Muss getrennter Vater sich an die Regeln der Mutter halten?
Frau A und Herr B sind getrennt, aber haben einen gemeinsamen dreijährigen Sohn. Dieser geht alle zwei Wochen, wenn der Papa mal wieder Lust hat, zu ihm und nächtigt dort das gesamte Wochenende. Ganz selten kommt es vor, dass er ihn auch mal öfters nimmt, aber ist es eher häufiger so, dass er oftmals seine Treffen mit dem Jungen auch nicht sonderlich gut einhält.
Der dreijährige Sohn ist ohnehin verhaltensauffällig. Er schlägt und beißt viel, auch die Mama sowie die Erzieher. Auch schreit er rum, kann sich schlecht konzentrieren, ist hoch aggressiv und mehr. Generell deuten viele unterschiedliche Dinge laut Arzt auf ADHS hin, aber Frau A möchte da keine medikamentöse Behandlung anstreben.
Bei Frau A darf der Junge natürlich Junge sein, aber es gibt Regeln. Auch Konsequenzen gibt es bei ihr. Bei Herrn B jedoch nicht. Wenn der Junge dort ist, schreit und ausrastet, wird er teilweise belohnt. Im Gegensatz zur Mutter muss aber gesagt werden, dass Herr B, wenn er den Jungen hat, viel mit ihm unternimmt, ihn auspowert usw, aber dafür eben keine Regeln einhält.
Zu Hause bei Frau A, wo der Junge ja permanent lebt, dreht er nach dem Wochenende mit seinem Papa also systematisch durch. Sie benötigt Tage, ehe er sich wieder an Regeln hält, aufhört sie zu attackieren und mehr.
Nun ist sie ohnehin der Meinung, dass er dieselben Regeln abseits ihrer vier Wände einzuhalten hat, damit es nicht ständig zu Konfrontationen kommt. Auch meine Chefin meinte, dass man da schon von Jugendamtsseite etwas tätig werden kann, aber eben nicht so wie sie es sich gerne vorstellt.
Ich bin deswegen arg irritiert und frage mich, ob es dafür wirklich rechtlich eine Grundlage gibt, dass der Papa sich an die Regeln der Mama halten muss, nur weil sie das Sorgerecht und Aufenthaltsbestimmungsrecht hat? Muss der Papa sich an ihre Regeln als Vorgabe halten oder darf er sehr wohl auch bei ihm entscheiden, was bei ihm eben okay ist?
Natürlich kann jeder sein eigenes Ding machen, das kann man ja auch in einer Beziehung so machen. Allerdings sollte zum Wohle des Kindes gehandelt werden. Meiner Meinung nach ist es schwierig, wenn man verletzt ist, sich gegenseitig verletzt hat und dann noch ein Kind zusammen hat und das Ganze organisieren muss.
Ich würde wahrscheinlich als Mutter schauen, ob man da einen Mittelweg finden kann, sich zusammensetzen kann und das Wort sucht. Letztendlich wird man aber mehr nicht machen können und der Vater sollte ja auch wissen, dass es nach dem Wochenende schlimmer wird, wenn man sich regelmäßig austauscht.
Wobei ich das Verhalten aber ehrlich gesagt auch absolut normal finde und nicht sofort von ADHS sprechen würde, natürlich kenne ich das Kind aber auch nicht persönlich. Meine Tochter ist auch 3 und würde sich von Jetzt auf Gleich ihr kompletter Alltag ändern, dann würde sie sicherlich auch extrem reagieren. Das kann ein Kind in dem Alter noch gar nicht nachvollziehen.
Natürlich kann das Jugendamt vermitteln, aber man sollte es eigentlich erst mal selbst versuchen und schauen, dass man da eine Lösung bekommt. Sicherlich müssen beide Seiten in gewisser Weise nachgeben und es kann auch nicht schaden, wenn der Vater das Kind öfter sieht und die Mutter mehr mit ihm macht.
Kommt darauf an, wie sehr man das Kind noch weiter verkorksen will. Aber wenn das Ego der Eltern eben vor dem Kindeswohl kommt, ist es anscheinend völlig wurscht, ob der Knabe fürs Leben gezeichnet wird und wahrscheinlich auch noch in 20 Jahren Umwelt und Behörden auf die Nerven fällt. Jetzt könnte man bei "Verhaltensauffälligkeiten" noch positiv einschreiten und helfen, wenn das Büblein mal 15 ist und Autos klaut (oder was auch immer die "heutige Jugend" so verbricht), ist es zu spät.
In meinen Augen kommen hier beide angeblich erwachsenen Elternteile schlecht weg. Sie verweigert grundlos eine allem Anschein nach medizinisch notwendige Behandlung und lässt Sohnemann lieber leiden, er hat keinen Bock darauf, die Frucht seiner Lenden anständig zu behandeln, wozu eben auch "Regeln" gehören. Wahrscheinlich, damit das Kind Papa lieber hat, was wiederum Papas Ego füttert.
Für mich hat das Ganze gar nicht so viel mit "Sorgerecht und Aufenthaltsbestimmungsrecht" zu tun. Man kann einiges gerichtlich regeln, aber den Leuten eben weder Empathie noch Anstand und Charakter einprügeln. Und daran scheint es mir hier eher zu fehlen als an rechtlicher Absicherung.
Eine rechtliche Grundlage kann es nicht geben, dass sich der Vater an die Regeln der Mutter beziehungsweise umgekehrt halten muss, außer dass natürlich die Zeiten geregelt werden, wann der Vater beziehungsweise die Mutter das Kind hat. Kinder kommen normalerweise mit unterschiedlichen Regeln ganz gut klar. Das ist ja auch in anderen Bereichen so. Bei Oma und Opa dürfen sie wahrscheinlich Dinge, die sie zu Hause nicht dürfen, ebenso sind Lehrer unterschiedlich. Es ist wahrscheinlich schwieriger für Kinder, wenn der Vater beziehungsweise die Mutter sich verstellen muss, um die Ansprüche des anderen zu erfüllen, als wenn sie sich so geben, wie sie es für richtig halten.
Wenn die Mutter oder der Vater das Sorgerecht hat, darf sie/er meines Wissens nach über grundlegende Dinge wie medizinische Behandlungen alleine entscheiden. Wenn sie/er nur das Aufenthaltsbestimmungsrecht hat, dann müssen beide einverstanden sein. Das kann natürlich zu Problemen führen. Wenn es wirklich wichtige Dinge sind und es hart auf hart kommt, wie etwa medizinische Behandlungen oder Nichtbehandlungen, entscheidet wahrscheinlich ein Familiengericht aufgrund des Kindeswohls.
Das ist alles sehr schwierig. Man sollte in solchen Fällen eine Familientherapie machen. Das wollen aber viele nicht, beziehungsweise bekommt man wahrscheinlich auch nicht immer zeitnah Termine. Alles in allem eine blöde Situation für das Kind, aber außer in schweren Fällen kaum mit rechtlichen Mitteln lösbar.
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