Beziehung eingehen trotz Auslandsaufenthalt einfach unfair?
Eine gute Bekannte teilte mir vor wenigen Tagen mit, dass sie von ihrem Freund verlassen wurde. Die Begründung des Freundes lag darin begründet, dass er wohl mal für ein halbes Jahr ins Ausland gehen möchte und keinen „Ballast“ wünscht.
Schon vor fünf Jahren, als beide die Beziehung eingingen, war klar, dass er solch ein Vorhaben durchaus plant, aber es hat sich beruflich, finanziell sowie aufgrund der Beziehung wohl einfach alles nicht ergeben und jetzt sieht er es einfach anders.
Natürlich ist meine gute Bekannte jetzt am Boden zerstört und sie leidet wirklich. Denn er macht zumindest deutlich, dass er sie liebt, aber er einfach ja nicht wisse, was bei einem solchen Aufenthalt im Ausland passiert, wen man kennenlernt und meinte nur, dass sie ja auch mit könne, dann wäre eine Trennung hinfällig.
Sie findet es allerdings unfair, dass er das jetzt nach 5 Jahren ohne vorher mal darüber noch mit ihr zu reden in die Tat umsetzen möchte, da er ja außer zu Beginn der Beziehung nie mehr ein Wort darüber erwähnt hat. Womit er sich allerdings raus redet, weil es ja nicht aus heiterem Himmel kommt. Sie sagt sogar, dass er dann nie eine Beziehung hätte eingehen sollen, wenn man dann auch direkt sich trennt.
Ist es jetzt, wie sie sagt unfair, dass er überhaupt eine Beziehung eingeht, wenn er doch immer im Wissen war, mal gehen zu wollen oder denkt Ihr, dass es doch im Grund schon von Beginn klar war, wo es enden soll? Würdet Ihr eine Beziehung eingehen, wenn ihr unbedingt ins Ausland wollt oder lasst Ihr es dann ganz bleiben?
Für mich war auch klar, dass ich meinen Lebensabend und nicht mein komplettes Leben in Deutschland bleiben will. Ich bin dennoch eine Beziehung eingegangen und nach den vielen Jahren lebe ich immer noch in Deutschland, dennoch haben wir auch immer wieder darüber geredet und wollen nun beide gerne irgendwann ins Ausland.
Ich finde, wenn jemand so einen Wunsch geäußert hat, dann kann man das auf beiden Seiten nicht einfach unter den Tisch kehren. Es ist jetzt also die Frage, warum er das nicht noch mal angesprochen hat, aber auch warum er scheinbar komplett ohne sie geplant hat. Das klingt schon wirklich komisch. Ich finde man muss doch immer über relevante Dinge sprechen.
Es geht hier ja nicht mal um immer im Ausland leben, sondern nur eine gewisse Zeit und ich finde das hätte man als Paar schon organisiert bekommen sollen, wenn man wirklich zusammen sein will. Die beiden sind ja nicht frisch zusammen und da finde ich die Kommunikation untereinander schon wirklich schlimm. Ich finde ihn nun nicht sonderlich egoistisch, weil er es ja schon von Anfang an gesagt hat, aber man hätte eben schauen müssen, wie es zusammen gestaltbar ist.
Eine Trennung für diese Zeit würde ich nicht hinnehmen, entweder ganz oder gar nicht. Es klingt mir dann so, als ob man einfach Spaß haben will ohne sich über einen Partner Gedanken machen zu möchten. Fernbeziehungen gibt es ja durchaus, also ist das entweder ein vorgeschobener Grund oder man will einfach nur das Single sein nutzen.
Unfair finde ich es nicht, dass man es erwähnt, die Beziehung dann wächst und man dann das macht, was man irgendwann mal gesagt hat. Allerdings sollte man dann schon mal mit dem Partner darüber reden, bevor man Verträge unterschrieben hat und es quasi bald losgeht.
Hier geht es doch gar nicht um den popligen "Auslandsaufenthalt", sondern darum, dass der gute Mann offensichtlich davon ausgeht, dass sich ihm während der 6 Monate Bumsgelegenheiten bieten werden ohne Ende und dass er dafür frei und ungebunden sein möchte und nicht ein halbes Jahr nicht zum Bumsen kommt, weil daheim eine monogame Beziehung wartet.
Ich frage mich auch, wie hoch außer in den traurigen Zwangsprostitutions-Urlaubsparadiesen die Wahrscheinlichkeit ist, dass etwas "passiert", wenn man es nicht gerade aktiv darauf anlegt, zumal da ein halbes Jahr wahrhaftig nicht sonderlich lang ist.
Ich war auch im Studium für das berühmte Auslandssemester ein paar Monate nicht da, und meine Beziehung hat das wunderbar verkraftet. Ich kann auch nicht behaupten, dass die willigen polnischen Jünglinge Schlange gestanden sind, um mich vom rechten Weg abzubringen. Und nach der Logik kann man ja auch auf dem Weg zur Apotheke oder auf dem Campingplatz Heringsmoor jemanden "kennenlernen", der jeden Gedanken an eine langjährige Beziehung sofort aus dem Gedächtnis verschwinden lässt.
Von daher kann ich schon verstehen, dass die Frau unglücklich ist. Schließlich hat sie Jahre ihres Lebens mit einem Typen verschwendet, der von Anfang an nicht die Reife hatte, seinen Knabentraum von den ungehinderten Bumsgelegenheiten im Ausland angesichts einer festen Beziehung noch mal zu überdenken und oder in fünf Jahren aus dieser pubertären Fantasie herauszuwachsen. Der "Auslandsaufenthalt" ist da nicht das Problem. 6 Monate Fernbeziehung schaffen sogar Teenager, aber der Wille ist eben nicht da, wenn frau von "Liebe meines Lebens" zum "Ballast" degradiert wird wegen maximal ein paar Flugstunden räumlicher Distanz.
Ich war 7 Jahre lang auf den Weltmeeren unterwegs und habe ähnliche Situationen erlebt. Dabei waren verschiedene Voraussetzungen und persönliche Entscheidungen ausschlaggebend. Unter anderem habe ich auf meinem 3-monatigen Aufenthalt "an Land" eine alte Freundin wieder getroffen und nach mehreren Wochen sind wir tatsächlich zusammen gekommen.
Von Anfang an war uns beiden bewusst, ich bin in geraumer Zeit für 6 Monate an einem Ort, wo kurzlebige Beziehungen zum Alltag gehören. Das aufs "bumsen" zu beschränken ist klein geistig und die Hintergründe zu erklären, für "Landratten" schwierig. Jedenfalls wurde nach 1-2 Monaten die Beziehung sehr schwierig, da sie zu Hause auf Anrufe und Mails wartete und sich natürlich Sorgen machte. Ich war 14 Stunden, 7 Tage die Woche im Dauereinsatz im F&B Bereich und von daher verging die Zeit rasend schnell und selbst ein Anruf und eine Mail wird vergessen oder man ist einfach zu kaputt.
Um ihr dieses Leid zu ersparen und weil ich jemand kennengelernt habe, auf dem Schiff, die diese Situation kennt habe ich die Beziehung beendet. Das klingt vielleicht trocken und billig aber um kurz auf den Beitrag zu reagieren: Im Leben ändern sich Situationen und natürlich werden Menschen im Umfeld auch verletzt dadurch aber Männern wird doch immer vorgeworfen so unehrlich zu sein. Dieser Mann hat immerhin die Wahrheit an den Tag gelegt und ist fair mit ihr umgegangen.
Mein Gott, wenn sie blind gehofft hat, er wird nie wieder von seinem Traum sprechen, dann ist sie vielleicht naiv oder hat es sich natürlich einfach gewünscht(ist nicht böse gemeint) bzw. warum hat er nie davon weiter gesprochen, es wird bestimmt einen Grund gegeben haben aber das liegt allein in deren Händen und darüber zu urteilen ist nicht richtig, von niemandem.
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