Was bedeutet es, sich um sich selbst zu kümmern?
Wenn ich mich um mich selbst kümmern will, dann achte ich darauf, dass es mir gut geht - sowohl physisch als auch psychisch. Ich tue mir etwas Gutes, indem ich etwas mache, was mir Spaß macht und was mich entspannt - ich mache beispielsweise eine Gesichtsmaske und kümmere mich um meine Haut und meine Haare und lese etwas oder schaue einen Film oder unternehme etwas.
Für mich bedeutet es aber auch, sich um sich selbst zu kümmern, auf die Gesundheit zu achten, gesund zu essen, mich ausreichend zu bewegen und zum Arzt zu gehen, wenn mich irgendetwas an meiner Gesundheit beunruhigt. Was bedeutet es für euch, euch um euch selbst zu kümmern?
Um mich selbst kümmern, bedeutet eigentlich alles, was mich betrifft. Denn schließlich lebe ich allein und muss mich somit um mich selbst kümmern. also muss ich meiner geregelten Arbeit nachgehen, um ausreichend zu verdienen, dass ich meinen Lebensstandard halten kann. Weiterhin muss ich auch Vorsorge treffen, dass ich finanziell für das Alter vorsorge. Es macht ja sonst niemand, also kümmere ich mich um mich selbst.
Was dort im Eröffungsbeitrag erklärt wird, bedeutet wohl eher, dass man einfach mal etwas für sich selbst tun möchte. Und diese Gelegenheit habe ich ja ständig und überall. Denn ein anderer tut das eh nicht. Auch ist dieser Ausspruch "Kümmere dich doch mal einfach um dich selbst!" nicht durchgehend positiv besetzt. Er ist auch eine Ansage an Personen, die sich ständig bei einem selbst einmischen und einem Vorschriften machen wollen.
Für mich bedeutet dieser Ausdruck, dass man sich um seine Grundbedürfnisse kümmert. Wenn man also das Bedürfnis hat, alleine zu sein, um seine Me-Time zu genießen, dann ist das so. Wenn man das Bedürfnis hat, etwas zu essen oder seinen eigenen Körper zu pflegen, gehört das eben auch dazu. Für mich gehört alles zu den Grundbedürfnissen, dass man sich selbst ausgeglichen und zufrieden fühlt unabhängig davon, um was es sich dabei handelt.
Um sich selbst kümmern, das bedeutet für mich nicht nur mal eine Gesichtsmaske zu verwenden, weil es mir gerade gut tut oder mal ein Bad zu nehmen. Es bedeutet für mich, dass ich auch mal faul auf dem Bett liegen darf und über Dinge, die mich betreffen, nachdenken darf. Oder dass ich einfach mal Nein sagen darf, selbst wenn mein Umfeld mich dafür kritisiert. Oder dass ich toxische Freunde rigoros aus meinem Umfeld entferne.
Es bedeutet, dass ich einfach mal bei mir und meinem Innenleben sein darf. Klar, ich mache mir auch mal die Nägel, genieße ein Bad oder kaufe ein wunderbares Duschgel. Das gehört für mich aber zu dem von mir beschriebenen Egoismus einfach dazu. Man sagt einfach JA zu seinen Bedürfnissen und bindet diese in den Alltag ein.
Sich um sich selbst kümmern, das betrifft in meinen Augen den kompletten Alltag. Wenn du zum Beispiel einen Bürojob hast, in dem du den ganzen Tag sitzen musst und dein Körper verlangt danach, dass du dich bewegst, dann stellst du dich entweder kurz hin oder machst einen Spaziergang, wenn möglich. Das gehört für mich zur Selbstfürsorge ebenfalls dazu. Es sind kleine Gewohnheiten, die dafür sorgen, dass man sich besser fühlt und die 30 Minuten Entspannung bei einem Bad reichen an stressigen Tagen einfach nicht aus, das sollte man sich mal bewusst machen.
Ich kümmere mich immer um mich selber und finde es total albern, was für ein Theater inzwischen um etwas gemacht wird, was eigentlich völlig selbstverständlich sein sollte. Für mich ist Körperpflege nichts, das man groß zelebrieren muss, das ist einfach tägliche Routine. Genauso wie Gesundheitsvorsorge oder die Tatsache, dass ich nicht den ganzen Tag arbeite sondern irgendwann auch mal Feierabend habe und dann mache, auf was ich Lust habe.
Sich um sich selber zu kümmern bedeutet ja nicht, dass man total egoistisch handelt und seine Bedürfnisse über die Bedürfnisse anderer stellt. Es bedeutet nur, dass man seine eigenen Bedürfnisse kennt und seine eigenen Bedürfnisse nicht vernachlässigt.
Ich kann mit den ganzen Klischees, die sich um diesen Modebegriff "self care" oder auf Deutsch "Selbstfürsorge" ranken, auch nicht so viel anfangen, weil es sich in meinen Augen in vielen Fällen doch nur um eine Form der Selbstoptimierung handelt, die wieder Druck auf die KonsumentInnen ausübt.
Für mich hat Körperpflege auch nichts damit zu tun, dass ich mich um mich selber kümmere - wenn ich nicht regelmäßig unter die Dusche hüpfe und auch mal ein Peeling verwende, sehe ich ungepflegt aus, und das schadet mir auf ungefähr 20 verschiedene Arten. Oder wenn ich nicht genügend Wasser trinke, kann ich mich nicht mehr gut konzentrieren und meine Nieren schreien um Hilfe. Und natürlich gehe ich regelmäßig zum Arzt, um den chronischen Mist versorgen zu lassen, der sich im Lauf der Jahre so einstellt. Mit Selbstfürsorge hat das für mich gar nichts zu tun. Was wäre denn die Alternative? Im Krankenhaus zu landen oder meinen Job zu verlieren, weil ich das ganze Büro vollmüffle?
Für mich gehört es ganz selbstverständlich dazu, dass ich meine eigenen Bedürfnisse nicht vernachlässige, wenn es irgendwie möglich ist, und das ist meistens der Fall. Nur habe ich eben keine schicken, instagram-kompatiblen Bedürfnisse, sondern gammle im Jogginganzug herum und schaue Formel 1 oder mache nachmittags ein Nickerchen, wenn mir danach ist. Das kann man natürlich für die Sozialen Medien aufbereiten und mit Hashtags versehen, muss man aber nicht. Und mit Egoismus hat es für mich auch nichts zu tun - ich kann ja auch nichts dafür, dass andere Leute lieber hinter Mann/Weib und Kindern herräumen oder nicht schlafen können, wenn die Fußbodenleisten mal nicht abgestaubt sind.
Ich für meinen Teil kann nur sagen, dass ich meine Bedürfnisse sehr lange vernachlässigt hatte und es in einer Klinik wieder lernen musste, mich um mich selbst zu kümmern. Ich war so diesem Selbstoptimierungswahn verfallen, dass ich nicht bemerkt hatte, dass mein Leben nur noch aus Arbeiten, Essen und Schlafen bestand. Dann kam der große Knall und ich konnte wochenlang gar nichts mehr machen, der Kopf hat keine herausfordernden Tätigkeiten mehr zugelassen und es wurde somit Zeit für die Klinik.
Und dort habe ich wieder neu gelernt, mich um mich zu kümmern. Es war unglaublich anstrengend zu lernen, dass man vielleicht doch mal besser 10 Minuten länger duscht, damit das Shampoo ausgewaschen wird und die Haare nicht mehr kleben. Es war am Anfang echt komisch, im Ruheraum einfach nur aus dem Fenster zu blicken und nichts zu tun. Es war verdammt komisch, sich beim Essen Zeit nehmen zu dürfen. Ein Buch lesen, ein Bild malen, solche Kleinigkeiten konnte ich auf einmal nicht mehr. Ich habe mich anfangs echt schwer damit getan, aber die Therapien haben mir unheimlich geholfen.
Auch heute habe ich noch schlechte Gewohnheiten und manchmal rutsche ich in dieses alte Verhalten zurück. Ich stehe aber auch dazu. Achtsamkeit und Selbstfürsorge wird so dermaßen in den sozialen Medien beworben, dass man gar nicht merkt, dass die dort geschilderte Form in eine krankhafte Richtung gehen kann. Deshalb ignoriere ich auch mittlerweile die Damen und Herren, die ständig Selbstfürsorge und Achtsamkeit predigen und kluge Sprüche abtippen und posten. Ich denke aber auch, dass man achtsamer wird, wenn man Selbstfürsorge mal verlernt hat und einen anderen Blickwinkel bekommt.
Sich um sich selbst zu kümmern heißt für mich sich ganz gezielt Zeit zu nehmen für die eigene Gesundheit, körperlich und seelisch. Das kann für jeden ja auch etwas anderes sein. Der einen Person hilft es vielleicht schon, mal ein Bad zu nehmen und dabei ein bisschen Musik zu hören, der anderen Person hilft dann vielleicht ab und zu mal für ein Wochenende in ein Hotel zu fahren und dort verwöhnt zu werden.
Im Alltag heißt das für mich Bewegung, gesunde Ernährung und viel Sprechen. Wenn ich Probleme habe, dann rede ich darüber, wenn ich mich unwohl fühle, dann verändere ich Dinge. Man muss eben auch mal an sich denken und dann das tun, was einem gut tut.
Sich um sich selbst zu kümmern umfasst viel mehr als das was heute in den Medien gezeigt wird. Wenn du dich um dich selbst kümmerst bedeutet das, dass du dich als oberste Priorität ansiehst. Grundlegend ist auch die "Selfcare" so ähnlich wie eine Bedürfnispyramide. Du benötigst ein geregeltes Leben, einen Job den du liebst, ein Einkommen. etc. und wenn das vorhanden ist, kannst du schon mal etwas leichter durchs Leben gehen.
Ich hatte selbst nun lange Zeit auf Grund von Corona Probleme mit meinem Job und seit das wieder geregelt ist geht es mir viel besser. Ich bin damals ständig zur Akupunktur, zur Massage usw. aber so lange das grundlegende Problem nicht beseitigt ist kannst du dich nicht besser fühlen. Hast du solch eine grundlegende Sicherheit kannst du dich um alles weitere kümmern das du brauchst um dich gut zur fühlen. Dazu gehört bestimmt gerne auch mal, wie die Influencer es vermitteln, etwas Wellness, aber darüber hinaus noch so viel mehr. Am Besten weißt aber nur du selbst was du brauchst.
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