Kinder während der Coronazeit besonders verwöhnen?

vom 28.01.2021, 13:26 Uhr

Sehr viele Menschen befinden sich derzeit zu Hause oder arbeiten in einem (systemrelevanten) Beruf. Es ist sicher unbestreitbar, dass die langanhaltende Krise bei den Kindern nicht spurlos dran vorbeigeht. Freunde können sie nur bedingt sehen, Spielplätze meiden viele Eltern mit Nachwuchs oft aus angst sich anzustecken und auch die Freizeit,- Sportangebote sind nur begrenzt vorhanden. Sollten Kinder da besonders verwöhnt werden, ihnen noch viel mehr Zuneigung und Liebe geben, vielleicht auch das ein oder andere Spielzeug, Spiel etc. mehr kaufen als üblich?

Oder sollte der eigene Nachwuchs in der Krise im Grunde wie immer behandelt werden, denn irgendwann endet sie ja auch wieder, das "mehr" an Zuneigung etc. würde dann ja auch wieder wegfallen. Irgendwo wird jeder Erwachsene dann seinen alten Alltags,- Lebensweg weiter gehen und der Nachwuchs dann mit plötzlichem Teilliebesentzug und weniger Aufmerksamkeit als während der Krise nicht umgehen können. Wie würdet ihr das handhaben, wenn ihr Kinder hättet bzw. habt?

» Nebula » Beiträge: 3041 » Talkpoints: 6,06 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Mehr oder weniger Nähe zu geben liest sich schon ganz schlimm, das will ich meinen Kindern nicht zumuten. Am besten noch abhärten, sie einfach sich selber überlassen und dadurch hart werden lassen, weil gerade Corona ist. Nein, so bin ich nicht und das könnte ich auch nicht. Wir reden seit Corona noch mehr, ich erkläre noch mehr. Nun ist es nicht so, dass wirr vorher weniger geredet hätten, aber wir reden nun mit deutlich mehr Inhalt, was auch am zunehmenden Alter der Kinder liegt. Dieses Jahr wird mein Großer ja schon 5, meine Kleine 3.

Ich habe mich aber schon auch sehr bemüht, dass sie nicht nur verstehen, warum sie gerade zu Hause bleiben müssen, sondern ihnen auch versucht zu zeigen wie schön das sein kann. So haben wir Experimente für uns entdeckt und auch das Spielzimmer wurde ein bisschen umgebaut und angepasst, die Kinder haben ein gemeinsames Zimmer bekommen, worüber sich beide sehr gefreut haben. Ich bin also schon jemand, der dann eher mal verwöhnt. Uns geht es ja allen nicht gut damit und da gehört es für mich als Mutter von kleinen Kindern dazu ihre Welt ein bisschen besser zu machen. Ich habe mir also noch mehr Gedanken über die gemeinsame Zeit gemacht und alles gegeben, damit sie glücklich sind.

Im letzten Jahr gab es durchaus auch mal mehr Süßes, mehr Lieblingsessen und so weiter. Das ist aber auch nicht weiter wild, die Kinder sind weiterhin schlank, essen auch Obst und haben sich sehr darüber gefreut. Mir ist das Kinderlächeln in solchen Zeiten sehr wichtig. Mütter wollen ihren Kindern doch immer eine schöne Zeit machen und ich kann das glücklicherweise, auch wenn es für mich beruflich schwerer war, man besser planen musste, aber meine Kinder hatten immer eine tolle Zeit, auch wenn es nicht leicht war.

Gerade wenn beide Eltern aber auswärts arbeiten, man durch Corona keine Betreuung mehr hatte oder zumindest nicht im selben Umfang, dann kommt man da deutlich eher an seine Grenzen und dann geht das auch alles nicht so liebevoll und Friede Freude Eierkuchen. Man kann ja nur das machen, was man auch wirklich schaffen kann. Ich habe meinen größten Respekt vor Eltern mit Schulkindern und Eltern, die nun nicht wussten was sie machen sollen, jeder ist an seine Grenzen gekommen im letzten Jahr und auch in diesem und wenn man das geschafft hat, dann kann man sich das hoch anrechnen.

Benutzeravatar

» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich verstehe nichts von Kindern, aber mir erscheint es auch befremdlich, Zuneigung und Liebe mit "Verwöhnen" gleichzusetzen. Wir müssen schließlich keine kleinen Soldaten und zukünftige Kriegerwitwen mehr heranziehen, die möglichst früh lernen, dass Liebe etwas für Schwächlinge ist und es nur darauf ankommt, seine Pflicht zu tun. Diese Einstellung hat uns schon ein paar Generationen an seelisch verkorksten Gefühlskrüppeln eingebracht, das muss man nicht bis in alle Ewigkeit fortsetzen.

Ich bin durchaus der Meinung, dass Kinder und Jugendliche besonders unter der Situation leiden und beneide auch die Eltern nicht, die neben ihren ganzen Verpflichtungen noch dem Nachwuchs durch die Krise helfen müssen. Das hat für mich nichts mit "besonders verwöhnen" zu tun und ich kann mir auch vorstellen, dass Kinder wie Eltern froh sein werden, wenn sie wieder andere Sozialkontakte pflegen können und nicht nur aufeinanderhängen.

Materielle Güter helfen auch nur bedingt, und ich würde meine hypothetischen Kinder allein wegen der Krise nicht blindlings mit noch mehr Spielzeug zumüllen. Aber kreative Angebote gibt es auch genug, und es käme mir ebenso absurd vor, Kinder absichtlich kurz zu halten, damit sie sich auch wirklich herzhaft langweilen und nicht dem Glauben verfallen, ihre Gefühlswelt interessiere irgend jemanden. Die Erwachsenen helfen sich ja auch mit Unterhaltungsangeboten von Heimwerken bis Gesellschaftsspielen durch die sozial und kulturell karge Zeit. Was ist falsch daran, dies auch den Kindern und Jugendlichen zu ermöglichen?

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ich finde nicht, dass man Kindern in der Corona Zeit mehr Nähe geben sollte, als sowieso schon. Wenn die Corona Zeit vorbei ist klingt das für mich dann so, als würde die Nähe dann wieder zurückgenommen wird, weil dann wieder keine Zeit vorhanden ist. Deswegen finde ich das immer schwieriger, wenn die Kids jetzt derzeit so verwöhnt werden, weil die Eltern Zeit und Langeweile haben.

Denn das habe ich jetzt auch schon einige Male im Beruf mitbekommen. Auf einmal haben die Eltern mehr Zeit gehabt, spielen mehr mit den Kindern, drängen sich vermehrt den Jugendlichen auf und wollen mehr Nähe. Doch die Zeit zuvor war all das nicht Thema, was dazu geführt hat, dass die Jugendlichen speziell aus diesen Situationen abhauen wollten, weil sie damit nicht umgehen konnten. Das ist also wirklich kontraproduktiv gewesen.

Sicherlich freuen sich Kinder, wenn die Mama oder der Papa mehr Zeit für einen hat, weil die Arbeit gerade nicht mehr möglich ist. Doch man sollte hier keineswegs zu Übertreibungen neigen, wo der Nachwuchs sich später wieder daran gewöhnen muss, dass Mama und Papa wieder arbeiten sind, wenig Zeit haben und dann die gemeinsame Zeit auch weniger wird. Das ist doch bestimmt nicht schön für den Nachwuchs.

Deswegen würde ich keineswegs zu Überfürsorge in dieser Zeit neigen, sondern nur mehr Zeit gewähren, aber schon auch erläutern, dass dies derzeit nur möglich ist, weil Mama und Papa frei haben etc. Es zu übertreiben, damit sich ein Kind an so etwas gewöhnt, führt am Ende nur zu Theater, so glaube ich das jedenfalls.

Benutzeravatar

» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^