In Serien immer ein Happy End erwarten?
In Serien geht oft alles gut aus. Der Held schafft es, jemanden zu retten und der Gerettete überlebt, fast immer auch ohne bleibende Schäden. In Krimi-Serien wird der richtige Täter immer gefasst, der Täter legt dann auch noch ein Geständnis ab und die Welt ist wieder ein bisschen besser.
Doch es gibt auch andere Fälle. In der Folge „Sturz ins Leere“ aus der Serie „In aller Freundschaft - Die jungen Ärzte“ stirbt recht überraschend ein Arzt, der zum Hauptcast gehörte. Auch bei „Grey’s Anatomy“ stirbt demnächst wieder ein Arzt aus dem Hauptcast, nicht zum ersten Mal. Doch es kommt auch vor, dass das Opfer eben mal nicht überlebt wie bei den „Bergrettern“ in der Folge „Mutterseelenallein“ oder auch noch einer Reihe weiterer Folgen. Oder dass die Täter mal nicht geschnappt werden wie bei “In die Wälder“ aus der Serie „Criminal Minds“.
Ich finde solche Serien, wo mal nicht alles glatt geht und es auch mal bleibende Verletzungen oder eben Tote gibt, eigentlich viel interessanter als solche, wo es immer ein Happy End gibt. Manchmal kann man sich den Fortgang der Folge sogar schon denken, da es ja irgendwie noch zum Happy End kommen muss.
Habt Ihr gerne ein Happy End? Oder darf es eben auch mal etwas anderes sein wie eben der Tod oder eine bleibende Verletzung von Personen? Würdet Ihr eventuell sogar die Serie nicht weiter gucken, wenn es nicht immer ein Happy End gibt?
Serien müssen für mich immer ein Happy End haben, um hinterher das positive Gefühl zu haben und auch zu erhalten, dass die Serie toll war. Einen Serienausklang mit einem negativen Ende ist wie ein Gericht, das man gerne essen wollte und nicht geschmeckt hat. Beides hat immer irgendwo einen negativen Nachgeschmack, finde ich.
Mich öden Happy Ends nach jahrzehntelangem Fernsehkonsum vor allem an. Eigentlich öden mich auch die meisten Serien an. Oder Fernsehen generell, wenn man von der ein oder anderen Natur- oder Reisereportage auf arte mal absieht. Und da hängt das Happy End davon ab, ob man der Löwe oder die Gazelle ist, bzw. die Einheimische oder die Touristin.
Mir kommt es vor allem darauf an, ob das Ende ins Gesamtkonzept passt. Wenn 20 Folgen lang Düsternis und Dystopie herrschen und am Ende haben wir dennoch ein heterosexuelles Paar mit Kinderchen und einem weißen Lattenzaun vor dem Atombunker, kotzt mich das schon an. Und Serien- oder Filmkonzepte, die sich von Anfang an schwerpunktmäßig mit der Frage: Entscheidet sich attraktive Cishet-Frau für saumäßig attraktiven Cishet-Mann 1 oder 2? interessieren mich nicht mal bei Grippe und 40 Fieber auf dem Sofa.
Umgekehrt bin ich ebenso weder gefesselt noch begeistert, wenn das Ende eines Handlungsstrangs völlig unmotiviert in Blut und Morde übergeht, weil das ja seit Game of Thrones schick geworden ist, einfach die meisten Figuren über die Klinge springen zu lassen. Es kommt für mich schon auf die handwerkliche Qualität des Storytellings an, und da gibt es nur bei sehr wenigen Serien Grund zur Hoffnung, dass mal etwas Originelleres passiert als "alle tot" oder "Die nächste Generation fährt nach Hogwarts".
Wenn ich eine der oben genannten Serien gucken würde, würde ich mich jetzt ziemlich ungewollt verspoilert fühlen, zumindest für den Major Cast spoiler hinsichtlich Grey's anatomy. Zum Glück sehe ich diese ganzen Sachen nicht und auch sonst nichts, wo man gemeinhin ein Happy End erwarten dürfte und würde.
Eigentlich erwarte ich mir bezüglich eines Endes erstmal gar nichts, schließlich bin ich nicht der Autor der Geschichte, der diese Entscheidungsgewalt hat. Ich lasse mich überraschen, was genau passiert, ohne eine fixe Vorstellung zu haben, in welche Richtung es gehen muss. Die einzige Ausnahme war Game of thrones, wo ich zugegebenermaßen sehr viel über ein mögliches Ende gedanklich spekuliert habe, aber das lag sicher an dem ganzen Hype, der ständigen Frage nach dem Inhaber des Throns und der Dauer der Buch- und Fernsehreihe. Persönlich kann ich auch nicht verstehen, welchen Shitstorm manche Serienenden im Netz so erfahren. Es ist nur eine Show, kein Weltuntergang, wenn man es anders hätte sehen wollen oder selbst anders geschrieben hätte.
Gerade bei Got sind einige ja völlig freigedreht, was für mich nicht mehr nachvollziehbar war. Dadurch, dass ich selbst keine fixe und starre Erwartung, sondern nur diverse Vorstellungen im Kopf hatte, wie das Ende aussehen muss, war ich nicht sonderlich geschockt. Es gab einige Sachen, die ganz okay waren, manches weniger. Aber ohne die Erwartung auf Ende X oder Handlungsstrang Y ist man auch offener in seiner Rezeption und muss sich nicht aufregen.
Und bei manchen Serien geht man ja eher davon aus, dass die Sache am Ende nicht gutausgehen wird, nicht gut ausgehen kann. Da würde mich ein Happy End vermutlich nachhaltig irritieren. Wenn ich mir vorstelle, dass Walter White in der letzten Folge die Diagnose "Dauerhaft geheilt" erhielte oder Tony Soprano in den sprichwörtlichen Sonnenuntergang reiten würde, wäre ich mir als Zuschauer schon veräppelt vorgekommen. Insofern ist das natürlich auch eine gewisse Grundannahme, die zum Genre passt, die man so haben darf.
Serien, die per Definition schon ganz sicher ein Happy End haben werden, gucke ich nicht gerne, weil ich davon ausgehe, dass auch der Rest der ganzen Show hinreichend banal und eher seicht sein wird. Wenn schon banal, gucke ich aber lieber gleich richtigen Trash.
Du sprichst hier ja nicht von Serien sondern von einzelnen Folgen. Das ist ja schon ein großer Unterschied, weil eine Serie als Ganzes trotzdem ein feel good happy ending Konzept haben kann, obwohl man ab und zu mal einen Todesfall einbauen muss. Weil eine Krankenhausserie, in der jeder überlebt, eben nicht realistisch ist und weil nicht jede Figur auf Weltreise gehen kann wenn die Schauspielerin aus der Serie aussteigen möchte.
Aber ganz generell kommt es natürlich darauf an, was da überhaupt für eine Geschichte erzählt wird. Nehmen wir zum Beispiel das Genre Telenovela - nach vielen Irrungen und Wirrungen endet die Hauptdarstellerin am Ende vor dem Traualter. Genau das erwarten die Zuschauerinnen von dieser Art von Serie und da passt es absolut nicht wenn man das Ganze in einer Katastrophe enden lässt.
Wenn man sich auf der anderen Seite so etwas wie "Chernobyl" anschaut weiß man natürlich, dass das nicht gut ausgehen wird. Auch bei anderen Serien muss man inzwischen damit rechnen, dass unerwartete Katastrophen eingebaut werden weil das gut für die Quote zu sein scheint.
Ich mag Happy Ends nicht besonders bzw. kommt es darauf an. Nach meinem Gefühl gibt es viel zu viele unpassende Happy Ends und es geht auch viel zu viel glatt immer. Aber das ist nicht nur bei Serien so, auch bei Büchern geht mir das in letzter Zeit immer mehr auf die Nerven. Das macht vieles so unglaubwürdig, wenn alles immer gut geht, die Leute da nie mal einen Kratzer abbekommen und am Ende, egal wie aussichtslos das eigentlich ist, trotzdem alles gut wird und alle fröhlich im Kreis tanzen.
Mich reißt das immer voll raus und ich kann da nur mit den Augen rollen. Ich habe das lieber etwas "realistischer", denn im echten Leben geht auch nicht immer alles glatt, da sterben auch Leute oder verlieren mal einen Arm. Ich finde so kann man viel besser mitfiebern und bekommt auch wirklich Emotionen beim gucken.
Ich finde es besser, wenn man geschockt vor dem Bildschirm sitzt und denkt "nein das darf doch jetzt nicht wahr sein", als wenn man da gelangweilt sitzt und denkt "Ja die schaffen ja eh alles, man weis das ja schon". Da geht immer voll die Spannung flöten, wenn man eh schon weis alles wird gut. Man kann sich auch besser reinversetzen, wenn mal was schief geht usw.
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