Referat: Angst und Aggression
Definition:
Angst und Depressionen lassen sich im Kindesalter nicht immer gut voneinander unterscheiden, die ängstlich-klammernde Reaktion eines Kindes im Grundschulalter kann beispielsweise Ausdruck einer depressiven Reaktion vor dem Hintergrund der Trennung bzw. Scheidung der Eltern sein, es kann sich dabei aber auch um eine isolierte Angststörung in Form von Trennungsangst handeln – in diesen Fall wird in bedrohlich erscheinenden Trennungssituationen eine mangelhafte Autonomieentwicklung des Kindes mit Angstsymptomen beantwortet.
- Häufigkeit:
zwischen 10 und 20 % der Kinder und Jugendlichen leiden unter Angststörungen, spezifische Störungen, wie z.B. Phobien, treten verhäuft zwischen dem 4. und dem 10. Lebensjahr auf, generalisierte Angststörungen häufen sich mit dem Eintritt in das Jugendalter und nehmen mit dem Alter zu, es existiert ein Risiko von 12% einmal im ganzen Leben eine Depression zu entwickeln, im Grundschulalter beträgt die Häufigkeit unter 1% und steigt im Alter auf bis zu 9% an,
- besonders empfindliche Lebensphase für die Entwicklung von Depressionen ist die Pubertät, es sind mehr Mädchen als Jungen betroffen, wahrscheinlich wegen hormoneller Veränderungen und wegen dem Umstand dass Mädchen Stressoren (= Ereignisse, die eine Stressreaktion auslösen) schlechter verarbeiten als Jungen
- außerdem treten Depressionen gehäuft neben einer anderen Krankheit auf, wie z.B. bei Kindern mit chronischen, körperlichen Erkrankungen oder bei psychischen Störungen
- Ursachen und Auslöser:
- depressive Reaktionen im Kindes- und Jugendalter können durch alle Erlebnisse ausgelöst werden, die zu verstärkten Trauerreaktionen bei den Betroffenen führen, Auslöser können unter anderem Traumata im Sinne von Verlustereignissen sein (bei Jugendlichen auch Liebeskummer !), aber auch chronische Erlebnisse, die mit einer Schwankung des Selbstwertgefühls einhergehen, wie z.B. bestimmte Schwächen in der Schule, Je nach kindlicher Persönlichkeit, Entwicklungsstand und Vorerfahrungen sowie der Gesamtheit der neurobiologischen Ausstattung gibt es verschiedene Lebensereignisse, die eine depressive Störung hervorrufen können:
Verluste eines oder beider Elternteile, psychische und/oder körperliche Erkrankung eines Elternteils, Verlust bzw. Mangel an emotionaler Zuwendung sowie emotionaler/ körperlicher Missbrauch, längerfristige Trennung im ersten Lebensjahr, übermäßiger Streit der Eltern, Scheidung/ Trennung, alleinerziehender Elternteil, Armut. es gibt auch Formen von Depressionen, bei denen man genetische Komponenten in Betracht ziehen muss, leidet einmal an einer Depression (so kann es zu einem Selbstverstärkungsprozess kommen, z.B. in Form von erlernter Hilflosigkeit sich immer weniger zu vertrauen)
Erscheinungsformen:
- Depressionen treten selten in ihrer „reinen Form“ auf, sondern meistens verdeckt, z.B. in Form von körperlichen Beschwerden (Kopf- oder Bauchschmerzen, Zurückgezogenheit, aber auch übermäßigen, unangemessenen Aggressionen) oder gehemmt oder gehen in Organerkrankungen über, können häufig auch neben einer anderen psychischen Grunderkrankung oder im Verlauf einer psychischen Störung (Essstörung, Zwangsstörung oder Schizophrenie) auftreten
- Allerdings muss die altersabhängige Ausprägung von depressiven Symptomen beachtet werden, denn je nach Altersstufe zeigen die Betroffenen unterschiedliche depressive Reaktionen.
- Kleinkinder zeigen nach traumatischen Trennungen depressive Symptome, die man in drei Phasen einteilen kann: Protest, Verzweiflung und Ablehnung
1. Phase: es ist zu beobachten, dass sich das Kind aktiv mit Schreien, Toben, mit Weinen und Unruhe wehrt
2. Phase: gekennzeichnet durch passives Verhalten und Ablehnung von neuen Bezugspersonen
3. Phase: Kinder ziehen sich resignativ in sich zurück
- im Vorschulalter fallen bei depressiven Kindern trauriger Gesichtsausdruck und verminderte Gestik und Mimik auf, Kinder sind leicht reizbar, stimmungslabil, können sich nicht richtig freuen, sind meist introvertiert, können aber auch plötzlich aggressiv werden
- Schulkinder können besser über ihre Befindlichkeit und auch über ihre Traurigkeit berichten, in diesem Alter können auch Suizidgedanken und -absichten geäußert werden, die Kinder befürchten auch oft von den Eltern nicht genügend beachtet oder geliebt zu werden
- im Vordergrund bei Depressionen im Pubertäts- und Jugendalter stehen vermindertes Selbstvertrauen, Apathie, Angst, Konzentrationsmängel und tagesrhythmische, Schwankungen des Befindens. Es ist allerdings zu bedenken, dass die Pubertät eine Phase ist, in der u.a. unmotivierte Stimmungsschwankungen, Lust- und Teilnahmslosigkeit, bedrückte Stimmung vermehrt auftreten.
-> Deshalb muss man gerade hier darauf achten, ob es sich um die typischen Merkmale der Pubertät handelt, oder ob wirklich eine depressive Störung vorliegt.
Gefühlswelt eines depressiven Kindes/Jugendlichen:
- Innensicht eines depressiven Kindes: hat ein umfassendes Gefühl des Ungenügenden, außerdem Gefühl, zu kurz gekommen, zu wenig versorgt und nichts wert zu sein, nichts zu können, bildet in der Folge Grundlage für emotionale Unsicherheit, übermäßige Bedürftigkeit, hohe Kränkbarkeit sowie ein starkes Bedürfnis nach Anerkennung, oft Versuch diese Gefühle zu bewältigen durch Eingehen enger Beziehungen, Anpassung und Aggressionshemmung sowie gesteigerte Leistungsbereitschaft.
Folgen
- bei einer einmal etablierten Depression können selbsterhaltende und selbstverstärkende Faktoren dazu führen, dass sich das Krankheitsgeschehen eigendynamisch entwickelt, so verringert sich z.B. der Bekannten- und Freundeskreis, dies wird dadurch verstärkt, dass depressive Menschen Kommunikationsdefizite in Gestik und Mimik aufweisen, die von der Umgebung als abweisend und desinteressiert interpretiert werden
Fehlinterpretation depressiven Verhaltens:
In der Depression erlebt man Sinn- und Hilflosigkeit, was wiederrum die Depression verstärkt (Teufelskreis) Im schlimmsten Fall eine Depression auch zu einem Suizidversuch führen.
Depressive Kinder in der Schule / Depression im schulischen Kontext
Die beständige Abehnung depressiver Kinder- und Jugendlicher ist auch ein in der Schule zu beobachtendes Phänomen --> Ein deutlich und kontinuierlich reduzierter Freundeskreis gehört zu den Anzeichen für eine depressive Störung bei Schülern und gibt Anlass zur genaueren Beachtung des Schülern durch die Lehrperson. Dies zeigt auch, wie wichtig es ist den sozialen Zusammenhalt und Freundschaften unter Schülern zur fördern und vor allem depressiv-ängstliche Kinder in den Klassenverband zu integrieren.
Depressive Jugendliche benötigen viel Einfühlungsvermögen von Seiten des Lehres, der außerdem versuchen muss das Verhalten des Schülers richtig einzuschätzen.
Der enge Zusammenhang zwischen Depression, Angst und Selbstwert hat vorallem für die Schule zwei bedeutende Folgen: in unbekannten oder neuen Situationen entwickeln depressive Schüler einen depressionserhaltenden spezifischen Erklärungsstil und , verstärkt durch Misserfolgserwartungen, ein defizitäres Lernverhalten. Dieser Zusammenhang ist wichtig für die Beurteilung des Lernverhaltens depressiver Kinder/Jugendlicher.
Lehrer bemerken häufig als Erster Veränderungen bei einem Schüler (wegen der emotionalen Nähe zum Kind verlieren die Eltern die Objektivität in der Beobachtung ihres Kindes) und sollten bei ihrer Reaktion einiges beachten:
Schüler behutsam, aber bestimmt ansprechen Eltern einbeziehen vorschnelle Zurückweisung vermeiden auf Behandlungsmöglichkeiten hinweisen.
Trotzdem muss sich der Lehrer über seine Grenzen im Klaren sein. Er darf zwar nicht wegsehen, sich aber auch nicht überschätzen und sich nicht von dem betroffenen Schüler binden lassen („... das dürfen Sie niemandem sagen...“). Lehrer sind schließlich keine Therapeuten, weshalb immer eine Behandlung durch einen Experten erfolgen muss. Sollte es zur offenen Androhung eines Suizidversuches kommen, muss der Lehrer die Eltern umgehend informieren. Sollten diese nicht handeln (Jugendpsychiater einschalten) ist der Lehrer verpflichtet ist der Lehrer einen Notarzt oder einen Kinder- und Jugendpsychiater einzuschalten.
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