Ungeimpfte Patienten beim Arzt ablehnen?

vom 19.09.2021, 15:37 Uhr

Seit einiger Zeit kommt seitens der Gastroenterologen die Forderung auf, dass diese die Möglichkeit haben sollten, im Rahmen der Infektionsabwehr für Covid ungeimpfte Patienten für Vorsorgeuntersuchungen ablehnen zu dürfen. Dieses Ansinnen hat natürlich sowohl unter Experten als auch potentiellen Patienten zu einigen erhitzen Diskussionen geführt.

Sollten Ärzte Patienten für Vorsorgeuntersuchungen ablehnen dürfen, wenn diese nicht geimpft sind? Fällt das einfach unter ihr persönliches Recht, einen Patienten ablehnen zu dürfen oder ist so eine Forderung ethisch-moralisch nicht vertretbar?

» Verbena » Beiträge: 4955 » Talkpoints: 0,23 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Nicht nur bei Gastroenterologen kommt die Forderung auf, sondern auch Hausärzte und Fachärzte anderer Fachrichtungen fordern dieses. Ich bin da etwas zwiegespalten. Ich selbst bin mittlerweile geimpft, hatte aber heftige Impfreaktionen, mit denen ich ordentlich geplagt gewesen bin. Und damit meine ich nicht, dass man ein bis zwei Tage Erkältungssymptome hat, also was Andere als heftig verstehen. Daher kann ich es mittlerweile verstehen, wenn Menschen die Impfung gegen Corona ablehnen.

Aber ich kann die Ärzte auch irgendwo verstehen. Gerade beim Gastroenterologen hat man es oft mit immunsupprimierten Patienten zu tun, bei Darmspiegelungen oder Magenspiegelungen könnte man auch in Kontakt mit infektiösem Material kommen, ich kann es wie gesagt echt verstehen, dass man sich wünscht nur noch geimpfte Patienten aufzunehmen. Dann wäre es nur noch der Fall, dass der Arzt einen Patienten nur noch im Notfall behandeln darf und nicht mehr als "chronischer Patient".

Ethisch und moralisch finde ich es echt schwierig. Einerseits haben Gastroenterologen meistens mit chronischen Patienten zu tun. Das würde bedeuten, dass Ungeimpfte sich wieder Ewigkeiten mit der Suche nach einem Facharzt auseinandersetzen müssten oder sie müssten sich impfen lassen, was bei Immunsuppression gar nicht so einfach ist. Denn aktuell dürfen sich nicht alle Immunsupprimierten impfen lassen und man muss einige Dinge davor und danach beachten.

Andererseits denke ich jedoch, dass jeder Mensch das Recht auf eine qualifizierte medizinische Behandlung hat und ein Ablehnen könnte dafür sorgen, dass viele Patienten diskriminiert würden, weil sie ja nicht geimpft wären oder auch wegen anderen Dingen. Dadurch würden wahrscheinlich viele nicht mehr zum Arzt und ihre behandlungsbedürftigen Erkrankungen nicht behandeln lassen, was fatale Folgen haben könnte.

In meiner Brust schlagen zwei Herzen. Einerseits bin ich für die Impfung, um sich vor einem potentiell schweren Verlauf zu schützen und wenn die 70 bis 80% endlich erreicht würden, wäre das echt toll. Andererseits habe ich schwere Reaktionen mitgemacht und verstehe auch die Seite, die sich nicht impfen lassen möchte und bin gegen Diskriminierung und Ausschließen einer bestimmten Personengruppe, nur weil sie nicht möchte.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12585 » Talkpoints: 9,82 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Ich bin da auch zwiegespalten. Ich habe neulich über einen Arzt gelesen, dass er deswegen keine ungeimpften Personen behandelt, weil er als spezialisierter Schmerzmediziner viele Patienten betreut, die immunsuprimiert sind. Das hat mir eingeleuchtet. Andererseits kann auch ein Geimpfter das Virus weitergeben und ein PCR-Test, den man vorher machen würde, hat, soweit ich jedenfalls informiert bin, dieselbe Sicherheit. Aber das ist vielleicht nicht der neueste Stand. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse sind ja noch sehr im Fluss.

Als Arzt würde ich vielleicht so vorgehen, dass ich extra Sprechstunden für Ungeimpfte abhalte. Das wäre doch eine gute Möglichkeit. Denn Menschen, die sich aus irgendwelchen Gründen nicht impfen lassen möchten, müssen doch auch die Möglichkeit haben, zum Beispiel eine Vorsorgeuntersuchung machen zu lassen. Wenn man sich nicht impfen lassen möchte, ist man ja nicht immer ein sogenannter Querdenker, der unsere Regierung abschaffen möchte.

» blümchen » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich habe das schon öfter von Kinderärzten gehört, also, dass Kinder nicht weiter behandelt werden wenn die Eltern die Impfungen, die im entsprechenden Alter empfohlen werden, ablehnen. Da ein Kinderarzt wahrscheinlich relativ viele Patienten hat, die aufgrund ihres Alters noch nicht geimpft oder noch nicht vollständig geimpft sind, kann ich das sehr gut verstehen. Einige Kinderkrankheiten sind extrem ansteckend und es ist schwer Kinder im Wartezimmer immer auf Abstand zueinander zu halten.

Bei der Covid Impfung macht es aufgrund einer ähnlichen Lage vielleicht in bestimmten Fachbereichen Sinn. Wenn man viele Patienten hat, die keinen ausreichenden Schutz durch die Impfung aufbauen konnten ist es natürlich eine gute Idee die von denen fernzuhalten, die sich einer Impfung verweigern. Aber andererseits macht es halt null Unterschied für mich, ob mich ein Impfgegner ansteckt oder ein Impfversager.

Ich weiß nicht unter welchen Kriterien ein Patient, der kein Notfall ist, abgelehnt werden kann, aber in der Realität passiert das ja jetzt schon jeden Tag. Weil die Praxis keine neuen Patienten mehr annimmt, weil für Kassenpatienten erst in 3 Monaten ein Termin frei ist und so weiter. Und ich frage mich, wie es mit dem Arbeitsschutz für die Mitarbeiter einer Praxis aussieht. Kann man sich als Arzt nicht auf darauf berufen wenn man eine potentielle Gefahrenquelle nicht mehr behandelt?

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Ich kann das ehrlicherweise total verstehen, dass Ärzte das fordern und wollen. Momentan kann sich ja auch jeder impfen lassen, der das möchte und kann. Sicherlich gibt es vielleicht Personengruppen, die das nicht können, aber die sind ja dann wahrscheinlich eh isolierter und da kann man das ja auch nachweisen. Allerdings finde ich es auch ziemlich hart pauschal etwas zu fordern, was in anderen Bereichen ja auch nicht gemacht wird. Es gibt ja keine generelle Impfpflicht und daher muss man wohl damit leben, wenn Patienten keine Impfung haben.

Vielleicht kann man sich das als Facharzt aber auch eher aussuchen und dann einfach Patienten ablehnen. Wenn ich mal sehe was bei unseren Fachärzten so los ist, dann dürfte man da wohl auch recht gut auswählen können, wen man als Patient noch aufnimmt und wen nicht.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Zunächst einmal bin ich ja grundsätzlich der Meinung, dass jeder Mensch mit einem Laden oder in diesem Fall mit einer Praxis sein Hausrecht auch nutzen kann. Allerdings ist es ja bei Ärzten auch etwas anders gegliedert, wobei man sagen muss, dass Ärzte sehr wohl ganz problemlos in der Lage sein dürften, sich die Patienten selbst auszusuchen. Sie haben ja bei Nicht-Notfällen generell das Recht, die Patienten abzulehnen und bei Notfällen soweit mir als Information vorliegt, ist das etwas anders. Doch selten kommt jedem als Notfall zum Gastroenterologen, Proktologen & Co, sondern geht ja eben direkt ins Krankenhaus.

Ich sehe da per se keinerlei Problematik drin, solange es sich nicht um einen Notfall handelt. Sollten Ärzte der Ansicht sein, dass sie lediglich Geimpfte oder Genesene zulassen, dann ist das eben so und deren Hausrecht, welches sie sowieso durchsetzen können. Wenn sie es ja nicht sagen würden, könnte sie auch einfach sagen:“Entschuldigung, wir haben zu viele Patienten“. Dann wäre die Sache ja auch im Grunde schon als erledigt anzusehen. Es obliegt also den Ärzten selbst, ob sie unbedingt noch erwähnen müssen und sollten, um rechtlich vielleicht auf dünnem Eis zu laufen, dass es an der fehlenden Impfung liegt.

Realistisch gesehen muss man bei Erwachsenen zumindest sagen, dass jeder die Chance haben kann, sich zu impfen. Bei Kindern sieht die Sachlage natürlich noch etwas anders aus und das würde ich auch kaum vertreten können. Wo sollen die denn hin? Kinder können ja auch nichts dafür, wenn Mama und Papa sie nicht impfen lassen, obwohl sie wollen. Das darf man natürlich auch nicht unbeachtet lassen.

Doch wenn mir beispielsweise ein HNO-Arzt sagt, ohne Impfung ist nicht, habe ich dafür vollstes Verständnis. Dieser Herr muss ja auch genau da hin, wo schon die Bakterien geradezu laufen, schniefen oder „gerotzt“ werden, und da muss man auch im Hinblick seiner übrigen Patienten, den anschließenden Reinigungsvorgängen mit mehr Aufwand & Co begegnen, sodass ich da jeglichen Schutz nachvollziehen kann. Während bei der Frauenärztin wohl kaum nahe meines Gesichts gearbeitet wird, sondern deutlich tiefer und da sollte ein Test, genesen oder geimpft hilfreicher sein.

Ich kann vielen Ärzten in gewisser Weise beipflichten, aber einigen eben auch nicht. Es kommt sicherlich auf den Fachmediziner an, die Art der Untersuchungen und vor allem auch darauf, wie man Notfälle von weniger wichtigen Fällen unterscheiden will, wenn man gewisse Patienten einfach nicht untersucht. Man doch auch einen hippokratischen Eid abgelegt und all das klingt irgendwie teils nach Lorbeeren picken, aber gleichermaßen kann ich es halt auch verstehen.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


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