Laschet gratuliert Sieger nicht - Empörung nachvollziehbar?
Die Wahl vom Sonntag ist nun vorüber und der primäre Sieger steht fest, es ist die SPD. Da kann auch die Union nicht dran rütteln, auch wenn das nicht gleichbedeutend mit der Kanzlerfrage zu setzen ist. Allerdings empören sich viele Medien und Politiker derweil über das Verhalten von Amin Laschet wie u.a auch wieder hier zu sehen ist. Es geht darum, dass er wohl noch nicht der SPD für ihren Sieg gratuliert hat.
Es scheint wohl politisch eine Art Spielregel zu geben, die natürlich voraussetzt, dass man dem Sieger gratuliert, auch wenn man damit seinen Verlust eingesteht und aktuell wie bei der CDU/CSU von einem wirklichen Debakel bei über 8 % an Stimmenverlust reden kann. Dies ist bisher nicht geschehen und die Menschen sind teils brüskiert.
Grundsätzlich gehört es sich zwar, dass man dem Sieger gratuliert, aber diesen „Zirkus“ darum kann ich politisch jetzt nicht ganz nachvollziehen, aber vielleicht seid Ihr darüber auch empört? Findet Ihr, dass man sich anstellen kann oder denkt Ihr auch, dass Laschet längst gratulieren muss und sich damit eigentlich nur wieder selbst schadet?
Natürlich ist der Ärger nachvollziehbar. Denn damit trifft Armin Laschet nicht nur das nächste Fettnäpfchen zielsicher, er zeigt deutlich, dass ihn der Wille der Wähler absolut nicht interessiert. Ja, das Ergebnis ist knapp, beide großen Parteien können über Koalitionen den Kanzler stellen. Aber das steht an dieser Stelle gar nicht zur Debatte. Die CDU/CSU hat massiv an Stimmen verloren, die SPD hat dagegen Wähler gewonnen und die Nase vorn. Die Gratulation gehört zum guten Ton, auch wenn man nach Verhandlungen vielleicht nicht in der Opposition landet.
Aber er macht doch weiter wie schon den gesamten Wahlkampf. Einerseits soll es mit seiner Partei plötzlich schnell besser werden, obwohl das seit 16 Jahren drin war, auf der anderen Seite soll sich bloß nichts ändern. Auf Fragen reagiert der Herr patzig. Genauso angefressen reagiert er nach der Wahl. Schuld sind immer die anderen. Es fehlt wirklich jeglicher Hauch der Erkenntnis, dass er die Wähler nicht überzeugen konnte und dass er sich einfach schlecht verkauft hat.
Auf mich wirkt das Verhalten von Laschet ein wenig wie eine abgeschwächte Fassung von Trump, der die Wahlniederlage seiner Partei ja auch partout nicht anerkennen wollte und weiter darauf bestanden hat, eigentlich der legitime Präsident zu sein. Laschet ist nicht so krawallig und nicht so penetrant, aber vom Prinzip her steckt wohl eine ähnliche Einstellung dahinter.
Was die Gratulation der Siegerpartei betrifft, denke ich, dass es einfach Usus ist und zum guten Ton gehört. Ich verstehe nicht ganz, warum man das nicht einfach macht. Als ehrlicher und guter Verlierer, der der überlegenen Seite gratuliert, könnte er bestimmt ein paar Prozentpunkte Sympathie gutmachen, aber anscheinend will er das gar nicht.
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