Deprimiert sein, wenn gerade niemand Zeit für einen hat
Kennt ihr das, dass manchmal niemand für einen Zeit hat und man sich da so verlassen fühlt? Für morgen hatte ich geplant, dass ich mich mit einem Bekannten treffe. Wir hatten das schon vor einer Woche vereinbart. Ich hatte das Gefühl, dass nichts daraus wird, weil er sich gar nie mehr so richtig dazu geäußert hatte. Und heute habe ich nochmal nachgefragt und er schrieb, dass es doch nicht geht. Erst kam als Erklärung, dass was am Auto kaputt sei (er hat aber mehr als ein Auto), dann hieß es, er habe familiäre Probleme. Ich hatte es ja schon geahnt, dass es nichts wird, aber enttäuscht bin ich dennoch.
Nun überlege ich, ob ich jemanden anschreiben sollte, mit dem ich ab und an Dates habe. Das ist mir dann aber auch unangenehm, weil ich dem erst gesagt habe, dass ich am Montag keine Zeit habe und wenn ich dann ankomme und nach einem Treffen am Montag frage, dann wirkt das doch seltsam. Kann auch gut sein, dass er gar nicht da ist, denn soweit ich weiß, ist er über Ostern auch Familienangehörige besuchen gefahren. Dies wäre mir dann wirklich unangenehm, da nachzufragen und dann einen Korb zu bekommen.
Aktuell hat auch gerade keiner Zeit. Niemand ist erreichbar. Der eine wandert gerade. Der andere hänge beim Kaffeekränzchen bei seinen Eltern herum. Da kenne ich schon mehrere Leute, die angeblich Interesse an mir haben, aber keiner ist verfügbar. Ich erwarte ja nicht, dass jemand in zehn Minuten vor meiner Tür steht. Aber zumindest etwas Schreiben müsste doch machbar sein.
Ich sitze jetzt hier in meiner Wohnung herum. Mein Hund schläft; mit dem war ich aus Langeweile schon viermal draußen und im Fernsehen kommt auch nichts was mich reizt. Ich weiß gerade so richtig nichts mit mir anzufangen und komme mir richtig verlassen vor. Ich weiß schon, dass spätestens übermorgen sich wieder jemand bei mir melden wird, dass ich jetzt nicht wirklich alleine bin, aber es kommt mir momentan so vor.
Kennt ihr auch solche Momente, wo irgendwie keiner für einen da ist? Man hockt alleine da und keiner hat gerade Zeit. Da zweifle ich manchmal schon, ob das mit dem Interesse anderer an mir so ernst gemeint ist. Bin ich zu sentimental? Denn manchmal bin ich auch ganz gerne alleine, es ist nur doof, wenn man sich Gesellschaft wünscht und keiner da ist. Hobbys habe ich auch, nur gerade keine Lust darauf. Was macht ihr, wenn ihr solche Momente auch kennt, dann? Sollte ich meinen Bekanntenkreis erweitern, damit es immer jemanden gibt, der Zeit hat?
Ehrlich gesagt kenne ich solche Momente nicht, denn entweder ich mache dann einfach etwas für mich oder die Leute sind um mich herum, ich habe immerhin Familie und da ist man eher selten mal für sich. Vielleicht solltest du dich auf die Suche nach einem Hobby machen, wenn du dich so schnell langweilst. Das könnte dann schon helfen. Ansonsten kann du ja auch mit Leuten schreiben oder auch mal einen Videocall machen. Das machen während Corona doch viele Menschen.
Du könntest auch ein Buch lesen und so weiter und so verrückt erscheint es mir auch nicht, wenn man sich bei jemanden meldet, den man datet. Dann hast du jetzt eben Zeit und meldest dich, was soll da komisch wirken? Das zeigt ja eigentlich nur dein Interesse oder nicht?
Es mag damit zusammenhängen, dass ich von Natur aus ein ziemlich introvertierter Mensch bin und mich sehr gut alleine unterhalten kann, aber mir stößt diese Anspruchshaltung schon sehr sauer auf. Freunde und Bekannte sind doch nicht alleine dazu da, mich zu unterhalten und zu bespaßen und dafür zu sorgen, dass ich nicht einsam auf dem Sofa sitze? Ich bin doch kein Kind mehr, das jammert: "Maaamaaa, mir ist laaangweilig!", sondern ich habe im Lauf der Jahrzehnte gelernt, mich auch mal alleine zu beschäftigen.
Mein recht kleiner Freundeskreis basiert darauf, dass ich die Leute als Menschen mag und interessant finde und gerne mit ihnen Zeit verbringe und optimistisch davon ausgehe, dass es ihnen mit mir auch nicht anders geht. Aber sie sind weder meine persönlichen Pausenclowns noch meine Cheerleader, sondern haben selber genug zu tun, um mir nicht Ostersonntag nachmittag durch "Schreiben" die Zeit zu vertreiben.
Ich finde, sein Wohlergehen davon abhängig zu machen, wann andere Leute "Zeit" haben, führt langfristig direkt ins Unglück, zumal da wahrscheinlich irgendwann die geeigneten Kandidaten ausgehen werden bzw. man als ewig jammerndes und "bedürftiges" Anhängsel durchgeschleppt wird. Wenn ich merke, dass meine Aufgabe in einer Freundschaft allen voran darin besteht, zu verhindern, dass sich die Person "verlassen" fühlt, hätte ich ziemlich schnell keine Lust mehr auf den ganzen Zirkus.
Und dann würde man mich schnellstmöglich gegen eine andere Person austauschen, die unterhaltsamer ist und mehr Zeit zur Betreuung aufbringen kann. In meinen Augen ist das eine recht einseitige, anstrengende und irgendwie verkrüppelte Form der Pflege von Freundschaften und Sozialkontakten.
Ach Gerbera, du bist aber auch immer so negativ. Du findest immer alles schlecht und schlimm. Was ist denn los mit dir? Na klar sind Freundschaften auch irgendwie dazu da, dass man nicht alleine ist. Wenn jeder Mensch zu 100% alleine klar kommen würde, dann könnten wir alle ohne wesentliche Sozialkontakte isoliert leben. Tun wir ja aber nicht.
Wenn ich es richtig verstehe, ist da ja auch eine Verabredung geplatzt und dass man das doof findet und sich ärgert, würde ich nun nicht als unnormal bezeichnen. Und nur weil jetzt ein Feiertag ist, wie Ostern, heißt es nicht, dass alle etwas zu tun haben müssen. Nicht jeder verbringt die ganze Osterzeit bei Verwandten. Ich war auch nur mal zwei Tage zu Hause und bin jetzt wieder bei mir. Warum sollten das andere nicht auch so machen, dass sie Ostern eben nichts planen?
Und ob man als Anhängsel durchgeschleppt wird, hängt ja davon ab, wie man mit der Lage umgeht. Klar, dass es nervig für andere wäre, wenn eine Person die Enttäuschung darüber, dass jemand das, was man sich wünscht, gerade nicht macht, offen mitteilt. Aber wer würde denn das tun? Nicht jeder trägt seine Emotionen auf der Zunge. Ich würde das anderen auch nicht mitteilen, wenn ich enttäuscht bin und ich würde mal sagen, wenn ich nicht will, dass jemand meine Gefühle mitbekomme, dann bekommt derjenige die auch nicht mit.
Von daher kann man zwar kritisieren, dass vde offenbar alleine in dem Moment nichts so richtig mit sich anzufangen weiß. Aber wissen wir, ob das immer so ist? Wissen wir, ob vde das den Bekannten oder Freunden überhaupt mitteilt und dann mit sich ausmacht und ob somit die Unterstellung, ein jammerndes Anhängsel zu sein, überhaupt zutrifft?
Der Post von dir (und auch die anderen Posts von dir) hören sich in meinen Augen schon so an, dass du andere Personen eher benutzt als dass du ernsthaft menschlich an ihnen interessiert bist. Ich bin kein Psychologe, aber so ganz gesund hört sich das für mich nicht an.
Ich kenne natürlich auch so Momente, wo ich mich einsam fühle. Gerade jetzt zu Ostern ist es für mich nicht sehr schön. Aber ich würde mir jetzt keine Freunde suchen, nur zu dem Zweck, dass sie diese Lücke füllen. Wenn Einsamkeit lange dauert, ist das natürlich ein Problem, aber das scheint ja bei dir nicht der Fall zu sein. Die nächsten Treffen sind ja in Sicht. Wenn man ein paar Tage alleine sein nicht aushält, deutet das für mich auf ein tieferes Problem hin.
Was man dagegen tun kann? Es gibt verschiedene Möglichkeiten. Da du einen Hund hast, kannst du einen langen Spaziergang irgendwohin machen, wo auch Leute mit Hunden sind. Dort findet man doch Gespräche. Ich habe keinen Hund, aber ich sehe Leute mit Hunden eigentlich öfter zusammenstehen als Leute ohne Hunde. Du könntest auch aufschreiben, was dich bewegt. Das hilft auch oft. Oder dir über deine verschiedenen Partner Gedanken machen, schriftlich, was dir an ihnen gefällt, was nicht, warum du ihre Gesellschaft suchst und so weiter. Man kann sich Ziele aufschreiben, kurzfristig, langfristig, mittelfristig und vieles mehr.
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