Was war das schönste Lob, das ihr jemals bekommen habt?

vom 16.05.2021, 13:47 Uhr

Wenn ich gelobt werde, ist mein erster Reflex immer, dass das wahrscheinlich nicht so gemeint ist, sondern dass mir der Lobende nur etwas Gutes tun möchte. Als Kind bin ich eher getadelt als gelobt worden. So kann ich mich spontan gar nicht an ein Lob erinnern, dass ich als besonders schön empfunden habe. Am besten gefallen mir eigentlich die unausgesprochenen Lobe, wenn meine Kinder mit Begeisterung mein Weihnachtsessen genießen und sich mehrere Nachschläge holen.

Könnt ihr euch an ein besonders schönes Lob erinnern? Von wem kam es? Auf was bezog es sich? Seid ihr als Kind oft gelobt worden? Habt ihr das Gefühl, dass ihr oft aus reiner Höflichkeit gelobt werdet?

» blümchen » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich wurde als Kind gar nicht gelobt, ich kann mich an keine einzige Begebenheit erinnern. Dementsprechend schlecht kann ich mit Lob umgehen. Besonders häufig höre ich, ich hätte eine schöne Schrift. Hier vermute ich einfach, man möchte mich so dazu bewegen, die eher unangenehmen schriftlichen Arbeiten zu erledigen, die keiner machen will. Persönlich finde ich meine Schrift fahrig, ungleichmäßig und schlampig.

Ein weiteres Lob höre ich öfter über meinen Ordnungssinn und meine Disziplin. Der Ordnungssinn ist mehr Schein als sein, daher kann ich dieses Lob nicht ernst nehmen und die Disziplin ist halt notwendig, nichts wofür man gelobt werden müsste. In der Regel versuche ich das Lob herunterzuspielen oder zu relativieren, mir ist dann sowohl das Lob als auch meine Reaktion peinlich.

Meine Vorgesetzte neigt dazu, recht großzügig zu loben, was mir fast immer unangenehm ist, da ich meistens nicht der Meinung bin dem gerecht zu werden. Manchmal ist es aber auch sehr anspornend, wenn man ein Projekt beendet hat und das gelobt wird. Ob das Höflichkeit ist oder ob es als Motivationswerkzeug genutzt wird, kann ich nicht sagen.

Es gibt jedoch ein Lob, dass ich sehr ernst nehme und das mir das wichtigste auf der Welt ist. Wenn mein Sohn mir sagt, ich bin die allerbeste Mama auf der Welt und könnte nicht besser sein, dann kommen mir die Tränen. Auch wenn ich nicht die beste Mama der Welt bin, so scheint es für ihn so zu sein und das ist alles was zählt.

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» Pikalina » Beiträge: 790 » Talkpoints: 6,08 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Auch ich wurde als Kind nie gelobt. Bei uns kam "Lob" in der Familie nur in ironischer Form vor wie in "Danke, dass du mir auf den Fuß getreten bist! Das hast du ja wieder großartig hinbekommen!" Höre ich ein Lob, vermute ich daher automatisch das Gegenteil und suche, was ich wieder falsch gemacht habe. Ich kann damit auch nach so vielen Jahren immer noch nicht umgehen.

Aufgrund vieler eigener Erfahrungen sehe ich recht gut, wenn jemand anderes Hilfe braucht und wie die aussehen muss. So gab es eine Nachbarin, die sich selbst kaum bewegen konnte und dazu noch einen schwerstbehinderten Sohn hatte, der außer im Rollstuhl sitzen und ca. 70 verschiedene Wörter sprechen absolut nichts konnte, größtenteils spastisch gelähmt und blind war. Wir freundeten uns schnell an und ich half ihr soweit es ging im Haushalt. Und da brauchte sie mir gar nicht wirklich zu sagen, was alles gemacht werden musste, sondern für mich war vieles selbstverständlich.

Weil sie auch im Kopf recht chaotisch und planlos war, hab ich etwa dann dafür gesorgt, dass sie die notwendigsten Lebensmittel, insbesondere die für ihren Sohn, der auch noch stark untergewichtig und nierenkrank war, im Haus hatte. Sie selbst hat es einfach nicht hinbekommen, mal einen Einkaufszettel zu schreiben, selbst wenn wir ihr Tage vorher gesagt haben, wann wir wo einkaufen gehen, ob sie etwas braucht. Sie hat mich dann "Engel" oder ihre "Retterin" genannt. Es hat etwas gedauert, aber irgendwann konnte ich es annehmen.

Oder wir hatten einen Nachbarn. Als wir näher in Kontakt kamen, war er bereits 83 Jahre alt. Er war gestürzt und brauchte ein wenig Hilfe. Wir wohnten schräg über ihm, ich erreichte seine Wohnung durchs Treppenhaus. Da war es für mich kein Problem, teilweise mehrmals täglich kurz zu ihm runter zu flitzen. Da er wirklich lieb war und für mich irgendwie die Stelle eines Opas einnahm, war es für mich keine Belastung.

Sein schönstes Lob war ein einfaches "Wenn ich dich nicht hätte." Es hört sich so einfach an, aber wir wussten beide, dass er sonst richtig Probleme gehabt hätte, weiter in seiner eigenen Wohnung zu leben und dass er sonst vermutlich ins Heim gemusst hätte, was er auf keinen Fall wollte. Und weil es naturgemäß nicht viel besser mit ihm wurde, behielten wir die vielen kleinen "Besuche" und Hilfen bei, auch wenn Corona es uns schwer gemacht hat. So konnte er bis zu seinem Tod in seiner Wohnung bleiben, das Heim blieb ihm erspart.

Wir haben nach seinem Tod auch seine Wohnung geräumt, weil es für seine Tochter aus verschiedenen Gründen nicht machbar war. Für uns war es aufgrund der Nähe einfacher. Außerdem haben wir so auch ein bisschen die Trauer um ihn verarbeitet (Mein Freund hatte sich auch mit ihm angefreundet und alles im Bereich TV und Internet/Smartphone für ihn gemacht).

Als alles erledigt war, überreichte uns die Tochter unter anderem eine Karte, in der stand: "Es gibt Menschen, die machen unsere kleine Welt zu etwas Besonderem, weil es sie gibt!" und sie bedankte sich für alles, was wir für sie und ihren Vater getan hatten. Und das ist so ziemlich das schönste Lob, was ich mir vorstellen kann und je bekommen habe. Mir kommen jetzt auch schon wieder die Tränen, wo ich die Karte vor mir sehe.

» SonjaB » Beiträge: 2698 » Talkpoints: 0,98 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ich finde die Vorstellung seltsam, als erwachsener Mensch "gelobt" zu werden. Für mich beinhaltet "Loben" ähnlich wie "Belohnen" immer ein Machtgefälle: Jemand anderem steht es zu, mein Verhalten, meine Leistung oder ähnliches zu beurteilen, und wenn das Urteil positiv ausfällt, ist es ein Lob. Bei Kindern sehe ich es ja noch ein, weil es da tatsächlich ein natürliches "Machtgefälle" gibt, wenn man so will. Aber unter an sich gleichrangigen Erwachsenen gibt es in meinen Augen durchaus positives oder negatives Feedback, aber kein Lob im engeren Sinne.

Am nächsten an die kindliche Definition von Lob komme ich maximal im Job, wenn mein Chef sich anerkennend über meine Leistung äußert, weil es ihm ja auch in der modernen Arbeitswelt immer noch zusteht, diese zu bewerten. Aber privat fände ich es schon seltsam, gelobt zu werden oder umgekehrt meinen Partner dafür zu "loben", wie schön er die Spülmaschine eingeräumt hat. Natürlich bedanke ich mich und finde auch anerkennende Worte, wenn mehr Arbeit und Mühe im Spiel ist als nur das blöde Geschirr, aber "loben" im engeren Sinne brauche ich in meinem Alter wahrhaftig nicht.

Andererseits bin ich aber durchaus der Meinung, dass man Freude und Wertschätzung durchaus verbal ausdrücken kann und würde es beispielsweise nicht als "Lob" ansehen, wenn die bucklige Verwandtschaft mein mühsam zusammengeorgeltes Festessen verschlingt, aber es nicht in sich findet, passende positive Worte dazu abzusondern. Ich bin eben auch nicht der Meinung, dass es schon genug der Anerkennung sei, nicht zu meckern und alles abzugreifen, wenn es etwas umsonst gibt.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



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