Referat: Störung des Sozialverhaltens bei Jugendlichen
Definition im klinischen Sinne wird von einer schweren Störung des Sozialverhaltens gesprochen, wenn beim Jugendlichen mindestens 6 Monate lang Verhaltensmuster bestehen, wie z.B. Grausamkeit/Gewalt, Schulschwänzen, ungewöhnlich häufige und schwere Wutausbrüche aus Sicht von Schul- bzw. Strafgesetz handeln Jugendliche gewalttätig, wenn sie zielgerichtet und direkt bei anderen physische, psychische oder soziale Schädigungen verursachen.
Häufigkeit vereinzelt dissoziale bei Jugendlichen sind eher die Regel als die Ausnahme!: 60-80% der Jugendlichen haben wenigstens einmal in ihrem Leben eine deilnquente Handlung (Sachbeschädigung, Eigentumsdelikt, Körperverletzung, Schwarzfahren) begangen 7% der 11-18-jähringen zeigen aggressiv-dissoziale Verhaltensweisen
eine Zunahme von Gewalttaten ist zu verzeichnen
Aus der Sicht von Lehrern ist Gewalt an Schulen eher selten, Ausnahme: verbale Gewalt und Gewalt gegen Sachen --> Gewalt gegen Mitschüler und Lehrkräfte treten deutlich seltener auf als verbale Gewalt oder Gewalt gegen Sachen
Intervention:
Elternarbeit, Lehrerfortbildung, Training und systemische Konzepte (gewaltfreier Widerstand, Autorität ohne Gewalt). Im klinischen Bereich häufig Psychotherapie, Verhaltenstherapie, Beratung, ggf. medikamentöse Therapie
Man kann grundsätzlich verschiedene Behandlungsansätze bei schwerwiegenden sozaieln Störungen und Gewalttätgkeiten unterscheiden:
Behandlungsansätze, die den Fokus auf das gewalttätige Kind legen. Hierbei soll der Störende verändert werden. Problem: Therapeutisch ausgerichtete Programme zeigen auf Dauer wenig Wirkung und andere, die sich an die Eltern oder Lehrer richten. Hierbei versuchen die Erwachsenen durch bestimmte Formen der Disziplinierung mit der Störung umzugehen. Problem: Konzepte mit Betonung der Durchsetzung elterlicher Autorität (etwa durch Belohnung und Bestrafung) können im Jugendalter Entfremdung und Eskalation verschärfen.
Die dritte Möglichkeit ist ein Beratungskonzept, das Haim Omer in Israel in Anlehnung an Überlegungen zum gewaltfreien Widerstand nach Gandhi für Eltern vor allem gewalttätiger Kinder entwickelte. --> Seit einigen Jahren auch in Deutschland bekannt Zentrale Rolle: Begriff der elterichen Präsenz aber explizit nicht auf Dominanz, Macht und pädagogische Konsequenz hin ausgerichtet, sondern Präsenz der erwachsenen Person wird dazu genutzt, um Eskalationskreisläufe und destruktive Polarisierungen zu unterbrechen
5 Elemente des gewaltfreien Widerstandes
1) Erkenntnis, dass die Präsenz des Lehrers für die Kinder ebenso wichtig, wie die der Eltern
- Präsenz ist hierbei im ursprünglichen Wortsinn als körperliche Anwesenheit gemeint
- Diese verleiht, laut Gandhi, dem Widerstand seine Kraft
- Menschen blockieren mit ihrem Körper z.B. einen Weg und schauen ihren Widersachern dabei freundlich und klar in die Augen. Hiermit wird die Entschlossenheit ausgedrückt bestimmte Verhaltensweisen nicht länger hinzunehmen.
--> in diesem Schritt geht es darum eine Form von Anwesenheit der Lehrkräfte in problematischen Bereichen herzustellen, die die Botschaft vermittelt „Ich bin der Lehrer! (Ihr kommt an mir nicht vorbei!)“, Botschaft wirkt nicht über Worte, sondern über Handlungsweisen des Lehrers
- Präsenz ist angewiesen auf die soziale Unterstützung des Kollegiums und der Schulleitung
2) Alle Schritte, die zu einer Eskalation führen könnten, werden vermieden
- Die Lehrkraft soll auf verletzendes und beleidigendes Verhalten verzichten und auch die eigenen, oft nicht bewussten Schritte in die Eskalation hinein erkennen und vermeiden.
- Es ist wichtig zu lernen Provokationen zu widerstehen, ohne zurückzuschlagen
- Eskalation, aber auch Nachgiebigkeit führen zu Frustration und wechselseitiger Feindseeligkeit. Beide Formen provozieren die nächste Eskalation.
3) Gewaltfreier Widerstand bedeutet die Bereitschaft, Geheimhaltung und Isolation aufzubrechen.
- Gewalt darf nicht länger verschwiegen werden, Unterstützungsnetze müssen aufgebaut werden und die öffentliche Meinung in der Schule muss gegen Gewalt mobilisiert werden.
4) Gewaltfreier Widerstand besteht in Handlungen
- Jugendliche versuchen Erwachsene in Diskussionen zu verwickeln. Je mehr erklärt, gebeten oder geredet wird, desto mehr ist der Jugendliche überzeugt, die Erwachsenen seien nicht bereit zu handeln. Eltern und Lehrer müssen lernen, die Tücken verbaler Auseinandersetzungen zu vermeiden und wirksame Formen des Widerstandes zu erlernen, wie z.B. zu Schweigen.
5 )Man muss beachten, dass es unter den Jugendlichen immer auch Stimmen gegen Gewalt gibt.
- Diese werden gestärkt, wenn die Jugendlichen erleben, dass sich der Widerstand nicht gegen sie, sondern gegen die Gewalt richtet.
- Man muss den Jugendlichen deutlich machen, dass man an einer guten Beziehung interessiert ist.
- Aggressive Jugendliche neigen zu Fehlinterpretationen, indem sie z.B. neutrale oder freundliche Aussagen als feindseelig interpretieren.
- Um diesen Interpretationsfehlern vorzubeugen, sollten Versöhnungsangebote klar ausgedrückt werden.
Lehrer können diese Strategie nur mit Hilfe der Schulleitung und der Eltern umsetzen, denn Konflikte zwischen Lehrern und Eltern schwächen beide Seiten und stärken den Jugendlichen. Oftmals kommt es auch zum Versuch der Spaltung, indem die Jugendlichen Horrorgeschichten über die jeweilige andere Seite zu vertiefen. Unterstützend sind hierbei gemeinsame Workshops, Vorträge und Ausschüsse von Eltern und Lehrkräften. Diese Ausschüsse haben die Aufgabe alle Fälle von Gewalt innerhalb der Schule zu veröffentlichen. Außerdem wird ein Unterstützungssystem für Lehrer bei Bedrohung aufgebaut. Wenn Eltern und Schule gut zusammenarbeiten, wird nachweislich der Grad der Aggressivität in der Schule gesenkt.
Beim Umgang mit aggressiven Störungen müssen Lehrer folgendes beachten:
Nachgeben oder Ignorieren führt zu Eskalation von Gewalt. Hierbei ist eine klare Haltung zu jeder gewalttätigen Aktion wichtig, die das aggressive Verhalten eindeutig bennent, ohne sich in die Eskalation verwickeln zu lassen. Unmittelbare, direkte Reaktionen auf Aggression fördern Eskalation. Sie führen zu Drohungen und Gegenangriffen. (erst handeln und schlichten, wenn sich die situation beruhigt hat und der akute Stress vorüber ist) Dominanzorientierung („Ich bin der Boss“) steigert den Konflikt, Beharrlichkeit hilft den Konflikt zu deeskalieren. (ein Satz wie „Ich muss nicht gewinnen, ich muss nur beharrlich sein!“ mag helfen sich nicht zu verwickeln und aus dem Schema gewinnen und verlieren auszusteigen) Generalisierende Ermahnungen, Drohungen, verbale Angriffe steigern Feindseeligkeit und Polarisierung zwischen Lehrer und Schüler. Positive, integrierende Aussagen sollten ausgesprochen werden, damit die die gegen Gewalt sind unterstützt werden. So sollten die Aussage „Ihr“ und „Du“ durch „Wir“ ersetzt werden. --> aggressives Kind miteinbeziehen, damit es in der Gemeinschaft einbezogen bleibt.
Kontaktabbruch steigert die Feindseeligkeit auf beiden Seiten. Die Lehrperson muss den Kontakt zum problematischen Schüler halten, z.B. durch freundliche Aufrufe. Heimlichtuerei und Verschweigen fördern Gewalt. Gewalt braucht Heimlichkeit und jedes Verschweigen festigt familiäre und schulische Gewalt. Es können z.B. auch Vermittler eingesetzt werden, wie z.B. ehemalige Schüler.
Einige Schulen haben auch eine Reaktionspyramide entwickelt, die aufzeigt, wer in welchen Fällen von Gewalt reagiert.
1. Stufe: handeln Lehrer und Eltern
2. Stufe: weitere Lehrkräfte
3. Jahrgangsstufenleiter und Beratungslehrer
4. Schulleitung und externe Einrichtungen
==> Gewalt ist nicht Sache eines einzelnen Lehrers, sondern es gibt eine gemeinsame Verantwortung für das Handeln.
Verschiedene Methoden des gewaltfreien Widerstandes:
Beobachtungsbericht:
macht dem Jugendlichen deutlich, dass er unter Beobachtung steht, außerdem tritt der Lehrer in einen Dialog mit den Eltern.
Am Ende jeder Stunde trägt der Schüler in den Beobachtungsbericht ein wie er sich verhalten hat (ob er gegen andere aggressiv war). Lehrer zeichnet den Bericht, ggf. mit Kommentar, ab. Zweimal pro Woche werden die Berichte mit dem Klassenlehrer ausgewertet. Einmal pro Woche erhalten die Eltern einen Bericht.
Regelzeit des Verfahrens: 1 Monat
Erfolg hängt entscheidend von der Konsequenz der Lehrperson bei der Durchführung ab Jede Unterrichtsstunde wird dem Schüler gezeigt, dass man genau auf ihn achtet zbd dass due Schule Gewalt nicht akzeptiert
Sit-In
in der Schule gibt es zwei Grundformen des Sit-Ins:
1. Lehrerteam lädt Schüler zum Gespräch ein
2. Team sucht Schüler dort auf, wo er sich befindet
Sprecher teilt Jugendlichem mit, dass Team gekommen ist, weil Schule und Eltern nicht länger bereit sind störendes, aggressives Verhalten hinzunehmen. Hierbei sollte nicht moralisiert oder gedroht werden. Team wartet nun auf Lösnungsvprschläge des Schülers. Wenn Schüler Verwantwortung auf andere schiebt, oder unakzeptablen Vorschlag macht folgt die Antwort, dass dies keine Lösung sei wird Lösung vorgeschlagen: wird gesagt, dass man ihre eine Chance gegen wolle und Gespräch wird beendet keine Warnung oder Bedinungen aussprechen, auch nicht ankündigen, dass sich Sit-In wiederholen wird, wenn Jugendlicher gegen Regeln verstößt
Ohne Darlegung eines Vorschlages bleibt das Team eine vorher vereinbarte Zeit anwesend (20-30min)--> auch hier keine Drohung. Selten mehr als 5 Sit ins erforderlich interessant: Schüer veränderten ihr Verhalten auch ohne Lösungsvorschlag genauso häufig wie schüler, die vorschläge machten.
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