Sich selbst und andere Leute nicht spritzen können?

vom 01.06.2021, 16:11 Uhr

Meine Nachbarin hat mich gestern gefragt, ob ich ihr am Abend und in den Folgetagen mal immer eine Thrombosespritze injizieren könnte. Sie selbst und auch ihr Mann, wären dazu absolut nicht in der Lage. Ich habe jedenfalls zugesagt, denn mir macht das wirklich nichts aus. Habt ihr auch so eine Abneigung gegen das Spritzen von euch selbst und auch an anderen Leuten oder seid ich auch etwas lockerer?

» baerbel » Beiträge: 1517 » Talkpoints: 601,73 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Eine gewisse Hemmung zu haben ist sicherlich normal, wenn man nicht gerade medizinisch geschult ist und dennoch muss es ja sein, also würde ich es schon machen. Wobei ich da meinen Mann auch habe, der das wirklich sehr gut kann. Wobei ich es sicherlich dennoch machen würde, wenn es sein muss und mich da überwinden muss. Man bekommt ja auch vorher erklärt wo die Spritze hin muss und wie man das am besten macht, daher ist das ja eigentlich kein Problem.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich kann die Hemmungen echt verstehen, ich muss mir auch regelmäßig ein Medikament spritzen und am Anfang war es schwierig, mir selbst was zu spritzen, obwohl ich die entsprechende Ausbildung gemacht habe. Aber es ist immer schwieriger etwas bei sich selbst zu machen. Mein Freund hat mir einmal die Spritze gesetzt, abdrücken musste ich selbst, als ich soweit war. Aber auch er hat die Ausbildung dazu.

Denn wenn man es genau nimmt, ist es Körperverletzung, wenn ein Laie jemandem aus Freundlichkeit ein Medikament spritzt. Außerdem kann schon Einiges schiefgehen, je nach Spritze wird die Nadel zu tief oder falsch aufgesetzt, sie kann sogar abbrechen, es kann zu Hämatomen oder gar zu Entzündungen kommen. Sorry, da müssen die Nachbarn ggf. halt durch oder mal beim Hausarzt nachfragen.

Nach ein paar Versuchen klappt das alleine auch prima. Vielleicht kann man den Partner auch mal zu einem sogenannten "Spritzenkurs" mitnehmen und dann kann der gegebenfalls eingreifen. Also wäre ich ungeschult, dann würde ich da die Finger von lassen. Ich habe auch schon jemandem eine Spritze gesetzt, diese subkutanen Spritzen sind ja tatsächlich gut zu handhaben. Oder man fragt, ob es automatische Pens gibt, da muss man nur ansetzen und durch den Druck wird die Nadel subkutan ausgefahren, ein paar Sekunden halten und das Thema wäre durch.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12585 » Talkpoints: 9,82 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Ich bin wirklich froh, dass ich noch nicht in die Situation gekommen bin mich oder jmd. anderen spritzen bzw. pieksen zu müssen. Ich könnte das nämlich auch nicht bzw. nur im äußersten Notfall - glaub ich.

Mein Partner hat Diabetes und muss sich regelmäßig pieksen und seinen Zuckerwert messen. Er hat mir dabei auch schon angeboten, dass ich es bei ihm machen darf bzw. dass ich auch mal meinen eigenen Zuckerwert messen kann. Ich habe beides dankend abgelehnt.

Wenn ich es natürlich machen müsste, weil mein Partner Hilfe braucht oder weil es bei mir selbst aus medizinischen Gründen notwendig werden würde, ja dann müsste ich meine Angst wohl überwinden, aber so auf freiwilliger Basis ist meine Hemmschwelle dafür zu hoch.

» EngelmitHerz » Beiträge: 3943 » Talkpoints: 17,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Wibbeldribbel hat geschrieben:Denn wenn man es genau nimmt, ist es Körperverletzung, wenn ein Laie jemandem aus Freundlichkeit ein Medikament spritzt.

Nein, so kann man den Satz jetzt nicht stehen lassen. Denn er impliziert ja eine völlig falsche Verknüpfung. Es ist doch nicht Körperverletzung, weil der Laie da spritzt oder es aus Freundlichkeit macht. Das stimmt ja nun einmal gar nicht. Es ist Körperverletzung weil da jemand eine Nadel in einen fremden Menschen sticht. Das gilt dementsprechend natürlich selbstverständlich auch für den Fall, wenn es der Hausarzt macht. Auch das ist Körperverletzung.

Jede Operation, jede Blutentnahme oder ähnliches ist eine Körperverletzung auch wenn sie von medizinischem Personal durchgeführt wird. Um diesen Tatbestand aufzuheben, gibt es ja vorher eine Aufklärung (in welcher Ausführlichkeit und Form auch immer) und die Patient stimmt dem Ganzen dann zu. Das heißt aber natürlich genauso, dass es damit auch für den Fall gilt, wenn ein Fremder da spritzt. Auch der bekommt ja in dem Fall die Erlaubnis vom Erkrankten dazu. Wenn man sonst deiner Erklärung folgen würde, müsste ja jede Thrombosespritze, die man nicht selbst setzt vom Hausarzt oder einem Pflegedienst gemacht werden. Um Gottes Willen, da wäre ja keine Zeit mehr für wirklich wichtige medizinische Sachen.

Was daran so schwer ist andere Leute zu spritzen habe ich noch nie verstanden. Natürlich gebe ich zu, dass ich da bei mir selbst auch arge Probleme hätte. Aber das liegt ja einfach an der ganz logischen Erklärung, dass ich beim Spritzen schon weiß, dass es gleich weh tut und dementsprechend mein Gehirn den Befehl an die Hand senden kann, dass jetzt mal schön sein zu lassen.

Aber genau das trifft ja bei anderen Menschen nicht zu. Das tut ja denen weh und nicht mir. Und wenn etwas schief geht, betrifft das ja auch in erster Linie eben genauso die andere Person und nicht mich. Die Folgen kriege ich doch da also selber gar nicht ab. Meine Frau ist da aber auch so. Ich hab ein paar Allergien entwickelt und hatte da letztes Jahr mal wieder einen Anfall, wo sich schon Urtikaria am ganzen Körper gebildet haben. Da sollte mir meine Frau schnell eine Nadel legen, damit ich mein ganzes Zeug spritzen kann. Das wollte sie partout nicht, obwohl ich wirklich Venen wie Ofenrohre habe. Erst als ich selbst schon fast mit der Nadel an der Haut war, hat sie die mir dann weggenommen und zugestochen. War dann gar kein Problem.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Im Notfall wäre ich zwar fähig dazu, denn in Notfällen ist man zu vielem fähig, was man sonst nicht schafft. Aber ansonsten kann ich mir nicht vorstellen, mich oder andere zu spritzen. Ich habe das noch nie getan. Wahrscheinlich macht es auch einen Unterschied, ob man in den Muskel oder in die Adern spritzen muss. Muskel stelle ich mir einfacher vor. Wenn ich selber beim Arzt Blut abgenommen bekomme, muss ich immer wegschauen, weil mir sonst schlecht wird.

Ich würde nie andere Leute spritzen, außer wenn es sich um die notwendige Behandlung eines engen Verwandten, wie etwa des Kindes, handelt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das erlaubt ist. Ich habe neulich gehört, dass der Arzt zum Beispiel nur impfen darf, wenn er vorher aufgeklärt hat und der Patient damit einverstanden ist. Denn eine Spritze ist immer eine Körperverletzung. Man kann auf die Aufklärung auch schriftlich verzichten. Dazu habe ich im Impfzentrum einen Zettel unterschrieben.

» blümchen » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ich war noch nie in der Situation, aber ich könnte mir vorstellen, dass es mir leichter fallen würde mich selber zu verletzen als eine andere Person. Ich war schließlich schon öfters in der Situation, dass jemand mit einer Nadel ankam und ich habe mich mental auf Schmerzen eingestellt nur um dann kurz darauf "das wars schon?" zu denken.

Wie eine andere Person es aber empfindet wenn ich eine Nadel in sie steche weiß ich ja aber nicht. Ich würde wahrscheinlich nicht sagen, dass ich das nicht mache, aber ich könnte mir gut vorstellen, dass ich zögern würde bevor ich zusteche, während ich bei mir selber einfach einmal Anlauf nehmen würde. Nach dem Motto "Augen zu und durch".

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Bei fremden Menschen, wie eine Nachbarin ja auch in der Regel nicht zur eigenen Familie oder dem engsten Kreis gehört, würde ich so eine Bitte wahrscheinlich erstmal ablehnen. Mir ginge das zu weit, es wäre mir als nicht medizinische Fachkraft zu viel Verantwortung, eine Thrombosespritze zu verabreichen. Dabei geht es nicht mal um Ekel oder Angst, jemanden zu stechen, ich hätte eher Gedanken, was theoretisch falsch laufen könnte und von dem ich keine Ahnung habe.

Wenn mir das nicht vorher jemand gezeigt hat und sagt, worauf ich achten muss, würde ich es nicht machen wollen. Könnte dabei etwas falsch laufen, kann ich an die falsche Stelle spritzen, sonst irgendetwas nicht richtig machen? Muss ich Handschuhe tragen, kann ich der Person Schaden zufügen? Wie und wo genau muss ich zustechen? Kann ich zu tief oder falsch oder zu flach ansetzen? Ne, mir wäre das als Laie zu viel.

Ansonsten hätte ich auch wesentlich mehr Hemmungen, einer anderen Person eine Spritze zu verabreichen als mir selbst. Bei mir selbst kann ich nur mir Schaden zufügen, ich habe die Kontrolle über die Situation und weiß, wo ich wie ansetzen müsste. Wobei ich schon zwischen subkutanen Spritzen und intravenösen Injektionen unterscheiden würde. Bei letzterem hätte ich auch bei mir selbst massive Hemmungen, aber soweit ich weiß, wird so etwas in Eigenregie auch recht selten angewendet.

» Verbena » Beiträge: 4938 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Also ich kann sie da definitiv verstehen. Ich musste nach meiner Fußoperation auch Spritzen zur Thrombosevorbeugung bekommen. Ich habe es wirklich versucht, aber konnte mich schlicht nicht überwinden. Ich war wirklich froh, dass mein Mann das gemacht hat. Bei jemand anderem könnte ich es ehrlich gesagt aber auch nicht. Mein Mann müsste sich im Falle eines Falles wohl selbst spritzen. Gut, dass er durch mich schon Übung hat. :lol:

» sugar-pumpkin » Beiträge: 661 » Talkpoints: 67,64 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Das ist doch ein Thema für die Krankenschwester. Es gehört zu meinem Beruf, dass ich anderen Leuten Spritzen verabreiche. Gerade im Krankenhaus kommt man da auf gefühlt 99% aller Stationen nicht drum herum, genau so wie um die Blutentnahme und viele andere Dinge, die mit Nadeln zu tun haben. Das Ganze ist für mich schon so sehr Routine geworden, dass ich darüber kaum noch nachdenke und es alles von alleine abläuft - die Nadel ist schneller drin, als man gucken kann. :wink:

Wenn es jedoch um mein eigenes Fleisch geht, dann ist das schon eine völlig andere Angelegenheit. Ich selbst könnte mir nie eine Spritze verabreichen oder bei mir selbst Blut abnehmen. Selbst den Blutzucker messen geht bei mir schon mit einer großen Überwindung einher, einfach, weil ich genau weiß, wann es weh tun wird. Wenn jemand anderes das bei mir macht, dann ist es kein Problem, weil ich weiß, dass es notwendig ist. Im Notfall würde ich es auch bei mir selbst machen, wenn mein Überleben davon abhängt, aber sofern die Möglichkeit besteht, würde ich es immer von einer anderen Person machen lassen. :P

» Hufeisen » Beiträge: 6056 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


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