Ängste und Depressionen, weil man anderen alles recht macht?

vom 03.07.2017, 06:38 Uhr

Ich habe gelesen, dass oftmals Ängste und Depressionen entstehen, weil die Person versucht, anderen immer möglichst alles recht zu machen und selbst dadurch in Stress gerät und sogar Versagensängste entwickeln kann.

Selbst habe ich eine Freundin, die Depressionen hat. Sie spricht auch offen darüber, dennoch habe ich sie nie bisher gefragt, woher denn ihre Depressionen kommen. Sie ist ein sehr lieber Mensch, aber versucht trotzdem nicht, immer anderen alles recht zu machen. Daher denke ich, dass es bei ihr andere Ursache geben muss.

Habt ihr schon mal gehört, dass man Ängste und Depressionen bekommen kann, wenn man immer versucht es anderen recht zu machen? Meint ihr, dass da wirklich etwas wahres dran ist? Artet das so in Stress aus, dass man eben Ängste entwickelt und vielleicht depressiv wird, weil man selbst dadurch vielleicht zu kurz kommt oder seine eigenen Bedürfnisse hinten anstellt?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Also ich denke, dass man nicht pauschalisieren kann, woher die Depressionen kommen. Auch umgekehrt ist das nicht der Fall, so denke ich. Ich kenne beispielsweise sehr viele Personen, die es allen Recht machen möchten und kein bisschen an Depressionen leiden.

Im Gegenteil! Den meisten dieser Personen geht es sogar ziemlich gut und es hält sie davon ab, dass sie in Ängste und Depressionen verfallen, wenn sie das Gefühl haben, gebraucht zu werden und allen zu helfen und allen alles Recht zu machen.

Und wie du sagst, gibt es auch Personen, die das nicht versuchen und ebenfalls in Depressionen verfallen. Eher habe ich sogar das Gefühl, dass besonders die Menschen in Depressionen verfallen, die eben das Gefühl haben, dass sie nicht gebraucht werden.

Denn das Gefühl, gebraucht zu werden, stärkt ja im Normalfall das Selbstbewusstsein und müsste dann eigentlich dazu führen, dass sich die Person besser fühlt. Und wenn es schon der Fall ist, dass sie sich in einer Depression befindet, dass sie dann irgendwie heraus kommt.

Wichtig ist auf jeden Fall, wenn man depressiv ist, dass man wirklich aus den eigenen vier Wänden heraus kommt. Immer etwas mit Freunden oder Kollegen oder der Familie ausmacht und wenn es noch so schwer fällt, wandern, schwimmen, Eis essen oder einkaufen geht.

Einfach etwas machen, das ist das Geheimnis bei der Depression. Man ist aber dann meistens in einer Unendlichschleife gefangen, weil es einem schwer fällt sich aufzuraffen, wenn man depressiv ist. Aber genau das wäre das Geheimnis. Denn ein Leben lang Tabletten zu nehmen ist meiner Meinung nach auch der falsche Weg.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Depressionen können die unterschiedlichsten Ursachen haben, und ich halte es für zu kurz gegriffen, immer die gängigen Klischees und Stereotypen heranzuziehen. Psychische Erkrankungen machen ebenso wie körperliche prinzipiell vor niemandem Halt. Es muss also nicht nur die verbitterte Hausfrau oder überforderte Mutti an Depressionen erkranken, weil sie ihre "Self care" vernachlässigt und irgendwann auch die Selbstmedikation mit "Frauengold" und Melissengeist versagt.

Ich kann mir zwar durchaus auch vorstellen, dass die Psyche leidet, wenn man dauerhaft ein Leben gegen die eigenen Vorstellungen und Bedürfnisse führt, weil die aller anderen immer wichtiger sind und zuerst erfüllt werden müssen. Und gerade in diese Falle tappen nun mal vor allem Frauen. Aber "Burnout" andererseits ist beispielsweise auch nichts anderes als eine Form der Depression, und damit werden klassischerweise eher die Managertypen assoziiert, die 80 Stunden pro Woche Leute herumkommandieren und irgendwann vor Stress in die Knie gehen.

Es wäre schön, wenn psychische Krankheiten nicht immer in das simpelste Ursache-Wirkung-System gepresst werden würden, weil dann den Betroffenen besser Hilfe zuteil werden kann, die über Ratschläge wie "Kümmere dich mehr um dich selbst!" hinausgeht.

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



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