Sich Probleme anderer Menschen zu sehr zu Herzen nehmen?
Ich würde mich schon als sehr emphatisch bezeichnen, da ich mich gut in andere hineinversetzen kann. Allerdings ist das nicht immer so positiv für mich. Denn oft nehme ich mir die Probleme anderer Menschen zu sehr zu Herzen, so dass ich mir auch selbst zu viele Gedanken darüber mache, auch wenn mich die Probleme gar nicht selbst betreffen. Auch wenn es jemandem nicht gut geht, dann nimmt mich das manchmal zu sehr mit.
Ist es bei euch auch so, dass ihr euch Probleme anderer Menschen zu sehr zu Herzen nehmt, beziehungsweise es euch auch schlecht geht, wenn es jemand anderem schlecht geht? Gibt es irgendwelche Möglichkeiten, sich das abzugewöhnen oder muss man sich damit abfinden, dass es eben so ist?
Bei mir ist es so, dass ich die Emotionen einfach spiegle. Soll heißen, dass ich die Mimik schon spiegle, wenn mir eine Freundin erzählt, dass die Katze überfahren wurde, aber es ist jetzt nicht so, dass ich dann zu Hause nonstop drüber nachdenke und mich das regelrecht fertig macht. Bei mir ist es auch so, dass ich anfangen muss zu weinen, wenn mein Gesprächspartner selbst weint wegen irgendetwas. Also das Spiegeln ist bei mir echt extrem und wenig beeinflussbar.
Abgesehen davon denke ich zwar daheim viel über derartige Probleme von Menschen aus meinem Umfeld nach, aber eher auf andere Weise. Ich bin ein analatischer Mensch und denke eben in dieser Hinsicht auf rationaler Ebene über das Problem und potentielle Ursachen sowie Lösungsmöglichkeiten nach. Das nimmt mich aber nicht psychisch oder emotional mit, ich nehme mir das nicht zu Herzen, sondern kann das ganz gut ausschließlich rational betrachten. Also nur weil ich viel über ein Problem nachdenken muss, nimmt mich das nicht automatisch mit, selbst wenn es dabei um etwas trauriges geht.
Mich haben die Jahre eher gelehrt, vorsichtig mit Menschen zu sein, die sich selbst als gerne als allzu "empathisch" herausstreichen. In den allermeisten Fällen beschränkt sich die "Empathie", die ja gleichbedeutend ist mit "ich bin ein besserer Mensch als die ganzen kalten, harten, rationalen Eiswürfel", maximal auf das absolut unmittelbare Umfeld, der Rest kann gerne vor die Hunde gehen. Und das ist für mich das Gegenteil von Empathie, sprich höchstens Sentimentalität.
Ich musste mir angesichts der immer neuen Horrorgeschichten zwangsläufig ein dickeres Fell zulegen, um meine psychische Gesundheit zu schützen. Es ist niemandem gedient, wenn ich tatsächlich darunter leide, dass Menschen ihr Hab und Gut verlieren, Kinder verhungern, irgendwelche grauenhaften Diagnosen ausgeteilt werden und was es an Leid und Elend in der Welt sonst noch so gibt.
Daraus ergibt sich allerdings auch, dass ich auch nicht mehr in der Lage bin, mir den ganzen Alltagskram, die Erste-Welt-Probleme und - oft genug - das sinnlose Drama meiner unmittelbaren Umwelt "zu Herzen zu nehmen". Deswegen hat man mir auch schon mangelnde "Empathie" vorgeworfen, weil man mir angemerkt hat, dass ich eine schimmlige Dusche im Urlaub, einen Parkrempler oder eine vergeigte Prüfung nicht als emotional aufzuarbeitenden Weltuntergang ansehe.
Ich kenne das durchaus, dass mich die Probleme aus meinem Umfeld manchmal gedanklich nicht loslassen und ich dann auch noch länger darüber nachdenke, was da die passende Lösung sein kann und wie man da auch noch besser helfen kann. Das finde ich aber auch durchaus normal, dass man darüber mal nachdenkt und gerade wenn man emphatisch ist, dann ist das eben auch irgendwie eine Art Nebenwirkung. Ich finde es aber auch durchaus okay und kann das dann aber auch gut sein lassen, damit es mich nicht nach unten zieht, wenn ich merke, dass ich da nicht so leicht eine Lösung finde.
Mit diesem Beitrag sprichst du ein Problem an, mit dem ich doch schon mehrere Jahre zu kämpfen habe. Gerade dann, wenn die Probleme von den Menschen sind, die mir sehr am Herzen liegen, hänge ich mich da oft mehr rein als eigentlich gesund ist und mache mir sehr stark Gedanken, wie ich den Menschen helfen und ihre Situation verbessern könnte. Teilweise habe ich das Gefühl, dass ich mir manchmal mehr den Kopf zerbreche als die eigentliche Person, die das Problem überhaupt hat.
Dass dies nicht gesund ist, habe ich ebenfalls bereits vor einiger Zeit gemerkt, weil es einem nicht gedankt wird. Ich versuche dann mich bewusst aus vielen Sachen rauszuhalten und gebe nur dann Ratschläge, wenn sie gefragt sind. Sofern sich aber nicht aktiv weitere Hilfe eingefordert wird, dann bleibt es auch dabei und ich zerbreche mir nicht den Rest des Tages den Kopf, wie man das Problem angehen könnte, wenn die eigentliche Person es schon längst vergessen hat.
Das mache ich nur noch bei Leuten, die mir extrem am Herzen liegen, wie bei meinem Partner, meiner besten Freundin oder bei meiner Familie. Da ist es normal, dass man sich immer ein wenig mehr reinhängt als nötig. Aber für normale Freunde oder sogar nur Bekannte mache ich mich und meine Psyche da nicht weiter kaputt.
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