Wie bewertet ihr die Radwege in eurer Region?
Es wird im Land immer häufiger kritisiert, dass die Infrastruktur für Fahrradfahrer von schlechter Qualität oder aber unzureichend ausgebaut wäre. Oft wird der Vergleich zu den Niederlanden herangezogen. Wie würdet ihr persönlich die Infrastruktur der Radwege in eurer Region bewerten? Meint ihr, dass es durchaus ausreichend ist oder sollte da viel mehr passieren und ausgebaut werden? Wo seht ihr Schwachstellen und warum?
Bei uns in der Region, nördlicher Teil Bayerns, wurden in den letzten Jahren sehr viele Radwege gebaut und viele Wege verbreitert damit sie von Fußgängern und Radfahrern genutzt werden können, was ich sehr begrüße, da ich auch oft mit dem Fahrrad fahre und es auf Radwegen einfach angenehmer zu fahren ist als auf der Straße.
Es gibt zwar noch ab und an Stellen wo man auf der Straße fahren muss, teilweise auf der Landstraße, aber da werden demnächst auch Radwege gebaut werden. Leider werden die Radwege aber oft nicht genutzt und die Radfahrer fahren stattdessen auf der Straße neben dem Radweg, was ich beim Autofahren als störend empfinde.
Bei uns gibt es eigentlich in der Umgebung ganz schöne Radwege, wobei wir auch einen Radweg habe, den ich höchst kritisch sehe. Dieser geht zwar durch den Wald und dann über Felder, aber möchte man diesen benutzen, dann muss man auch kurz hinter einer Kurve über die Straße mit dem Rad und das finde ich sehr gefährlich. Ansonsten hat man auch hier immer mehr Radwege geschaffen und das ist grundsätzlich positiv zu sehen.
In meiner alten Heimat gibt es Radwege durch die Stadt, die höchst zweifelhaft sind. Man muss sich das so vorstellen, dass man einfach die eh schon enge Straße geteilt hat zwischen Radfahrern, die ihren extra Bereich haben und Autofahrern. Beide passen aber nicht wirklich nebeneinander, weil die Straße so eng ist an vielen Stellen. Ich würde da nicht gerne fahren wollen, zumal die Markierungen immer mal wieder enden und dann wieder im Nichts anfangen.
Wir leben am Rand eines "Kuhdorfs" mit gut 90.000 Einwohnern, eingebettet zwischen solchen Provinzdörfern wie Aachen und Köln, die bestimmt niemand kennt. Also mitten im Niemandsland, was keinen interessiert. So jedenfalls könnte man denken, wenn man sich hier das Radwegenetz ansieht. Netz ist da eigentlich schon zu viel gesagt, eigentlich ist es eher ein Flickenteppich, hier mal ein Stückchen, dort mal ein Stückchen und dazwischen nix.
In Schulnoten würde ich eine 6- geben. Schlechter geht ja nicht, auch wenn es die Radwege hier verdient hätten. Die Radwege sind oft nicht vorhanden. Und selbst entlang einer Landstraße, die man ja gerne von einem Ort bis zum nächsten entlang fahren möchte, gibt es keinen vollständigen Radweg, sondern der endet mitten drin und wird nicht weiter geführt! Nun stelle man sich mal vor, wie man mit seinem Rad eine lange Strecke bergan fahren müsste und auf der unübersichtlichen Straße die Autos mit gut 100 km/h fahren! Das tut man eigentlich nur, wenn man mit dem Leben abgeschlossen hat und nur noch mal kurz im Nachbarort Milch holen will.
Und selbst wenn es Radwege gibt, sind die in einem erbärmlichen Zustand. Meistens sind sie zusammen mit dem Fußweg zu benutzen, also nicht getrennt eine Seite so und die andere Seite die anderen, sondern man kommt sich auf den nicht mal ein Meter Breite ständig in die Quere. Da der Radweg dann auch nur auf einer Straßenseite ist, "fährt" man dort auch in beide Richtungen, wobei es eher ein Stop-and-Go ist, denn man kann dort einfach nicht fahren, weil es zu viele Leute gibt, die diesen Weg benutzen in unterschiedliche Richtungen und mit oder ohne Rad, mit Trolley, mit Hund und eventuell Kleinkindern.
Und dieser Weg ist dann auch noch eine Buckelpiste, weil die ganzen Baumwurzeln den Teer angehoben haben. Dazu gibt es Löcher und einen abbröckelnden Rand. Vor zwei Jahren hat man die Straße erneuert, die noch nicht ganz in so einem schlimmen Zustand war. Den Radweg, der seit ich hier wohne (7 Jahre) nie besser war und sogar das Straßenschild "Radwegeschäden" hat, hat man dabei irgendwie wohl vergessen.
Und in der Stadt hat man vor ca. 5 Jahren einfach überall auf die Straße solche Radwege gemalt. Dabei war es irgendwie uninteressant, dass man damit die Straße so verengt hat, dass Radfahrer und Autos nicht mehr aneinander vorbei kommen. Teilweise ist die Straßenführung für den Radfahrer auch völlig chaotisch und unübersichtlich. Da auf der Strecke auch viele Busse und LKWs fahren, ist auch dort das Fahren mit dem Rad ein Himmelfahrtskommando.
Mit dem Rad fahren mag gut für die Umwelt sein und grundsätzlich auch gut für die Gesundheit. Aber hier ist es fast eine mit einem langen Leben nicht zu vereinbarende Tätigkeit.
Ich schließe mich Sonja an. Welches Radwegenetz? Mitten im Ruhrgebiet beginnt der Ärger schon vor meiner Haustür. Der Radweg, also die Buckelpiste, beginnt vor meiner Haustür als Teil des Bürgersteigs. Leider ist er weniger als 70 Zentimeter breit und mit einer etwa fünf Zentimeter hohen Kante vom Gehweg getrennt. Super, weil auf der anderen Seite ist ein Parkstreifen und wenn ein Mitfahrer unbedacht eine Tür öffnet, ist der Radweg dicht. Wer nicht versiert ausweichen und im richtigen Winkel die Kante treffen kann, macht den Abflug mitten in die Fußgänger..
Selbst beworbene Trassen enden überraschend im Nirvana, obwohl die sichere Verbindungen bieten sollen. Das finden nur Ortskundige, alle anderen landen auf der Autobahn. Ebenfalls beliebt: Für Autos gibt es einen direkten Weg, die Straßen mit Radweg dagegen schlagen einen großen Bogen. Wer Sicherheit möchte, der radelt doch gern ständig Umwege.
Natürlich haben wir tolle Radwege für Ausflüge. Sicher kommt man Aber nur mit dem Auto und dem Fahrrad auf dem Fahrradträger dahin. Im Alltag das Fahrrad zu nutzen, das setzt Mut und eine gute Unfallversicherung voraus. Nicht ohne Grund stehen hier an verschiedenen Stellen Ghost Bikes, die an tote Radfahrer erinnern.
Ich glaube, es ist fast überall so, dass die Radwege eher in schlechtem Zustand sind. Ganz ähnlich habe ich die Wege auch hier bei uns in Erinnerung, wobei ich deswegen in letzter Zeit nicht mehr überregional Fahrrad gefahren bin, weil die angeblichen Radwege oft zu gefährlich waren. Typische Probleme sind Radwege, die plötzlich an einer Hauptverkehrsstraße enden oder die Straßenseite wechseln, viel zu schmal sind, in kaputte Holperpisten übergehen, direkt an geparkten Autos vorbeiführen (wo jederzeit jemand die Autotür aufreißen kann). Oder man gerät mit aus Linienbussen ein- und aussteigenden Fahrgästen in Konflikt, weil der Radweg direkt am Haltestellenbereich vorbei führt.
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