Wann seid ihr diszipliniert gegen euch selbst?

vom 04.04.2021, 20:20 Uhr

Mit der Disziplin ist das ja so eine Sache. Nach außen sind wir natürlich alle gewissenhafte Angestellte, treusorgende Familienmitglieder und Partner, haben unser Leben und unsere Finanzen im Griff, die Schränke sortiert, das Konto prall gefüllt und im Warenkorb liegen nur gesunde Lebensmittel. Spätestens am Wochenende werden Haus und Wohnung geschrubbt, die natürlich höchsten Instagram-Anforderungen gerecht werden, wir verpassen keinen Vorsorgetermin und sorgen immer für genügend Zahnseide im Haus. Niemand raucht, verfettet oder guckt mal wieder zu tief ins Glas und außerdem kümmert ein jeder sich um seine körperliche Fitness. Natürlich. :wink:

Die Realität sieht bei vielen aber doch anders aus, so natürlich auch bei mir. Mindestens die Hälfte der zitierten Anforderungen wird auch bei mir immer mal wieder auf die Probe gestellt und es mangelt an der Disziplin, das alles so durchzuhalten. Aber dann gibt es Bereiche, wo es einem wirklich wichtig ist, die Disziplin aufrechtzuerhalten. Bei mir sind das Dinge, die entweder meine körperliche Gesundheit betreffen oder wo ich einem anderen schaden könnte, wenn ich etwas versäume, also wenn ich Verantwortung für jemanden trage, der durch Versäumnisse meinerseits einen Nachteil hat.

Was sind Dinge oder Bereiche, wo ihr am ehesten gegen euch selbst diszipliniert seid und wo Durchhalten um jeden Preis wichtig ist?

» Verbena » Beiträge: 4938 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Ich tue mir mit dem Begriff "Disziplin" schon immer schwer. Wenn ich in meinem Job sorgfältig und gewissenhaft arbeite, auch wenn ich eigentlich lieber fernsehen möchte, hat das für mich nichts mit Disziplin zu tun. Ich bin erwachsen, ich habe Rechnungen zu bezahlen und keine geldige Familie im Hintergrund, die mich schlimmstenfalls durchfüttert, wenn für den ersten Arbeitsmarkt zu bequem oder zu verpeilt bin.

Und wenn ich nicht blindlings alles in mich hineinstopfe, worauf ich gerade Lust habe, dann liegt das daran, dass ich nicht fett werden möchte, weil das langfristig die Gesundheit ruiniert und ich am Leben hänge. Das ist in meinen Augen auch keine Frage der Disziplin, sondern eher vom Wunsch beseelt, beim Treppensteigen nicht mit 40 schon schnaufen zu müssen.

Und so zieht es sich durchs Leben. Wenn ich nicht in einem Saustall leben möchte, muss ich wohl oder übel den Feudel schwingen. Wenn ich dem Fiskus keine 1000 Euro in den Rachen werfen möchte, sondern davon lieber einen schönen Urlaub machen, bleibt mir nichts anderes übrig als die Steuererklärung. Und das letzte Mal "zu tief ins Glas geschaut" habe ich vor ca. 10 Jahren, weil mich Genussgifte aller Art einfach nicht reizen. Da ist es dann einfach, diszipliniert zu sein. Meine versoffene Exkollegin war auch immer ganz stolz auf sich, in der ganzen Fastenzeit vor Ostern keinen Tropfen anzurühren und ganz pikiert, wieso mein Allerwertester deswegen nicht applaudiert hat.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Ich bin leider sehr undiszipliniert und erledige Dinge, die getan werden müssen und von denen ich keine direkten Vorteile habe, erst dann, wenn es nicht mehr anders geht. Diese Disziplinlosigkeit hat mich mein ganzes Leben lang schon gestört, weil sie mir langfristig schadet. Schon mein Studium hat sich sehr lange hingezogen. Ich musste zwar während der Zeit auch jobben gehen, weil ich irgendwann kein Bafög mehr bekam, aber oft war es auch nur eine Ausrede, um nicht weiter an meiner Diplomarbeit schreiben zu müssen. Ich war ein sogenannter Bummelstudent.

Auch zum Sport muss ich mich immer motivieren. Viel sinnvoller für meinen Blutdruck wäre es, statt hier über meine Disziplinlosigkeit zu schreiben, eine Stunde joggen zu gehen oder ein Workout zu machen, aber wahrscheinlich zieht es sich noch den ganzen Tag hin, bis ich mich dann abends dazu aufraffe, weil mein Verstand in meinen Gedankengängen irgendwann siegt. Ich halte Disziplin für eine sehr gute Eigenschaft. Mittel- und langfristig wirkt sie sich positiv auf das eigene Leben aus, aber bei mir siegt kurzfristig fast immer der innere Schweinehund, weil es einfach momentan schöner ist auf dem Sofa zu sitzen und Kaffee zu trinken statt mich zu bewegen.

Ich habe mal gelesen oder im Fernsehen gesehen oder beides, dass Psychologen vor längerer Zeit einen Test mit Kindern machten, bei dem sie ihnen Süßigkeiten vorgesetzt hatten, die sie nicht essen durften, während sie im Zimmer alleine davorsaßen. Diejenigen Kinder, die die Disziplin hatten, nicht davon zu naschen, hatten später mehr Erfolg in Schule und Beruf und waren glücklicher. Ich hätte wahrscheinlich nicht widerstehen können.

» blümchen » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



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