Gnädiger mit Jugendlichen, wenn selber früher Mist gebaut?
Ich habe manchmal das Gefühl, dass manche Erwachsene vergessen haben, wie sie selber als Jugendliche waren. Vielleicht waren sie aber auch wirklich immer brav, haben nie einen Vollrausch gehabt, laute Partys gefeiert und haben immer akribisch auf das öffentliche Eigentum geachtet.
Bevor ich ein zu hartes Urteil über das Fehlverhalten von manchen Jugendlichen fälle, versuche ich immer, mich in meine eigene Jugend zurückzuversetzen, in der ich auch Mist gebaut habe, aber Gott sei Dank immer heil herausgekommen bin.
Meint ihr, dass die Leute, die früher auch nicht ganz brav waren, gnädiger mit den Untaten von manchen Jugendlichen umgehen als Leute, die immer korrekt waren? Oder könnte es auch umgekehrt sein, dass die früher über die Stränge geschlagenen Leute eine harte Hand vermisst haben und deswegen strenger urteilen und härtere Maßnahmen anmahnen?
Eine Zeit lang habe ich auch mal Jugendliche betreut und mir hat das Spaß gemacht. Die waren alle etwas frech und haben Quatsch gemacht, aber ich fand das erfrischend. Mir kam es so vor, dass die Lehrer, aber auch Sozialarbeiter viel zu streng zu denen waren. Gerade der Sozialarbeiter hat die Jugendlichen auch gerne mal angemault, wenn die irgendwas nicht so gemacht haben, wie er wollte.
Dabei ist es doch nicht ungewöhnlich, dass junge Menschen nicht immer maximal Lust auf Schule haben und dass sie auch im Unterricht mal nebenbei aufs Handy schauen. Zu meiner Zeit haben wir im Unterricht auch nicht immer aufgepasst und Zettelchen untereinander geschrieben.
Man hat es aber auch nicht leicht, wenn man selbst das Verhalten der Jugendlichen locker sieht und alle anderen Lehrer/ Erzieher super streng sind. Die erwarten nämlich, dass man sich ihnen anpasst und sind da selbst nicht veränderungsbereit. Der "lockere" Ersatzlehrer wird dann schnell herausgemobbt.
Ein Erwachsener, der selbst weiß, dass man in der Jugend mal über die Stränge schlägt und damit auch mal Verständnis zeigt, wird sicherlich einen besseren Zugang zu Jugendlichen haben, als jemand, der ständig nur im erhobenen Zeigefinger ankommt. Sicherlich ist eine gewisse Strenge auch wichtig, damit es nicht komplett übertrieben wird, aber man sollte eben auch die eigenen Vergehen in der Jugend nicht vergessen.
Auch wir haben den einen oder anderen Lehrer mal etwas geärgert und so ganze Unterrichtsstunden ruiniert. Oder haben nicht aufgepasst. Unser damaliger Russischlehrer war auch so ein Typ Kumpel mit gewisser Strenge. Wenn man mal einen schlechten Tag hatte und er merkte es, hat er einen auch mal die eine Unterrichtsstunde in Ruhe gelassen. Selbst wenn man da geschlafen hätte, wäre das bei ihm durchgegangen. Aber der Respekt war immer von unserer Seite da.
Ich war in meiner Jugend so was von "brav" und bin es noch bis heute. Ich hatte einfach nichts vermisst oder befürchtet zu versäumen, wenn ich die üblichen Eskapaden nicht mitgenommen hatte, die man im Teenageralter so betreibt, von ungeschickten Sexversuchen bis hin zum berühmten Vollrausch.
Mir war an sich schon egal, was "typische" Jugendliche so an "Mist bauen", als ich selber noch im entsprechenden Alter war und daran hat sich bis heute nichts geändert. Die jungen Leute von heute können meinetwegen machen, was sie wollen. Manchmal erstaunt es mich sogar, wie brav und angepasst viele sich schon in dem Alter willig vor den Karren spannen lassen, den ein anderer lenkt und sich fragen, was denn die Nachbarn denken.
Ich bin nur nicht so begeistert von Vandalismus und dem Hinterherrufen von Unflätigkeiten. Selbst bei uns auf dem Dorfe gibt es den von mir liebevoll so genannten "Asso-Winkel", wo sich ein Teil der Dorfjugend trifft und der zufällig auf meinem Heimweg liegt. Aber selbst da denke ich mir, das das Problem der nervigen Teenies auch nur deswegen besteht, weil die älteren Generationen ihnen kein Jugendheim oder Bauwagen oder sonst irgendeinen Treffpunkt zur Verfügung stellen. Ich finde eher, dass meine Generation im Umgang mit Jüngeren, aber auch Älteren spektakulär versagt und deswegen kein Recht hat, mit dem Finger auf Leute zu zeigen, die vom Alter her bestenfalls gerade so Auto fahren dürfen.
Ich finde es wichtig, dass die eigenen Kinder immer zu einem kommen können und da gehört gegenseitiges Verständnis und Respekt dazu. Das heißt eben auch, dass man auch mal nicht gleich hochgeht, sondern man einfach mal darüber nachdenkt wie alt das Kind ist und was es auch selber daraus lernen kann. Natürlich kann man Dinge ansprechen, aber immer mit dem erhobenen Zeigefinger zu agieren finde ich nie gut, auch bei kleineren Kindern nicht.
Selber war ich als Jugendliche nun nicht so besonders anstrengend und eher von der braven Sorte, dennoch würde ich es verstehen, wenn meine Kinder das anders machen und dann eben auch Dinge anstellen würden. Alkohol trinken finde ich ab einem gewissen Alter auch okay, aber da muss man auch sehen, dass man mit dem Kind vorher darüber redet, was passieren kann. Man sollte halt miteinander reden.
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