Zwischen Entscheidung von Herz und Kopf wählen?
Oftmals hört man, dass jemand ein reiner Kopfmensch ist oder aber auch, dass manche Menschen ihre Entscheidungen immer mit dem Herzen treffen. Aber wie handeln, wenn Herz und Kopf was anderes sagen und man eigentlich weiß, dass der Kopf recht hat und es sinnvoller wäre, darauf zu hören und diese Entscheidung zu treffen? Aber das Herz sagt, dass man es tun soll und man ansonsten vielleicht sogar unglücklich wird.
Wie entscheidet ihr, wenn Herz und Kopf etwas unterschiedliches sagen? Seit ihr dann doch eher rational und entscheidet danach, was einfach vernünftiger ist? Oder trefft ihr auch schon mal unsinnige Entscheidungen, bei denen ihr gar nicht wisst, ob das überhaupt dauerhaft funktionieren kann, weil euch das euer Herz sagt?
Es kommt bei mir selten vor, dass Herz und Kopf unterschiedlicher Meinung sind und selbst wenn das mal der Fall ist, analysiere ich eben, woran das liegt. Wenn man erst einmal die Ursache erkannt hat, fällt es leichter, rationale Entscheidungen zu treffen.
Manche Menschen haben zum Beispiel Angst vor Veränderungen im Leben und zögern deswegen, entsprechende Entscheidungen zu treffen, auch wenn diese vernünftiger wären. Wenn man sich dessen aber bewusst ist, kann man für sich abwägen ob diese Ängste vor Veränderung begründet sind oder nicht. Manchmal steigert man sich in irgendwelche negativen Gedanken rein, die gar keine Grundlage haben.
Ich kenne es so, dass man die Neigung hat, etwas Bestimmtes zu tun - was ich mal als Entscheidung des Bauches oder Herzens beschreiben würde - und dass man rein rational eigentlich zu einer anderen Schlussfolgerung kommt. Beispielsweise dass man in einer Situation gerne aus dem Bauch heraus etwas sagen oder tun wöllte, aber sich das bewusst verkneift.
Oder heute im Supermarkt. Ich entdecke Tiramisu, ich liebe das Zeug, aber eigentlich sollte ich das nicht essen, vor allem da ich keinen Kühlschrank habe und das nur als 500 Gramm Packung erhältlich war. Der Bauch sagt ja, der Kopf sagt nein. Wie ging es aus? Ich hab gerade rund 400 Gramm Tiramisu gefuttert. Übrig ist nur diese Keksschicht unten drin, die mag ich nicht, daher ziehe ich mal 100 Gramm ab. Aber es war so gut.
Ich finde man muss immer abwägen. Man kann sich nie komplett nur auf eine Seite verlassen. Beispielsweise gibt es manche Entscheidungen, die sachlich gesehen keinen Sinn machen würden. So mag ich den Mini Cooper als Auto. Ich habe aber 2 Kinder und einen Mann und möchte irgendwann einen Hund haben. Mein Herz sagt also, dass ich das Auto mag, aber mein Verstand, dass ich es so nicht nutzen könnte. Die Entscheidung muss also mit dem Verstand getroffen werden. Es gibt aber genauso Entscheidungen, die mit dem Herz besser getroffen werden können. Man muss eben abwägen, was aktuell besser ist.
Ich habe nicht den Eindruck, dass man bei Entscheidungen aller Art sauber zwischen "Herz und Kopf" trennen kann, sondern dass es eher eine Frage des Selbstbildes ist. Manche Leute gefallen sich als "rationale" EntscheiderInnen, die auf "Gefühlsduselei" nichts geben und nur Fakten gelten lassen. Andere wiederum sind stolz auf ihr "Bauchgefühl" und die guten Erfahrungen, die sie damit gemacht haben.
Ich selber habe mich auch jahrelang für einen "Kopfentscheider" gehalten, bis mir gedämmert ist, dass das so gar nicht stimmt. Bei Alltagsentscheidungen vom Essen bis zum Urlaub neige ich absolut dazu, meinen Gefühlen zu folgen und rede mir die eigentlich schon längst gefallene Entscheidung dann mit rationalen Argumenten noch schöner. Zum Beispiel, dass ich schon seit 4 Wochen kein Eis mehr hatte oder dass Urlaubsziel X auch umweltfreundlich ist gut ins Budget passt. Aber eigentlich weiß ich genau, dass ich auch andere vernunftbasierte Argumente gefunden hätte, wenn ich etwas wirklich will. Und wirklich wollen ist pure Emotion.
Davon abgesehen sind sich Herz und Kopf bei mir auch meistens relativ einig. Wenn zu viele mehr oder weniger vernünftige Gründe gegen eine Entscheidung sprechen, wäre auch mein "Herz" nicht wirklich glücklich damit. Und umgekehrt. Ich muss aber auch sagen, dass ich bisher im Leben nur extrem selten vor den großen hollywoodmäßigen Hopp-oder-topp-Entscheidungen stand.
Ich weiß ja nicht, wie oft es im Leben einer Durchschnittsperson beispielsweise vorkommt, dass sie sich entscheiden muss, mit ihrer "großen Liebe" nach "Romantisches, aber armes Land" auszuwandern oder vor der Entscheidung "Ballettkarriere oder Traumhochzeit" steht. Im Alltag werden die meisten halbwegs lebenstüchtigen Menschen Kopf und Herz wahrscheinlich durch Abwägen in Einklang bringen.
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