Ausbleibender Babyboom nach Corona erwartbar?

vom 10.03.2021, 16:36 Uhr

Mit ein wenig Erstaunen konnte man im vergangenen Jahr immer wieder lesen, dass durch die Lockdown bedingten Einschränkungen ein neuer Babyboom erwartbar wäre. Schließlich sind die Leute mit ihren Partner viele Wochen oder fast schon Monate nur alleine zuhause und haben ergo viel Zeit, um Nachwuchs zu zeugen. Die Historie hat gezeigt, dass viel Freiraum und wenig Ablenkungen zu einem Anstieg der Geburtenrate führen können.

Ist das nicht aber hinsichtlich moderner Geburtenkontrolle viel zu kurz gedacht? Ich habe noch letztes Jahr gedacht und gesagt, dass ich das nicht glaube, einfach weil wir nicht mehr in den 1950ern ohne die Pille leben. Hinzu kommt, dass es ja vielleicht sogar weniger Sex gibt, weil alle möglichen Affären und One-Night-Stands dem Lockdown zum Opfer fallen. Hinzu kommen sicher noch medizinische Bedenken von Paaren, gerade während einer Pandemie schwanger zu werden.

War das so in der Form erwartbar? Oder könnte es sein, dass jetzt, im zweiten Lockdown die Ängste der Bevölkerung vor einer einsamen Geburt, abwesendem Medizinpersonal usw. derart abgenommen haben, dass der Lockdown über den Winter im Sommer vielleicht doch noch zu einem Babyboom führen wird?

» Verbena » Beiträge: 4943 » Talkpoints: 1,99 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Ich denke viele sind dann vielleicht auch nicht zum Arzt die Pille holen oder haben es einfach auch etwas schleifen lassen. Das könnte ich mir auch vorstellen. Geändert haben soll sich ja gar nicht so viel, das hätte ich nun nicht erwartet, wenn man so viel Zeit mit dem Partner verbringt und dann vielleicht auch schon etwas die biologische Uhr läuft.

In meinem Umfeld gab es nun auch noch kein "Corona Baby", jedoch kann ich mir schon vorstellen, dass das passieren kann. Mir wäre das jetzt auch nichts schwanger zu sein, aber einfach auch, weil ich nicht unbedingt noch ein Kind bekommen will und dann ja auch einen Kaiserschnitt brauchen würde.

Für mich persönlich gilt es das also aktuell zu vermeiden, dennoch weiß man ja nie und kein Mittel ist auch zu 100% sicher und wenn man mehr Zeit miteinander hat, dann weiß man eben nie wie das auch ausgeht. Ich bin mal gespannt, wie das Ganze dann in der Statistik ausgeht.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich kann mir schon vorstellen, dass etliche Faktoren die Fortpflanzungsrate während einer Pandemie auch heutzutage beeinflussen. Beispielsweise bin ich mir sicher, dass die Leute auch "früher" in schlechten Zeiten gerne weniger Kinder gekriegt hätten, denen sie dann beim Sterben zusehen durften, wenn es wie hier und heute sichere, einfach anzuwendende und gesellschaftlich akzeptierte Verhütungsmittel gegeben hätte.

Von den einfachen geistigen Abkürzungen halte ich dagegen nicht viel. Es stimmt schon, wenn man mehr daheim ist, hat man mehr Zeit zum Bumsen. Aber wenn man sich beispielsweise mit Home Office herumschlägt und 24/7 noch dazu mit den schon vorhandenen Kindern zusammen ist, kann ich mir auch vorstellen, dass viele Paare nicht unbedingt noch eins wollen, das das Chaos vergrößert. Auch wer nicht streng nach den regeln der katholischen Kirche nur zweckgebunden bumst, hat in Pandemiezeiten vielleicht auch weniger Lust und andere Sorgen, z.B. um Freunde, Verwandte und den Job. Viele Leute "können" nicht, wenn sie gestresst sind, und gestresst sind gerade die meisten.

Und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass Leute ohne Kinderbedürfnis pandemiebedingt sagen: Ach, treiben wir's ohne Pille, ich hole mir mal kein Rezept, weil die Schlange in der Apotheke gerade so lang ist. Ich meine, die Dummheit der Menschen ist gerade beim Sex bekanntlich grenzenlos, aber dass eine statistisch wahrnehmbare Zahl ungewollt schwanger wird, weil sie sich wegen Corona nicht zum Kondome kaufen getraut hat, wird hoffentlich nicht eintreffen. Es gibt schon genug ungewollte Kinder und unfähige Eltern, die besser verhütet hätten.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ich hätte ehrlich gesagt sofort darauf gewettet, dass es einen Babyboom nach Corona gegen wird. Gefühlt sehe ich auch täglich mehrere Schwangere, sodass ich das echt so unterschrieben hätte. Offenbar ist der eigentliche Boom jedoch ausgeblieben, was mich irgendwie doch schon erstaunt. Denn offenbar haben sich in der Corona Krise viele Beziehungen wieder gefestigt und auch das Sexualleben soll sich ja bei einigen sichtbar verbessert haben.

Doch wenn ich gleichzeitig etwas weiter nachdenke, ergibt es auch Sinn, wenn der Boom ausbleibt. Man bedenke doch, dass sehr viele Beziehungen auch kaputt gegangen sind und sich im schlimmsten Fall auch mit anderen Problemen beschäftigt werden musste. So verloren viele ihre Jobs, hatten finanzielle Probleme, aber eben auch Ehe- und Beziehungsprobleme. Das ist vielleicht auch der Grund, wieso da keiner etwas mit Kindern irgendwie zu dieser Zeit am Hut haben wollte.

In meinem Umfeld haben etliche ihren Job verloren und bis heute keinen neuen. Für die wäre es jetzt fatal, ein Kind zu bekommen. Dabei waren dort auch ein bis zwei Leute, die hätten gerne Kinder, aber nicht wenn sie arbeitslos sind. Das ist natürlich auch ein Grund, wieso es mit dem eigentlichen Babyboom vielleicht doch nicht so gekommen ist, wie man es zu Beginn erwartet hat.

Das ist aber soweit ich doch mitbekommen habe überall recht ähnlich. Viele Länder können nicht darüber sprechen, dass es einen regelrechten Babyboom gab, was aber auch eigentlich ganz gut ist. Diese Zeit ist etwas schwierig, beruflich und familiär, aber auch im Krankenhaus. Wie viele haben sich schon im Krankenhaus Corona eingefangen, was ja für eine Schwangere nicht gut ist. Deswegen gibt es da sicherlich viele Gründe, wieso es doch keinen Boom gab.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Nach über einem Jahr Pandemie und durchschnittlich 9 Monaten Schwangerschaft müssten man die Frage ja inzwischen beantworten können. Also zumindest müsste man vorläufige Zahlen haben, die in eine gewisse Richtung deuten. Anscheinend ist das aber gar nicht so eindeutig.

In der Tendenz sieht das in vielen Ländern wohl so aus, dass die Geburtenrate erst mal gesunken ist, also weniger Corona Babys aus dem ersten Lockdown und danach wieder gestiegen ist. Teilweise auf Vorjahresniveau, teilweise ist sie aktuell auch höher. Da scheint es wohl eine Art Nachholeffekt gegeben zu haben im letzten Sommer / Herbst.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


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