn schenken
Ich habe letztens auf TikTok ein Video gesehen, über das ich noch nachdenke. In diesen Videos liest eine Person immer Nachrichten vor, die ihr zugeschickt wurden von verschiedenen Personen und wo es darum geht, dass an die Zuhörer beziehungsweise Zuschauer die Frage gestellt wird, was sie davon halten und ob sie denken, dass sich der Verfasser der Nachricht in dieser Situation falsch verhalten hat oder nicht.
In dem konkreten Video ging es darum, dass ein Mann im Lotto gewonnen hat. Er war bereits seit mehreren Jahren von seiner Ehefrau getrennt und geschieden. Sie hat sich in den Jahren um die Kinder gekümmert und immer das Meiste davon gemanagt, auch, wenn er die Kinder immer mal wieder betreut hat und Unterhalt gezahlt hat, so bleibt ja doch das Meiste an ihr hängen. Als er dann im Lotto gewonnen hat, hat er den kompletten Lottogewinn seiner Exfrau geschenkt - da sie so viel Arbeit hat, fand er, dass sie das Geld verdient hat. Diesbezüglich hatte er dann jedoch Streit mit seiner neuen Frau, die meinte, dass er sich absolut falsch verhalten hat.
Ich selbst finde das Verhalten von dem Mann sehr nobel. Sicherlich hätte er es nicht machen müssen und ich hätte es anstelle seiner Frau selbstverständlich auch nicht erwartet. Jedoch finde ich, dass es eine nette Geste ist und es zeigt, dass er es zu schätzen weiß, dass sie sich größtenteils um die Kinder der beiden kümmert und somit ja auch mehr “Arbeit” hat, die er ihr damit quasi bezahlt hat. Denn auch wenn man geteiltes Sorgerecht hat, so bleibt immer ein Großteil der Arbeit an einem der beiden Elternteile hängen.
Wie seht ihr das Ganze? Findet ihr, dass der Mann sich richtig verhalten hat? Wie hättet ihr euch in seiner Situation verhalten und hättet ihr vielleicht ähnlich gehandelt und den Gewinn geteilt oder es komplett für euch behalten beziehungsweise höchstens den Kindern etwas davon abgegeben?
Ich finde es sehr löblich, wenn man bei einer Trennung den Expartner bedenkt, wenn man etwas gewinnt und der mit den eigenen Kindern die hauptsächliche Arbeit hat. Wobei ich das sicherlich geteilt hätte. Dass die neue Frau nun nicht begeistern war kann ich schon nachvollziehen, da man selber ja dennoch Ausgaben und Wünsche hat und den Kindern bei Besuch ja auch gerecht werden möchte. Ich hätte deswegen wohl 50:50 geteilt bei einer großen Summe und bei einem kleineren Gewinn, also was weiß ich 1000 € hätte ich es der Kindsmutter zukommen lassen.
Das kann ja aber jeder so machen wie man will und daher finde ich es vollkommen okay, wenn man alles weitergibt, wenn man selber vielleicht auch eher wenig braucht und der Mutter auch mal zeigen will, dass sie eine gute Arbeit mit den Kindern macht. Nur weil man nicht mehr zusammen ist, muss man sich ja nicht gegenseitig hassen. Gerade wenn man Kinder zusammen hat, sollte man schon versuchen sich gegenseitig wertzuschätzen und zu respektieren.
Für mich gibt es da weder ein richtig oder falsch. Wenn es ein Millionengewinn gewesen wäre, wäre ich als neue Frau auf jeden Fall sauer, wenn er den kompletten Gewinn abgegeben hätte, außer wenn ich selber viel Geld hätte. Ich halte sowas für ein konstruiertes Beispiel und glaube nicht, dass es genauso überhaupt stimmt.
"Sehr nobel" finde ich daran gar nichts. Für mich klingt das so, als würde der gute Mann sich im Nachhinein ein besseres/gutes Gewissen erkaufen, nachdem seine Ex in Bezug auf die Kinderaufzucht "das Meiste davon gemanagt" hat. Und wahrscheinlich nicht nur ein paar Monate, sondern jahrelang. Also die berühmte unbezahlte Sorgearbeit geleistet hat, die traditionell an den Müttern hängenbleibt. Selbst wenn der Typ "Unterhalt" gezahlt hat, ist das für mich auch kein Argument, ihn von der Verantwortung freizusprechen und alles darüber hinaus als nobles und lobenswertes Engagement anzusehen. Das ist das absolute Minimum, dass man Kinder, die man gezeugt hat, finanziell nicht im Regen stehen lässt.
Darüber hinaus finde ich, das jeder mit seinem Eigentum anstellen kann, was er will, mit Ausnahmen wie dem bereits erwähnten "Unterhalt" für minderjährige Kinder und ähnlicher Verpflichtungen. Egal, ob der Mann das Geld geerbt, gewonnen, gefunden oder sich vom Mund abgespart hat - natürlich kann er es verschenken, genauso wie verbrennen oder verprassen. Andere Leute, und dazu zähle ich in diesem Fall sogar Ehepartner, haben da prinzipiell keine Vorschriften zu machen. Natürlich gebieten es Respekt und Anstand, zumindest auf die unmittelbare Familie Rücksicht zu nehmen, aber Anspruch auf die Kohle hat niemand außer dem Besitzer.
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