Habt ihr einen genauen Plan für euer Leben?

Es gibt Menschen, die planen alles in ihrem Leben ganz genau, nehmen sich Dinge vor, ziehen sie dann durch und haben dann genau das, so wie sie sich es vorstellen. Dann gibt es Menschen, die sich treiben lassen, etwas Zeit in die Zukunft planen oder gar nicht und alles auf sich zukommen lassen. Was seid ihr für Menschen? Ich habe schon gerne einen Plan, aber passe diesen eben auch an, wenn ich merke, dass das so nichts wird. Ich finde das auch gar nicht schlimm neben einem Hauptplan noch andere Pläne zu haben, aber ich kann auch spontan sein. Habt ihr eine Vorstellung davon wie es bei euch in 10 Jahren aussieht oder geht ihr das spontan an?

Ich denke, dass es im Leben immer gut ist, wenn man eine grobe Vorstellung davon hat, wie das Leben verlaufen muss. Grade in jungen Jahren ist es aber nicht verwerflich, wenn man noch nicht weiß, wo die Reise in zehn oder zwanzig Jahren hingehen soll und man sich erst orientieren möchte und sich darüber klar werden muss, was man im Leben will und was einem wichtig ist.

Im Allgemeinen denke ich aber, dass ein grober Plan definitiv ab einem gewissen Alter vorhanden sein sollte und es nie schaden kann, wenn man noch eine Alternative hat oder sich wenigstens grob überlegt, was man mit seinem Leben macht, wenn der erste Plan nicht aufgeht, damit man am Ende nicht ganz ohne jegliche Perspektive dasteht, grade dann wenn man bereits älter ist, kann dies dann doch einiges kompliziert machen.

Ich selbst hatte für die nächsten Jahr eigentlich einen sehr genauen Plan für mein Leben. Ich wollte als Krankenschwester weiter bei einer Zeitarbeitsfirma bleiben und gerne deutschlandweit arbeiten um für mich selbst mehr Erfahrungen zu sammeln und am Ende zu merken, welcher Fachbereich mir am meisten liegt und zu sehen, wo ich am Ende gerne arbeiten möchte und mich am wohlsten fühle.

Jedoch hat mir meine Gesundheit einen Strich durch die Rechnung gemacht, bei mir wurde Epilepsie festgestellt, was bedeutet, dass ich noch sehr lange krankgeschrieben bin und auch eine ganze Zeit lang nicht mehr Auto fahren darf. Damit hat sich mein Traumjob erledigt und ich werde mir, auch für meinen Partner und meinen Hund, einen Job hier in der Umgebung suchen.

Da ich mich aber schon einige Jahre vorher damit befasst habe, was ich machen werde, wenn ich ein gewisses Alter erreicht habe beziehungsweise einfach dann wegen der Familienplanung nicht mehr so weit fahren möchte, hat es mich nicht komplett aus der Bahn geworfen und ich hatte schon meinen Plan B. Grade dann, wenn einem Krankheit beziehungsweise fehlende Gesundheit den ersten Plan zunichte macht, dann ist es sehr beruhigend, wenn man bereits eine Alternative hat.

Meine Pläne fürs Leben, wenn man so will, sind größtenteils in meinem Charakter begründet und haben wenig mit dem Abhaken einer bürgerlichen Biografie zu tun. Es scheint ja Leute zu geben, die wissen schon mit 10 Jahren: Beruf Musicaldarstellerin! oder: erstes Kind spätestens mit 25! oder: Banklehre, Einfamilienhaus auf dem Grundstück der Eltern und jeden Cent ins Hobby Segelfliegen stecken! Und sie ziehen es dann auch eiskalt durch.

Dieser Typ war ich nie. Ich wusste schon immer genau, was ich nicht wollte und bin dem ganzen bürgerlichen Kram ganz gut von der Schippe gesprungen, wenn man von dem Ideal der relativen materiellen Sicherheit absieht. Für mich ist die Zeit der "Deadlines" zudem auch allmählich vorbei und ich nähere mich sozusagen den "Bonus-Jahrzehnten".

Karriere stand sowieso nie zur Debatte, Fortpflanzung dito, relative materielle Sicherheit hat funktioniert. Von daher habe ich maximal den "Plan", das Leben so gut es geht zu genießen, immer wieder neue Erfahrungen zu machen und mich zu entwickeln, Gemeinschaft zu erleben und auch mal Fünfe grade sein zu lassen. Mal sehen, wo ich damit lande.

Ich würde sagen, dass ich bisher doch einen recht geradlinigen Lebenslauf hatte, was durchaus auch daran liegt, dass ich das etwas geplant habe. Allerdings bin ich mit 24 Jahren noch relativ jung, weshalb die Zeit bisher auch eher überschaubar war.

Aber ich habe mir schon in der Schule gewünscht oder ausgemalt, dass ich nach dem Abi erst ein Jahr für mich haben möchte, um zu Reisen. Danach wollte ich ein Duales Studium im Bereich Informatik starten und dann erstmal Karriere. Kinder konnte ich mir erstmal keine Vorstellen, Hausbau genauso wenig.

Das, was ich mir damals vorgenommen habe, ist auch ziemlich gut eingetroffen. Meine Abiturnote war in etwa so, wie ich es mir gewünscht habe, danach war ich im Ausland. Von dort aus habe ich mich für verschiedene Duale Studiengänge beworben und habe dann eine Zusage im Bereich Wirtschaftsinformatik erhalten, was genau das war, was ich wollte. Den Studiengang habe ich dann einige Monate später begonnen, und auch wenn die Zeit teilweise sehr stressig war und ich mehrmals kurz davor war, abzubrechen, habe ich es letztendlich durchgezogen.

Ich wurde dann von meinem Ausbildungsbetrieb übernommen und bin gerade mitten drin, Karriere zu machen. Kinder und Hausbau sind nach wie vor nicht geplant, ansonsten stehen mein Partner und ich jetzt sogar weiter, als ich es mir damals vorgestellt habe.

Allerdings habe ich für die kommende Zeit keinen so genauen Plan mehr. Ich möchte weiter Karriere machen, viel Reisen, mich um die Altersvorsorge kümmern und ein gutes Leben führen. Wie das dann im Detail aussieht, weiß ich noch nicht, aber ich bin mir sicher, dass ich dahin kommen werde.