Vom Partner eher unbewusst ausnutzen lassen?
Eine Freundin lässt sich von ihrem Freund ausnutzen, was die Finanzen und auch den Haushalt angeht. Sie räumt Dinge weg, die er gebraucht und liegen gelassen hat. Sie hat auch hingenommen, dass er etwas vom gemeinsamen Geld ausgegeben hat, weil er dies zurückzahlen wollte. Darauf wartet sie aber nach Jahren noch. Wenn sie das Thema anspricht, wird ihr Freund sauer und macht ihr ein schlechtes Gewissen und stellt sie selbst als Geldgierig und materiell hin.
Meine Freundin sagt selbst, dass sie das Jahre so mitgemacht hat ohne sich darüber groß Gedanken zu machen. Meint, dass sie ihrem Partner da vertraut hätte und immer gemeint hat, dass er eben wenig Zeit hat und sie dann Dinge wegräumt, die er verwendet hat, da sie mehr Zeit hat. Auch hat sie das Thema Finanzen nicht mehr angesprochen, weil sie dann jedes Mal ein schlechtes Gewissen bekommen hat, weil er ihr Freund dann so sauer reagiert hat.
Meint ihr das man sich unbewusst eher vom Partner ausnutzen lässt? Habt ihr das selbst auch schon erlebt? Denkt bei seinem Partner nicht daran oder eher weniger darüber nach? Hattet ihr selbst schon so einen Fall? Wie habt ihr da reagiert? Kommt es bei Menschen die einem nahestehen eher vor, dass man nicht bemerkt, dass man ausgenutzt wird?
Mich würde da ehrlich gesagt seine Seite interessieren und ihre Darstellung klingt für mich ziemlich manipulativ, damit die Leser und Mitmenschen automatisch auf ihrer Seite sind und gegen ihren Freund. Mir fällt da konkret ein Beispiel ein, das bis auf ein paar Details Ähnlichkeiten mit deinem Beispiel hat. Dabei geht es um eine Hausfrau, die mit ihrem Ehemann abgesprochen hat, dass sie zu Hause ist und sich darum kümmert während er eben arbeiten geht. Sie beschwert sich komischerweise auch immer, dass er sie ausnutzen würde, da sie ihm seine Teller hinterher räumen "muss", die er nicht in die Spülmaschine stellt, dabei ist das doch ihr Job als Hausfrau, mal ehrlich. Was beschwert sie sich?
Er kommt dann finanziell für das Haus und die ganzen Nebenkosten auf, der Kredit muss ja noch ab bezahlt werden und sie hat oft Tierarztkosten, die er dann zahlen muss. Wenn er dann wegen unvorhergesehener Kosten nicht hinkommt und sie dann um einen Teil ihrer Rücklagen bittet, dann flippt sie aus und beschwert sich wieder, dass er sie nur ausbeuten würde, dabei stimmt das gar nicht. Die Tiere (und dann noch so viele) anzuschaffen war ihre Idee und nicht seine. Er macht das nur ihr zu Liebe mit. Sie sieht sich aber gerne als Opfer und hat in dieser Hinsicht einen "Knall". Da wird gezielt versucht Mitleid von den Mitmenschen zu generieren und so eine Manipulation finde ich nicht richtig.
Du schreibst in deinem Fall aber auch so, als wäre eben die Frau da "die Böse" findest du das nicht manipulativ? Du weißt doch gar nicht, wie es wirklich abläuft und ob der Mann nicht absichtlich alles liegen lässt. Ich denke, dass man auch als Hausfrau besseres zu tun hat, als ständig einem anderen alles hinterher zu räumen. Ich käme nicht auf die Idee, meine Sachen von meinem Partner wegräumen zu lassen. Ich bin doch gesund und kann das selbst machen.
In meinem Fall kann ich eben nur schildern, was ich da mitbekommen habe. Meine Bekannte wurde oft genug darauf angesprochen, da eben auch Freunde mitbekommen haben, dass sie sich eher ausnutzen lässt. Sie selbst hat das jetzt erst gemerkt und hatte vorher wohl die rosarote Brille auf und das eben nicht wahr haben wollen oder vielleicht auch schlicht und einfach nicht bemerkt, weil sie ihrem Freund eben vertraut hat.
Die Wahrheit liegt wahrscheinlich wie immer irgendwo dazwischen. Ich finde jedoch auch, dass man in einer Beziehung auch nach Jahren immer darauf achten sollte, dass die Balance gewahrt bleibt. Wenn man jemanden liebt, möchte man im Normalfall, dass es der Person gut geht und sie glücklich ist und tut daher auch Sachen für den Partner oder die Partnerin, bei denen man jedem anderen den Vogel zeigen würde.
Und manche Leute sind, auch ohne dass böse Absicht im Spiel ist, weniger opferbereit oder fürsorglich als andere oder nehmen aus purer Gedankenlosigkeit gerne mit, was der Partner für sie tut und merken gar nicht, dass sich das Gegenüber ausgenutzt vorkommt. Ich habe mir selber auch schon oft naiverweise gedacht: Wenn X mir den Gefallen schon anbietet, kann ich ihn doch mitnehmen! ohne dass mir klar war, dass das Angebot gar nicht ernst gemeint war.
Ich finde, dass Kommunikation in diesen Fällen wirklich weiterhilft, sprich, dass man rechtzeitig klar macht, dass man sich ausgenutzt fühlt und umgekehrt auch regelmäßig nachfragt bzw. ein Gefühl dafür entwickelt, wie es um das emotionale und finanzielle Gleichgewicht in der Beziehung bestellt ist. Ich glaube also durchaus, dass man sich mehr oder weniger unbewusst ausnutzen lassen kann, weswegen man genau auf die Nuancen der Machtverteilung innerhalb einer Beziehung achten sollte.
Ich finde es schon wichtig, dass es mehr oder weniger im Gleichgewicht bleibt und dass beide in etwa gleich viel für die Beziehung tun, gleich viel ausgeben und auch gleich viel im Haushalt machen. Natürlich gibt es immer mal Zeiten, in denen sich das ändert, wenn einer noch studiert und der andere sehr gut verdient, kann das mit den Finanzen schon mal anders sein, so dass der Student nicht gleich viel Geld ausgeben muss. Und wenn einer nicht arbeitet, kann er natürlich mehr im Haushalt machen als derjenige, der eine 60-Stunden-Woche hat.
Im Endeffekt sollte das aber auch über die Jahre hinweg einigermaßen ausgeglichen sein, zumindest so das beide glücklich und zufrieden damit sind. Wenn einer nun mehr Geld ausgibt oder mehr im Haushalt macht als der andere, finde ich das nun nicht so schlimm, es kommt ja eben immer auf die Umstände und die Lebenssituation an.
Ich denke, dass niemand auch seinen Partner ausnutzen will - zumindest dann nicht, wenn man schon lange zusammen ist. Es kann aber schon sein, dass es einem nicht wirklich bewusst ist, dass der Partner sich benachteiligt fühlt und unzufrieden ist. Aber genau deshalb sollte man als Paar auch über so etwas reden und solche Themen regelmäßig ansprechen, die einen selbst belasten.
Prinzessin_90 hat geschrieben:Ich finde es schon wichtig, dass es mehr oder weniger im Gleichgewicht bleibt und dass beide in etwa gleich viel für die Beziehung tun, gleich viel ausgeben und auch gleich viel im Haushalt machen.
Du projizierst zu viel und schließt von deinen Wunsch- und Idealvorstellungen auf andere. Du gehst vermutlich von einem Modell aus, bei dem beide Partner arbeiten und dementsprechend beide gleich viel in die Kasse einzahlen und im Haushalt übernehmen. Was machst du dann aber, wenn das traditionelle Rollenmodell vorherrscht, wenn er 50-60 Stunden die Woche arbeitet und sie kinderlos zu Hause sitzt? Soll er dann auch die Hälfte vom Haushalt übernehmen oder was? Das ist doch dämlich, mal ehrlich.
Wenn ich eine 50-60-Stunden Woche hätte, würde ich den Vogel zeigen, wenn dann noch jemand von mir verlangen würde, dass ich noch die halbe Grundreinigung zu Hause durchführen soll in meiner spärlichen Freizeit. Nicht umsonst geht einer das Geld verdienen und die Hausfrau kriegt ja auch Haushaltsgeld als "Bezahlung" dafür, dass sie eben den Haushalt macht und nicht arbeiten geht. Was soll daran ausnutzen sein und wie willst du da ein Gleichgewicht realisieren? Klassischer Fall von nicht zu Ende gedacht.
Zum Ausnutzen und Ausnutzen lassen gehören nicht nur bekanntermaßen zwei, auch die Wahrnehmung dessen, was darunter fällt und ab welchem Ausmaß man etwas als missbräuchlich beurteilt, wird unterschiedlich sein. Ich möchte nicht wissen, wie viele Leute aus allen Wolken fallen würden, wenn sie hören, wie hinter ihrem Rücken der beste Freund, die Schwiegermutter oder der Arbeitskollege sich beschweren, ausgenutzt zu werden, während mancher keine Ahnung hat, dass der andere das so sieht.
Dinge wie Geld und Haushalt sind in vielen Beziehungen von Anfang an ein Verhandlungspunkt, der oft nonverbal austariert wird. Und wenn man dann vielleicht aus Gutmütigkeit oder der Hoffnung noch mehr zurückzubekommen, aus dem Glauben, man müsste so handeln oder es wird von einem oder frau erwartet, seinen Claim quasi zu weit oder eng steckt, kann es passieren, dass man mehr macht, als man ohne Gegenwert zu leisten bereit gewesen wäre. Dann wird die Hausfrau vielleicht zunehmend maulig, weil sie mit ihrer Rolle unzufrieden ist oder in anderen Punkten nicht genug bekommt.
So ein alter Klassiker wäre ja, wenn einer zuhause eifrig den Haushalt alleine schmeißt, aber vielleicht einen tollen Urlaub, ein schönes Auto, Geld für den Garten oder Möbel, romantische Abende oder sonst was erwartet und nichts davon passiert je, während man andererseits seine Rolle doch erfüllt hat. Dann ist das subjektive Ungleichgewicht vorhanden und man wird unzufrieden. Aber abgesehen davon, selbst wenn eine Person sich dafür entschieden hat, Hausfrau oder Hausmann zu sein, gibt das den anderen Familienmitgliedern nicht das Recht, die Person als Rundumsorglos-Paket zu sehen, welches die liegengebliebene Wäsche auf dem Boden einsammelt, hinter einem die Wanne ausspülen muss oder den Esstisch freiräumt, weil dort noch die Bastelsachen liegengelassen wurden. Eine Hausfrau ist keine Sklavin oder Dienerin.
Ich denke schon, dass manch einer das Modell falsch versteht, ohne das Gefühl zu haben, den anderen auszunutzen. Die Sache mit dem Geld in dem Fall finde ich noch viel schwieriger. Dass der Partner laut oder verbal aggressiv reagiert, deutet für mich eher auf eine Taktik hin, um den anderen damit mundtot zu machen und ist aus meiner Sicht eine Form der aggressiven Kommunikation. Das alte Sprichwort, dass wer schreit, im Unrecht ist, kommt nicht von ungefähr.
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