Minimalismus nur in Bad und Küche passend?
Ich las neulich einen Artikel in dem es um Einrichtung an sich ging. Der Autor war auch der Ansicht, dass Minimalismus und Purismus nur in Badezimmer und Küche etwas zu suchen hätten und dass alle anderen Räume durchaus großzügiger gestaltet und eingerichtet werden sollte.
Wie seht ihr das? Ist Minimalismus nur in Bad und Küche wirklich passend und angemessen? Oder kann das auch in anderen Räumen durchaus stilvoll und geschmackvoll aussehen? Ist das nicht eher Geschmacksache und kommt auf den Charakter an, der dort wohnt?
Ich finde ja, dass Möbel und andere Einrichtungsgegenstände am besten wirken können wenn man ihnen Raum lässt. Ich habe hier auf einem Sideboard zum Beispiel eine Lampe stehen, die immer wieder kommentiert wird. Wenn ich da noch ein Deckchen drunter gepackt hätte und Figürchen und Bilderrahmen drum herum aufgebaut hätte würde man die Lampe doch gar nicht groß bemerken. Oder in einem Regalfach habe ich eine Flasche stehen, auf der mein Kopfhörer sitzt. Ich habe schon so oft gehört, dass das cool aussieht und eine tolle Idee sei, aber natürlich auch nur, weil sich in dem Fach sonst nichts anderes befindet.
Bad und Küche sind vor allem in Mietwohnungen bei vielen minimalistisch eingerichtet, weil sie keinen Platz haben um dort mehr als das Nötigste unterzubringen. Das ist aber kein Minimalismus im eigentlichen Sinn, weil man sich nicht bewusst für diese Art der Einrichtung entschieden hat.
Ich finde, dass man das so nicht sagen kann. Sicher ist es in Küche und Bad schon wichtig, dass man schnell die nötigen Dinge findet, die man gerade benötigt. Aber auch sonst kann Minimalismus schön aussehen. Wie bei so vielem bin ich hier auch der Meinung, dass es einfach demjenigen gefallen sollte, der die Einrichtung gestaltet hat und wenn derjenige sein Wohnzimmer auch minimalistisch einrichten möchte, ist es doch in Ordnung und auch nicht unpassend.
Das muss jeder selber wissen, wie viel "Minimalismus" wo in der Wohnung gut ankommt. Ich bin bekanntlich bei "Heilsversprechen" aller Art mehr als skeptisch und glaube von daher nicht so recht daran, dass es gegen Probleme aller Art helfen soll, quasi alles wegzuschmeißen, was man besitzt.
Manche Leute haben einfach Freude daran, 15 Sorten Duschgel zu besitzen, oder sind gern in der Küche zugange und benutzen ihren Marzipanrüschenkneifer, ihre Spiegeleierform oder den Radieschenschneider quasi jeden Tag. Wieso sollte ich da "Minimalismus" verordnen?
Ich selber bin eher ein Fan des "rechten Maßes" und fände es befremdlich, wenn ich in Bad und Küche gähnende, gekachelte Leere vorfinden würde und dafür der Rest der Wohnung vollgestopft wurde.
Minimalistisch kann man immer dort in der Wohnung sein, wo einem die entsprechenden Interessen fehlen. Jemandem wie mir, die Kochen nur als Notwendigkeit für halbwegs akzeptable Ernährung ansieht, wird es nicht schwerfallen, auch in der Küche möglichst minimalistisch zu leben. Die Anzahl meiner Töpfe, Pfannen, Teller, Bestecke, Gläser und Becher sowie aller benötigten Kochutensilien ist auf das Notwendige beschränkt. Zum einen habe ich sowieso nicht den Platz, zum anderen sehe ich für mich keinen Sinn darin, alle möglichen Zusatzartikel wie Reiskocher, Eierkocher, Spiralschneider und was es sonst noch alles gibt zu besitzen.
Meine komplette Backausrüstung besteht aus einer einzelnen Austechform und einem Kasten. Das war es. Sehr minimalistisch. Das ist aber alles keine große Kunst, sondern liegt am fehlenden Interesse. Im Bad wiederum sieht es anders aus, dort habe ich mehr Zeug, wobei ich jetzt auch nicht die Sammlung eines richtigen Junkies besitze, der in jeder Sparte fünf Produkte besitzt oder sein Zeug in richtigen Schränken aufbewahren muss. Andere wiederum besitzen nicht mal einen Nagellack und begnügen sich mit Shampoo, Duschgel, Deo, Zahnpasta.
Die Aussage des Autoren weist für mich nur daraufhin, dass seine Interessenlosigkeit an diesen Themen offenbar wird. Vielleicht hat er dafür eine Gitarrensammlung, die sich über die ganze Wohnung verteilt, Unmengen an Sportausrüstung und eine dreitausendteilige Bibliothek. Ich für mich habe festgestellt, dass Minimalismus nur dort Sinn ergibt, wo ich sowieso nicht so viel Interesse habe. Alles andere sollte sich in gewissen Grenzen bewegen, dann ist alles gut. Und um an einer Wand nur ein einzelnes Möbel zu stellen, habe ich sowieso nicht den Platz.
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