Wie unterstützt die Traumfrau ihren Partner?
Eine Bekannte von mir nutzt regelmäßig einen Blog im Internet. Dieser Blog wird von einem Mann geschrieben und dieser möchte Frauen dabei helfen Streit zu schlichten, wenn sie mit ihrem Mann nicht zurecht kommen und so weiter. Es soll dabei um die klassischen Konflikte zwischen Mann und Frau gehen. An den Namen des Blogs erinnere ich mich leider nicht mehr. Ich halte das aber ehrlich gesagt für einen ziemlichen Schwachsinn und frage mich, wie man sich als einzelner Mann herausnehmen kann zu glauben, man könnte für alle Männer dieser Welt sprechen und daher auch jeden beliebigen Konflikt lösen.
Auf jeden Fall aber hat mir meine Bekannte einen Link dazu geschickt, denn es ging darum, dass ich mich mit meinem Freund häufiger streite, da dieser Momentan sehr im Stress ist. Wenn er keine Zeit hat, muss ich das akzeptieren. Damit habe ich aber auch nie ein Problem. Habe ich dann aber keine Zeit, heißt es direkt ich würde mein Studium vorziehen und hätte nie Zeit für ihn. Meine Bekannte meinte, ich würde mein Problem durch einen Beitrag aus diesem Blog lösen können.
In dem Blog stand dann, dass man als Frau quasi mal wieder den Mann anbeten soll. Wenn der Mann Stress auf der Arbeit oder sonst wo hat und überfordert ist, dann soll man nicht mit Ratschlägen kommen wie ''Nimm dir eine Auszeit'' oder ''Hol dir Hilfe, das schaffst du nicht alleine'' und so weiter. Sondern man soll Dinge sagen wie ''Wow, davon verstehe ich rein gar nichts, wie verstehst du so was nur'' oder ''Ich lasse dich besser in Ruhe, für so was kompliziertes brauchst du bestimmt Zeit''. Der Mann der den Blog verfasst hatte schrieb dazu, dass er das als ungeheure Erleichterung empfinden würde, wenn eine Frau so reagiert.
Ich selbst muss sagen, dass ich das niemals tun würde. Warum sollte ich mich selbst degradieren und mich als dumme Gans darstellen, wenn ich selbst den Eindruck habe, das mein Freund da irgendwas nicht richtig angeht oder wirklich überfordert ist? Solche Sprüche hören sich an, als wäre man ein ungebildetes kleines Mädchen das natürlich zu dem großen starken Mann hochschaut und ihm brav etwas zu Essen kocht, während dieser seine harte Arbeit verrichtet.
Es wurde außerdem dargestellt als ob jede Frau ihren Mutterinstinkt auf ihren Freund übertragen würde und dieser würde sich dann bemuttert vorkommen und will daher keine Ratschläge, sondern Zustimmung. Ich finde grundsätzlich alles sehr albern, was in diesem Blog stand, angefangen bei der Behauptung, dass jede Frau eine ''Traumfrau'' sein möchte, bis hin zu den Ratschlägen die einer solchen Frau gegeben wurden. Ich würde meinen Freund nicht mit Ratschlägen überhäufen, aber ich würde ihn auch nicht als den Helden darstellen und seine Arbeit bewundern. Ich würde ich motivieren, nur sicherlich auf eine andere Art.
Was haltet ihr für das richtige Verhalten? Wie würdet ihr euren Freund in gestressten Situativen unterstützen? Könnt ihr mit den, meiner Ansicht nach albernen, Tipps aus dem Blog etwas anfangen?
Ich finde nun nicht, dass man jemanden in den Himmel loben muss, wenn dieser scheinbar gerade nicht klarkommt, aber ich finde schon, dass man ihm den Rücken freihalten kann. Beispielsweise kann man ihm etwas kochen, wenn er selbst dazu nicht kommen würde oder sich ungesund ernähren würde, auch kann man über Probleme reden, die bei der vielen Arbeit bestehen. Sätze wie "Ich weiß gar nicht wie du das schaffst." finde ich beispielsweise auch gut, weil man damit sagt, dass es schwer ist und auch Versagen kein Unding wäre.
Wenn mein Partner viel Stress im Studium hat dann mache ich mehr im Haushalt und koche ihm auch etwas, wenn es mir so geht macht er das aber auch, also ist das ausgeglichen und ich bin kein Heimchen. Jemanden nach dem Mund reden würde ich nicht machen. Man muss eben sehen, wie man dem Partner eine gute Umgebung schaffen kann, damit er das schaffen kann, was er schaffen muss.
Bei meinem Partner würde die "du großer starker Held, wie schaffst du es nur so schlau zu sein?" Nummer schon mal gar nicht funktionieren, weil er mich kennt, schon seit Jahren. Er weiß ganz genau, dass so ein Blödsinn von mir nicht ernst gemeint sein kann und würde sich dann wahrscheinlich fragen, warum ich mich über ihn lustig mache, wo er doch im Moment wirklich viel um die Ohren hat und sich ein bisschen Verständnis wünscht.
Außerdem möchte ich gar keine Traumfrau sein, jedenfalls nicht, wenn ich mich dafür verbiegen muss. Ich könnte mir nicht vorstellen, dass eine Beziehung, die darauf basiert, dass ich eine Rolle spiele, lange halten würde. Von der Tatsache, dass ich dabei nicht glücklich wäre ganz zu schweigen.
Alleine bei solchen Ratschlägen merkt man doch schon, dass das ein kleiner Macho schreibt, der selbst angebetet werden will. Eine Beziehung besteht aus geben und nehmen und da sollte es von beiden Seiten akzeptiert werden, wenn der andere beruflich stark eingebunden ist. Mein Mann hat auch jedes Jahr wieder Zeiten, wo er erst spät am Abend von der Arbeit kommt. Sicherlich ist es nicht das Gelbe vom Ei, wenn man jeden Abend über einige Wochen allein zu Hause sitzt. Aber ich habe es vorher gewusst, auf was ich mich einlasse.
Genauso akzeptiert es mein Mann aber auch, wenn ich meine Zeiten habe, wo Abends einige Versammlungen in der Schule und im Verein anstehen. Das sind dann aber wieder Zeiten, wo mein Mann pünktlich Feierabend hat und dann auch allein zu Hause sitzt. Vorwürfe oder schlechte Laune gibt es da bei uns nicht.
Mein Mann wird auch nicht von mir angehimmelt. Jedenfalls nicht so, wie es auf diesem Blog geraten wird. Im Gegenteil, ich bremse ihn manchmal regelrecht aus, wenn ich befürchten muss, dass er sich wieder mal übernimmt. Immerhin hat er schon seit Jahren Probleme mit den Bandscheiben und er sieht selbst ungern seine Grenzen.
Also wenn mein Freund von mir so hätte angehimmelt werden wollen, hätte ich schon längst das Weite gesucht. Ich kann mit solchen Menschen überhaupt nichts anfangen, die sich für unfehlbare Heilige halten und den ganzen Tag nur angehimmelt und auf gar keinen Fall kritisiert werden wollen. Ich bin daher froh, dass mein Freund da das komplette Gegenteil ist.
Unterstützung besteht doch nicht nur darin, dass man jemandem nur das sagt, was dieser jenige hören will. Unterstützung besteht auch darin, dass man einander den Rücken frei hält, wenn es mal etwas stressiger ist und dass man für einander da ist. Ein Gleichgewicht zwischen geben und nehmen eben.
Ich erwarte auch nicht, dass ich die ganze Zeit angehimmelt werde. Natürlich erwarte ich etwas Unterstützung, wenn ich sie brauche, aber ich erwarte genauso, dass ich kritisiert werde, wenn ich mich in eine Sackgasse verrenne. Genauso mache ich das auch bei meinem Schatz. Er ist schließlich ein Mensch so wie ich auch und keine Gottheit und schon gar kein Heiliger.
Mein Freund würde entweder einen Lachanfall bekommen, wenn ich ihn in einer solchen Situation plötzlich so anhimmeln und umgarnen würde oder aber er würde sich von mir veräppelt fühlen und deshalb beleidigt sein. Beides fände ich absolut gerechtfertigt. Für mich kommt es garantiert nicht in Frage, mich selbst als blöd darzustellen, um meinem Freund das Gefühl zu geben, besonders toll und schlau zu sein.
Ich kann meinem Partner auch so das Gefühl geben, toll zu sein, ohne mich selbst dafür kleiner machen zu müssen als ich bin. Und wenn mein Freund wirklich überfordert mit etwas ist, dann kann ich ihm das auch so sagen. Es ist doch keine Beleidigung, jemandem zu sagen, dass er etwas nicht alleine schafft. Es ist dann eben Tatsache.
Ich habe das Gefühl, dass der Mann in dem Blog ein Problem mit seinem Selbstbewusstsein hat und es einfach braucht, dass ihn dauernd jemand anhimmelt und ihm Honig um den Mund schmiert. Mit einer Frau, die einfach ihre Meinung sagt, käme er wahrscheinlich gar nicht klar. Er will stattdessen den großen Helden spielen und auch wenn er mal etwas nicht kann, will er Zuspruch bekommen und umgarnt und umsorgt werden. Ich finde so etwas absolut peinlich und albern.
Ich habe dazu schon etliche Ratgeber gelesen, wie frau ihren Partner unterstützen kann, wenn ihm der Stress in Beruf und Alltag zu schaffen macht:
Besonders wichtig ist es, dass der Haushalt blitzblank ist, damit der Mann daheim einen Ruhepol zur Entspannung vorfindet. Blumen auf dem Tisch, Abendessen fertig, Pantoffeln werden gereicht. Auch die "Traumfrau" selber soll darauf achten, gepflegt und attraktiv zu sein, wenn sie ihrem Helden abends die Tür aufmacht. Es gibt keine Entschuldigung, sich nicht wenigstens eine frische Schürze umzubinden und etwas Parfum aufzulegen, damit der Herr nicht von einer gammligen Kreatur empfangen wird!
Außerdem ist es empfehlenswert, immer nett und freundlich zu sein, mit sanfter Stimme zu sprechen und nicht gleich mit Jammern und Kritisieren anzufangen, sobald Männe über die Türschwelle gestolpert ist. Und auch die Kinder soll die Traumfrau anweisen, leise zu spielen und Vati möglichst in Ruhe zu lassen, damit er sich vom Stress im Büro auch schön erholen kann. Dass der Herr des Hauses auf keinen Fall mit Arbeitsaufträgen konfrontiert werden soll, versteht sich von selbst. Er wird sich um die leckende Dachrinne schon zu einem von ihm frei gewählten Zeitpunkt kümmern. Eine Traumfrau drängelt nicht!
Gut, die Ratgeber waren von 1955, aber so lange ist das nun auch nicht her, und ich kann mir durchaus vorstellen, dass viele Männer kein Problem damit hätten, so behandelt zu werden. Dass sie dafür auch genügend Kohle heranschaffen müssten, um allein eine Familie zu ernähren, sei dahingestellt.
Ich denke, dass niemand, absolut niemand will ungefragte Belehrungen hören, weder Mann noch Frau. Wenn man jemanden mit Ratschlägen belästigt, dann würdigt man den ja herab und vermittelt das Gefühl, der andere bekommt nichts alleine hin.
Zu sagen "wie bekommst du das alles nur hin" oder "toll dass du so viel schaffst" finde ich aber nicht verkehrt. Man darf es halt nicht übertreiben, sodass es auch ernsthaft wirkt. Aber es klingt doch viel besser als Gemecker oder ungebetene Tipps. Und klar ist es eine Beleidigung, jemandem zu sagen, dass er etwas nicht alleine schafft. So ein Urteil steht keinem zu. Das muss der Betroffene selbst merken, aber das zu sagen ist übergriffig.
Ich finde, ihr interpretiert den Blog alle etwas zu krass. Der Artikel soll dich nur ausdrücken, dass man dem Mann keine Ratschläge geben soll, sondern loben soll. Mehr nicht, kein Machotum, kein Anhimmeln, nur etwas positive Verstärkung. Ich mache das oft bei anderen, es gibt den Menschen ein gutes Gefühl und alle sind zufrieden. Es klappt bei Männern wie Frauen.
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