Ein Jahr Shoppingfasten - würdet ihr durchhalten?
Ohne äußeren Zwang würde ich das nicht durchhalten können. Und ehrlich gesagt auch nicht wollen. Diese Projekte, wo Frauen versuchen, außerhalb von Lebensmitteln ein Jahr lang möglichst gar nichts mehr zu kaufen, sind mir auch bekannt, aber meistens ist der Leidensdruck durch völlig aus den Fugen geratene Kleiderschränke, Schminktische und Wohnungen entsprechend hoch. Oder das Konto ist geschröpft und es bleibt nichts mehr zum Sparen. Zum anderen wird dort auch gerne mal nach Legitimationen gesucht, warum man Gegenstand X oder Y doch unbedingt braucht. Und diese Sache liebt man ja jetzt wirklich abgöttisch oder genau jene Farbe hat man noch nie gesehen oder für jenes Projekt und dieses neue Hobby braucht man dies, das usw.
Die Summe dessen, was ich im Jahr für Kleidung, Kosmetik, Nagellacke, Schmuck, Parfum, Geschenke, Hobbybedarf, Bücher, Haushaltsartikel, Dekorationen, Pflanzen, Duftkerzen, Bettwäsche, sonstige Haushaltswaren und alles, was man nicht zwingend zum Überleben braucht, ausgebe, ist überraschend niedrig. Wenn ich jetzt ein Jahr darben würde, was sollte ich mit der Summe des gesparten Geldes später machen? Es im Folgejahr für Kleidung, Kosmetik, Nagellacke usw. ausgeben? Einen Lebenstraum davon erfüllen oder eine Immobilie kaufen oder es für die Rente sparen ist bei der Summe jetzt nicht so zielführend, als dass sich der Aufwand lohnen würde.
Und genau das ist das "Problem", mir fehlt es an intrinsischer Motivation. Es wäre nur ein soziales Selbstfindungsprojekt, aber ich hatte in meinem Leben schon Zeiten, wo ich nicht viel bis fast gar nichts hatte und im Monat kaum eine kleine zweistellige Summe für obengenannte Luxusgüter übrig hatte, weiß also, dass ich das kann und wie es sich anfühlt. Ansonsten will ich mein Leben und meine Stimmungen nicht in ein starres Korsett des Kaufverbots zwängen, sondern Dinge mit Lust und Bedacht und Überlegung kaufen, auch wenn ich sie nicht unbedingt zwingend brauche.
Shopping als Freizeitvergnügen habe ich sowieso noch nie wirklich nachvollziehen können. Ich kaufe fast nur Dinge ein, die ich eben brauche, also neben Lebensmitteln hauptsächlich hin und wieder ein neues Paar Schuhe oder ein paar Kleidungsstücke, aber meistens nicht mehr als das, was eben zuvor kaputt gegangen oder unansehnlich geworden ist. Einkaufen ist für mich kein wirkliches Vergnügen, sondern eher Arbeit, bzw. eine Aufgabe, die ich eben erledigen muss. Somit lebe ich mehr oder weniger schon mein ganzes Leben lang im Zustand des "Shoppingfastens".
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