Wegen psychischer Erkrankung lieber keine Kinder bekommen?
Immer mehr Menschen leiden an psychischen Erkrankungen. Diese nehmen im Laufe der Zeit, immer mehr zu. Wenn nun eine Frau unter einer solchen Erkrankung leidet, könnte dies ja auch durchaus einen Kinderwunsch in Frage stellen. Bei einer Bekannten von mir ist das so. Sie hat eine psychische Erkrankung in Form von verschiedenen Ängsten, die ihr Leben durchaus einschränken. Sie geht daher auch keiner Arbeit nach. Sie bemüht sich, ihren Alltag so gut wie möglich zu meistern und hat gute und auch mal schlechte Tage und Phasen.
Sie ist verheiratet und ihr Mann ist da recht verständnisvoll und unterstützt seine Frau auch. Nun ist meine Bekannte in einem Alter, in dem man sich auch schon mal Gedanken über Kinderplanung macht. Sie sagt aber selbst, dass sie nicht weiß, ob es so ratsam wäre, wenn sie Kinder bekommen würde. Da diese ja auch ihre Ängste und Probleme mitbekommen würde und sie vielleicht übernehmen würden.
Die Mutter meiner Bekannte leidet auch unter verschiedenen Ängsten, aber wohl bei weitem nicht in dem Ausmaß wie meine Bekannte. Aber mein Bekannte meint trotzdem, dass sie diese Ängste teils auch sicher von ihrer Mutter übernommen hat. Allerdings wurde meiner Bekannten mal von einem Arzt gesagt, dass ein Kind ihre Probleme auch verbessern könnte. In manchen Fällen wäre das durchaus so, dass man seine Ängste dann eher beiseite schieben würde, wenn man Mutter ist und das Kind einen braucht.
Ich kenne mich da nicht so aus und wusste nicht, was ich meiner Bekannten darauf sagen sollte. Ich kann ihre Sorgen da schon nachvollziehen. Es ist ja nicht gesagt, dass das Kind nicht bestimmte Ängste der Mutter übernimmt. Meint ihr, dass man als Frau mit einer psychischen Erkrankung lieber auf Kinder verzichten sollte? Oder würdet ihr das von der Erkrankung abhängig machen? Ist es da vielleicht ratsam einen Arzt zu Rate zu ziehen?
Das ist natürlich eine schwere Situation und ich kann durchaus beide Argumentationen nachempfinden. Meine Mutter ist psychisch auch erkrankt und aus ihrer Sicht heraus kann ich das nicht empfehlen. Sie hat aber nicht nur Ängste, sondern auch den extremen Drang nach Aufmerksamkeit, Depressionen und Gefühlskälte.
Ich habe alle schlimmen Phasen mitbekommen, wobei sie sich immer mal Mühe gegeben hat, aber es hat eben nicht gereicht um das alles nicht auch mir zu vermitteln. Selber habe ich diese kaputte Psyche aber überwunden und daran gearbeitet selbstbewusster zu werden und mir Dinge auch nicht so zu Herzen zu nehmen.
Dennoch kann ich aus Sicht einer Mama sagen, dass das unglaublich belebend sein kann ein Kind zu haben und man sich auch noch mal ganz neu findet und durch diese ganzen Hormone, gerade auch am Anfang, stark ist obwohl man beispielsweise total müde ist und eigentlich schon lange nicht mehr können würde.
Meiner Meinung nach spielt es hier eine Rolle ob die Mama sich Hilfe holen würde und wie gut der Halt vom Partner ist. Wenn man ganz bewusst in das Projekt Kind startet, in dem man eben reflektiert bleibt und dann auch Hilfe bekommt, wenn es nötig ist, ist das Ganze nicht unrealistisch. Ich glaube auch, dass es nicht so schlecht ist einem Kind zu zeigen, dass Mama Ängste hat oder Probleme, aber das Kind das nicht nachmachen muss und so kann die Mama auch durch Kinderaugen sehen wie viel Angst man wirklich haben muss.
Natürlich bin ich gerade frisch Mama und es wäre schlimm, wenn ich dann nicht auf der Pro Kind Seite wäre, aber ich finde, dass das eine Sache ist, die sehr schwer mit dem Krankheitsbild sein kann, aber ein Kind gibt einen eben auch so viel wieder und deswegen lohnt es sich.
Ich denke es ist eine so persönliche Entscheidung, dass man darüber gar nicht urteilen oder diskutieren kann. Denn wieso sollte ein Arzt etwas daran ändern weil er einmalig gefragt wird? Er würde hinterher auch nicht 24 Stunden um das Kind springen und es versorgen, weil die Mutter aufgrund ihrer Erkrankung nicht mehr kann. Somit ist das keine zuverlässige Quelle und ich würde es eher davon abhängig machen, wie das Umfeld der Mutter ist.
Gibt es dort einen Partner der sich sehr um das Kind bemühen würde und auch kümmern, dann sehe ich dabei weniger ein Problem. Denn zu der Erziehung gehören immer noch zwei und selbst wenn einer davon einen psychischen Schaden hat, kann es der andere Partner noch kompensieren beim Kind. Erst wenn von der zweiten Seite auch kein Interesse kommt oder dort ebenfalls ein Schaden vorhanden ist, würde es schwierig und kompliziert werden und man müsste im weiteren Umfeld sehen, ob dort jemand bereit ist sich täglich mit dem Kind auseinander zu setzen.
Man kann natürlich einen Arzt dazu fragen und das ganze auch als Meinung werten, aber im Prinzip muss das jede Frau oder Familie selbst wissen ob sie sich darauf einlassen würden. Das eine frische Mutter immer wieder zu Kindern raten würde ist nichts unnormales aber ich finde es wird auch zu einfach gesehen wenn man einfach auf die Pro Seite Kind schreibt. Anfangs sind Kinder einfach und pflegeleicht mit dem steigenden Alter sieht man das ein wenig anders und ist dann nicht immer so glücklich darüber. Die Erfahrung muss man allerdings selbst machen wenn die rosarote Brille abgenommen worden ist.
Ich sehe es relativ pragmatisch. Kinder und deren Erziehung kann man immer versauen, und wenn nur die gesündesten Mitglieder der Gesellschaft das Recht hätten, sich fortzupflanzen, wäre das auch irgendwie gruselig. Eltern bleiben schließlich auch nicht ewig 25 und psychisch wie physisch in Top-Zustand. Dafür sorgen die Kinder selber einerseits, und andererseits können auch Schwangerschaft und Geburt Traumata und psychische Krankheiten (Stichwort Wochenbettdepression) auslösen.
Und damit muss man (oder eher frau) auch irgendwie klarkommen, weil man den Nachwuchs nur im Extremfall irgendwo abgeben kann. Und wie es mit der "Unterstützung" für Familien oft aussieht, geschweige denn im Fall von psychischen Problemen ("Reiß dich zusammen und geh mal an die frische Luft!") ist ebenso kein großes Geheimnis.
Und auch so kannst du immer noch Krebs kriegen, vom Traktor überrollt werden oder sonst etwas mitmachen, was das Leben so bereithält, und dann schauen eventuelle Kinder auch in die Röhre. Aber für gewöhnlich scheint der "Kinderwunsch", den ich nie hatte, solche Bedenken, die ja auch für Leute ohne Vorerkrankungen gelten, einfach zu überschreiben.
Von daher sehe ich das Ganze wie gesagt pragmatisch: Garantien gibt es sowieso keine, und wenn der ominöse "Kinderwunsch" da ist, sind die zukünftigen Eltern eh nicht zu bremsen. Und wenn er fehlt, gibt es genügend zusätzliche Gründe, vom Geld über den Klimawandel bis hin zur Psyche, die man den Nachbarn erzählen kann, wenn sie den Zustand deiner Genitalien kommentieren.
Ich muss mir aus sehr vielen Ecken sagen lassen, was ich doch womöglich für eine gute Mutter bin. Ich scheine sehr gut mit Kindern und Jugendlichen zu können. Das hilft mir heutzutage im Beruf, aber hat früher auch immer dazu geführt, dass ich von Kindern regelrecht aufgesucht wurde. Wenn Probleme sind, kommen sie zu mir. Wenn sie spielen wollen, dann kommen sie zu mir und selbst einige Kinder/Jugendliche wollen bei mir noch heute schlafen. Verwandte und Bekannte natürlich.
Auch ich habe mal darüber mit meinem Ex-Freund nachgedacht, ein Kind zu bekommen. Mittlerweile ist meine biologische Uhr jedoch überfällig und sie hat nie direkt getickt. Das ist natürlich auch so ein Dingen. Mir hat es nie gefehlt, dass es nicht da ist und mir fehlt es auch jetzt nicht. Da ich auch sehr spontan bin und problemlos meine Klamotten packe, auswandere usw. Ich habe schon in China gelebt, in Hamburg usw. Sowas ist nicht gerade gefestigt für ein Kind.
Nun ist es aber auch so, dass ich schwere posttraumatische Belastungsstörungen habe, die therapiert werden. Das sind Dinge, die aus meiner schlechten Kindheit sowie schlechten Erfahrungen mit Männer in meiner Kindheit rührten, was keineswegs so leicht ist. Das ist einfach auch kein Umstand für ein Kind, wenn ich dann phasenweise depressiv wirke, gleichwohl ich mich meinem Umfeld gegenüber beherrschen kann.
Adoptieren wäre wirklich eine Sache, die ich mir vorstellen kann. Allerdings kein eigenes Kind aus meinem Körper. Da ich auch allgemein nicht dazu bereit bin, 9 Monate auf etwas zu verzichten, mich zurückzunehmen und beruflich hier zurückzutreten. Ich habe ohnehin täglich mit kaputten Familien derzeit zu tun und mehr. Ich will nicht, dass dieser Stress auf mein Kind im Bauch dann Auswirkungen hätte, aber ich bin mit weit über 30 auch zu alt dafür.
Doch meine psychologische Lage hat natürlich auch irgendwann den Gedanken gefestigt, es nicht zu tun. Denn in meiner Familie sind Depressionen allgegenwärtig und auch das kann genetisch bedingt eine Geschichte werden, die ich dem Kind nicht antun möchte. In meiner Familie sind Zocksüchtige, Alkoholkranke, Depressive, Biopolare Störungen und Posttraumata. Ich bin da nicht so geübt drin, aber wer weiß, wie genetisch all das ist, das muss nicht sein!
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