Job Center Termine per Telefon - wie lange erreichbar sein?
Aufgrund von Corona ist ein guter Bekannter von mir mittlerweile arbeitslos. Er ist nach Arbeitslosengeld I auch endgültig ins Arbeitslosengeld II gerutscht, wo er sich natürlich nicht wohlfühlt.
Allerdings nerven ihn diese ständigen Termine, die nie von Angesicht zu Angesicht stattfinden, sondern per Telefon sehr. Alle vier Wochen bekommt er einen Termin, dass er an einem bestimmten Tag bitte um eine entsprechende Uhrzeit ans Telefon gehen möge.
Bisher hält er sich sehr an diese Uhrzeiten, aber es ist jetzt nicht das erste Mal, dass die Bearbeiterin teils eine bis zwei Stunden später angerufen hat, was er schon in gewisser Weise unhöflich findet. Denn einmal war der Anruf inmitten eines Vorstellungsgespräches und das andere Mal eben bei einem Arzttermin.
Er fragt sich aus diesem Anlass, wie lange er erreichbar sein muss, wenn das Job Center sich nicht an die Termine hält, die man ihm per Post schickt? Habt Ihr da ein gewisses Fachwissen drüber oder Erfahrungen und wie lange würdet Ihr denn auf den Anruf warten?
Ganz ehrlich einen Arzttermin wird man nicht unbedingt 5 Minuten vorher ausmachen oder man kann das eben kurz kommunizieren, dass man krank ist. Ich würde mich darüber überhaupt nicht aufregen, da man sich ja durchaus mitteilen kann und wenn etwas ist und man dann eben nicht ans Telefon kann, dann ist es eben so.
Wenn man ein Problem damit hat Anrufe zu bekommen, dann sollte man sich um Arbeit bemühen und dann auch mal einen Mistjob annehmen. Ansonsten kann man ja wohl mal 2 Stunden länger zu Hause bleiben und warten bis man dran ist. Es geht ja auch beim Arzt nicht immer so schnell trotz Termin, regt er sich da auch auf?
Er bekommt dafür ja auch Geld vom Amt, da sollte er schon auch mal warten können und wenn etwas dazwischen kommt, dann kann er sich da ja auch sicherlich melden oder das mit der Sachbearbeiterin besprechen, wie man das gestalten kann, wenn mal etwas ist.
Ich habe mich vor Kurzem mit einem Rechtsanwalt unterhalten und der hat mir doch tatsächlich gesagt, dass er schon solche Fälle während Corona hatte und die Realität anders aussieht, als ich es für möglich gehalten hätte. So ist der Kunde beim Job Center eben nicht verpflichtet, den ganzen Tag telefonisch erreichbar für das Job Center zu sein und er ist lediglich verpflichtet, eine angemessene Wartezeit für etwaige Verspätungen am Telefon zu akzeptieren, wenn dieser einen schriftlichen Termin via Anruf bekommen hat.
Das bedeutet, dass zum Beispiel 2Stunden später nicht mehr ans Telefon gehen muss. Noch später sowieso schon einmal gar nicht! Selbst die 60 Minuten muss ein Kunde vom Job Center offenbar nicht akzeptieren, denn nur weil jemand arbeitslos ist und Gelder vom Job Center erhält, sind diese nicht verpflichtet, auf Abruf ständig ans Telefon zu gehen. Der mir bekannte Anwalt hat deswegen bereits 3 Fälle gegen Sanktionen der Klienten beim Job Center, weil sie nicht mehr ans Telefon gegangen sind, gewonnen.
Ich gebe zu, dass ich damit wirklich nicht gerechnet habe. Auch eine Arbeitskollegin von mir, die mit jemanden befreundet ist, die irgendwie beim Job Center arbeitet hat mir dies sogar bestätigt. Sie sagte aber auch, dass man es trotzdem ganz oft mitkriegt, dass Job Center Mitarbeiter/-innen dann zu spät und das deutlich zu spät anrufen mit Aussagen wie:“Die sind arbeitslos und haben Zeit“. Das mag sein, sagte die Bekannte meiner Arbeitskollegin, aber dennoch dürfen sie das eigentlich nicht.
Auch kommt es wohl dann nicht selten vor, dass eine Folgeeinladung beziehungsweise ein Folgetermin kommt, wo man sich dann als Job Center Kunde erklären muss, wieso man den Termin versäumt hat, was wohl auch schon vielen Job Centern dick um die Ohren fliegt, da Job Center Kunden eben nicht durchgehend ans Telefon gehen müssen, nur weil das Job Center Termine nicht einhält.
Das hat mich tatsächlich etwas erstaunt, weil ich damit auch nicht gerechnet habe. Wobei ich auch sagen muss, in Zeiten, wo ich beim Job Center war und Termine bekam, ich immer sehr gut behandelt wurde. Aber es scheint halt auch auf die Menschen dahinter anzukommen, die Zeit und den Stress. Manche scheinen da hier und dort was auszunutzen und die Menschen wie Menschen 2. Klasse zu behandeln, was sich eben bei meinem Bekannten auch von der Art und Weise wie mit ihm geredet wird, zu erkennen gibt. Das sich dann einige Kunden rechtlich da quer stellen, verstehe ich auch!
Telefonisch müssen Empfänger von Arbeitslosengeld 2 überhaupt nicht erreichbar sein. Schriftliche Erreichbarkeit ist laut Gesetz ausreichend. Die sind verpflichtet, sich persönlich zu melden oder zu erscheinen. Mehr gibt das Sozialgesetzbuch nicht her. Das hat die Bundesregierung auch auf eine Anfrage der Linken bestätigt, weil diese Unsitte offenbar bei vielen Jobcentern Einzug hält.
Ramones, nur weil jemand Geld vom Staat erhält, das ihm durch das Gesetz zusteht, ist er nicht "Karl Arsch". Betroffene haben Rechte und dein Ansinnen, dass sie darauf doch schön zu verzichten haben, weil sie dankbar und zufrieden sein müssen, dass man die nicht verhungern lässt, erinnert fies an das Gedankengut aus dunklen Zeiten, die hoffentlich nicht wiederkehren! Ja, einige Pflichten für Arbeitslose sind sinnvoll, aber deine Ideen sind gruselig!
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