Welches Land wäre für euch das Paradies?
Die Cousine meines Partners ist total begeistert von der Schweiz. Sie ist noch nie dort gewesen, hat aber schon bestimmte Vorstellungen, wie dort das Leben ist, sodass sie beschlossen hat, eines Tages in die Schweiz auszuwandern. Sie stellt die Schweiz immer so dar, als wäre es das Paradies auf Erden, dort zu leben.
Für mich persönlich gibt es kein "Paradies" auf Erden, unabhängig davon, ob es sich dabei um ein Land, eine Stadt oder ein Dörfchen handelt. Mit "Paradies" verbinde ich irgendwie so eine Bilderbuch-Vorstellung fernab der Realität und das kann kein Ort der Welt wirklich leisten. Scheint aber nicht jeder dieser Meinung zu sein, wenn ich so an die besagte Cousine denke. Wie seht ihr das? Welches Land oder welcher Ort auf Erden wäre für euch das Paradies und warum? Oder kann es eurer Meinung nach kein Paradies auf Erden geben?
Ich bin auch ein großer Schweizfan. Ich finde es faszinierend, dass die Schweiz sich mehr für Umwelt und Tierwohl einsetzt, als die meisten anderen Ländern. Viele Beschlüsse werden dort über Volksabstimmungen getroffen und die Menschen stimmen für solche Dinge ab. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Deutschland in solchen Dingen positiv abstimmen würde, weil die meisten Änderungen immer auch mit Nachteilen verbunden sind. Mal ehrlich, als würden die Deutschen dafür abstimmen den Autoverkehr aus den Städten rauszuhalten? Nie und nimmer! In der Schweiz geht das.
Daher ist die Luft in der Schweiz auch besser, dass muss man schon sagen. Auch die Tierhaltung ist dort besser als in Deutschland und im Gegensatz zu deutschen Großbetrieben reagiert man in der Schweiz auch auf Skandale wie beispielsweise im Falle von PMSG. Das Bildungswesen erscheint mir dort auch besser und das Rentenniveau ist höher, da auch alle in die gleiche Rentenkasse einzahlen und es dort nicht so ein System gibt wie in Deutschland, wo es für viele Berufsgruppen separate Kassen gibt. Auch Beamte müssen einzahlen. Nicht zuletzt sind die öffentlichen Verkehrsmittel top.
Gerade bei der Schweiz wird als Nachteil immer angebracht, dass die Menschen doch sehr reserviert sind und Ausländer nicht mögen. Möchte man beispielsweise in der Schweiz arbeiten, bekommt man ein Aufenthaltsrecht aber man hat fast keine Chance dort wohnen zu bleiben und selbst Schweizer zu werden, es sei denn man heiratet. Für mich selbst ist das keine Katastrophe und auch die Reserviertheit der Menschen stört mich nicht, da ich selbst auch sehr introvertiert bin. Ich war über einige Wochen in Genf und Basel für ein Praktikum und habe die Zeit sehr positiv erlebt.
Generell interessiert mich bei einem Land besonders, dass dieses auf die Umwelt und das Tierwohl achtet. Andere Dinge sind mir nicht so wichtig. Ich bin beispielsweise auch ein großer Dänemark-Fan und da wird dann immer mit schlechter Kinderbetreuung und so argumentiert. Das interessiert mich gar nicht, weil ich natürlich auch meine Bedürfnisse schaue. Ich habe Bekannte aus Dänemark, diese sind vor bald 10 Jahren ausgewandert und schwärmen auch heute noch von ihrem neuen Heimartort. Ehemalige Schulkameraden sind auch nach Schweden ausgewandert und schwärmen ebenfalls. Sie sehen in Schweden diverse Vorteile gegenüber Deutschland.
Solche Eindrücke prägen natürlich. Ich habe bisher keinen Auswanderer kennengelernt der bereut hat ausgewandert zu sein oder der in seinem neuen Land irgendwelche Nachteile sieht, die es in Deutschland nicht gab. Mit der Zeit habe ich so den Eindruck gewonnen das in Deutschland nicht alles so rosig ist, wie die Menschen glauben. Wir sind sehr konservativ und hinken in vielen Dingen hinterher, je nachdem mit welchem Land man sich vergleichen möchte. Ich würde mal sagen, dass die skandinavischen Länder, Dänemark oder die Schweiz für mich dem Paradies schon recht nahe kommen.
Das Paradies ist kein Ort, sondern ein Zustand. Zwar gibt es hierzu Erden durchaus schöne Fleckchen, wo es sich gut leben lässt oder wo man einen schönen Urlaub oder Ausflug verbringen kann. Aber das "Paradies" kann es für mich schon deswegen nicht sein, sobald andere Leute sich dafür abrackern und mir den Hintern pudern, weil ich beispielsweise als Touristin aus einem reichen Land komme.
Gerade was an der Schweiz so geil sein soll, weiß ich auch nicht. Überteuert, arrogant und protzig, außerdem feindlich gegenüber so ziemlich allem, was nicht aussieht und riecht wie Schweizer Käse. Ein paar Tibeter werden gerade so geduldet, weil es bei denen auch Berge hat, aber das Frauenwahlrecht wurde beispielsweise erst 1971 eingeführt, und Minarette sind mit einem Bauverbot belegt. Das ist definitiv nicht mein Paradies.
Auch die klassischen Urlaubsparadiese und sonnigen Länder, wo deutsche Rentner ihren Lebensabend verbringen, sehe ich aus vergleichbaren Gründen kritisch. Natürlich wäre es für mich das "Paradies", wenn ich mir von meiner deutschen Rente dort eine Villa mit Personal leisten kann, aber ich zumindest könnte das nicht genießen, wenn ich weiß, dass die Leute, die mir den Puderzucker in besagten Hintern blasen, das für einen verhältnismäßigen Hungerlohn tun oder ihre Kinder nicht in die Schule schicken können.
Was die Schweiz betrifft, würde ich sagen, dass es höchstens ein Paradies ist, wenn man dort bereits als Schweizer geboren wurde. Zuwanderern gegenüber scheint man häufig nicht so herzlich zu sein, und ich als Deutscher wäre dort wahrscheinlich sowieso nur mäßig willkommen. Ein Gefühl des Angenommenwerdens würde für mich aber zu einem paradiesischen Land dazugehören. Ich würde nicht gern in einem Land leben wollen, in dem ich möglicherweise von vielen Leuten nur missmutig geduldet bin, selbst wenn es dort noch so schön ist.
Ein wichtiges Kriterium für ein paradiesisches Land wäre also, dass ich mich dort wirklich willkommen und irgendwann auch integriert fühlen könnte. Ich weiß nicht, ob ich falsch liege, aber ich habe beispielsweise ausgerechnet im als kühl und abweisend verrufenen Finnland sehr positive Erfahrungen mit den Menschen gemacht, die auf mich sehr freundlich und wertschätzend gewirkt haben. Somit könnte ich mir vorstellen, dass ich Finnland als paradiesisches Land erleben könnte, auch wenn das Klima mindestens sechs Monate pro Jahr alles andere als paradiesisch ist.
Ein richtiges Paradies gibt es für mich nicht. Es hat alles Vor- und Nachteile. Immerhin muss man ja auch immer eine Arbeit finden oder was auch immer, auch angenommen werden, nicht gehasst werden und das ist eben auch nicht immer in jedem Land so. Ich finde eher südliche Länder sehr spannend, aber ob man da wirklich gut leben kann, weiß ich nicht.
Definitiv werden wir irgendwann ins Ausland ziehen und nicht in Deutschland bleiben, aber wo es dann hingeht, steht da für uns auch noch nicht fest. Ich glaube es kann aber woanders schon schöner sein. Es kommt sicherlich auch immer darauf an wo man sich wohlfühlt und wo man eben auch einen schönen Alltag haben kann.
Es gibt auch Länder, mit sehr schönen Landschaften, aber man muss eben auch immer gut leben können und wie man das definiert ist sicherlich immer eigene Sache, aber ich kann mir nicht immer vorstellen dann auch in einem Land zu leben, nur weil ich es von der Landschaft her schön finde. Da gehört eben auch einiges dazu, einfach mal ganz woanders zu wohnen.
Ich glaube, ich könnte mich gar nicht wirklich für ein bestimmtes Land entscheiden, da es fast überall Vor- und Nachteile gibt. Entweder die Landschaften sind schön und das Klima ist toll, aber z.B. die Infrastruktur oder medizinische Versorgung ist weniger gut. Oder das Land ist top durchorganisiert, aber die Landschaften sind eher flach oder das Klima rau. Irgendwas ist immer, womit man sich arrangieren muss. Am Ende denke ich mir, dass ich dann auch in Deutschland bleiben kann, weil es hier für mich ein halbwegs guter Kompromiss ist: das Land ist einigermaßen gut organisiert, das Klima ist mittelmäßig angenehm, und auch die Landschaften und Städte sind zum Teil ganz schön.
Ich glaube nicht, dass es das "perfekte" Land überhaupt irgendwo gibt. Die Leute, die in ihr "Traumland" auswandern und dabei nicht komplett die Augen vor der Realität verschließen, haben einfach gewisse Prioritäten, die für sie in diesem Traumland erfüllt sind, und deshalb tolerieren sie dann den Rest.
Es hat aber mit "Paradies" nichts zu tun wenn ich zum Beispiel wegen der tollen Strände und der Möglichkeit das ganze Jahr über als Surflehrerin zu arbeiten auf Hawaii lebe und dafür in Kauf nehme in einem WG Zimmer zu wohnen weil die meisten Waren vom Festland importiert werden müssen und alles deshalb so viel teurer ist.
Ich habe wahrscheinlich ein realistischeres Bild der Schweiz, weil ich nicht so weit davon entfernt wohne. Ich kenne eine Reihe Leute, die täglich zum Arbeiten in die Schweiz pendeln und sich aus finanziellen und persönlichen Gründen einen Umzug nicht vorstellen können. Bestimmte ICE Verbindungen von und aus Basel sind unter der Woche voll mit Pendlern, also ist das auch kein seltenes Phänomen.
Aber das Argument, das für mich wirklich gegen die Schweiz spricht, ist nicht "in Basel könnte ich mir so eine Wohnung nicht leisten" sondern, dass mir Leute erzählt haben, dass sie sich dort immer als Ausländer gefühlt haben. Auch nach Jahren im Land mit guten Job und Freundeskreis und allem, was man hierzulande als "voll integriert" beschreiben würden haben sie trotzdem immer das Gefühl vermittelt bekommen, dass sie nicht so ganz dazu gehören.
Ich könnte mir nicht vorstellen im Ausland zu leben und immer daran erinnert zu werden, dass das für mich das Ausland ist und nicht meine Heimat. Und ich könnte mir auch nicht vorstellen auf Dauer in einer deutschen Parallelgesellschaft zu leben mit anderen, denen es genauso geht wie mir. Dafür brauche ich nicht auswandern. Deutsche gibts hier mehr als genug.
Ich weiß nicht, ob ich falsch liege, aber ich habe beispielsweise ausgerechnet im als kühl und abweisend verrufenen Finnland sehr positive Erfahrungen mit den Menschen gemacht, die auf mich sehr freundlich und wertschätzend gewirkt haben.
Ich habe bisher auch nur positive Erfahrungen gemacht. Die durchschnittlichen Finnen sind jetzt nicht unbedingt besonders extrovertiert, aber ich komme damit eh besser klar als mit Leuten, die laut und oberflächlich sind und mich nach einem Abend zum besten Freund erklären weil wir zufällig die gleichen Filme mögen.
Cloudy24 hat geschrieben:Aber das Argument, das für mich wirklich gegen die Schweiz spricht, ist nicht "in Basel könnte ich mir so eine Wohnung nicht leisten" sondern, dass mir Leute erzählt haben, dass sie sich dort immer als Ausländer gefühlt haben. .
Das wäre für mich auch einer der Hauptgründe, warum ich nicht dauerhaft in die Schweiz ziehen wollte. Zu oft habe ich schon gehört und gelesen, dass Deutsche in der Schweiz oft nicht besonders beliebt sind und dies auch nach Jahren immer noch zu spüren bekommen. So eine ständige z.T. unterschwellige Ablehnung im Alltag wäre mir auf die Dauer unangenehm. Wobei ich natürlich weiß, dass es auch in Deutschland für viele Migranten ähnlich unangenehm sein dürfte, weil sie sich auch nach Jahren immer noch nicht von den Einheimischen akzeptiert fühlen.
Was die Sprache betrifft, denke ich, dass es für Deutsche recht schwierig sein dürfte, Schweizerdeutsch sprechen zu lernen. Schon allein deswegen, weil es nicht das eine Schweizerdeutsch gibt, sondern diverse Unterschiede zwischen den Kantonen. Ich glaube, selbst wenn man sich wirklich bemüht, klingt es auch nach Jahren immer noch nicht richtig authentisch und viele Schweizer würden weiterhin die Nase rümpfen. Wahrscheinlich käme ich deswegen in der Romandie besser zurecht, weil es sich da ohnehin um eine Fremdsprache handelt, die man lernen muss, so als ob man in Frankreich oder Belgien leben würde.
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