Beim Einkaufen das Einkaufsverhalten anderer beobachten?

Ich bin neugierig, was andere Leute betrifft. Ich nenne es immer positiver ausgedrückt sozial interessiert. Ich schaue mir zum Beispiel an, was andere im Supermarkt aufs Kassenband legen. Manchmal denke ich darüber nach, was es bei denen wohl zu essen gibt. Manchmal stelle ich fest, dass die Leute fünfzig Euro bezahlen und Gesünderes oder Frischeres für dreißig Euro bekommen könnten. So gibt es Leute, die nur Fertiggerichte und nichts Frisches kaufen.

Ist das nur ein Spleen von mir, sich darüber überhaupt Gedanken zu machen? Oder schaut ihr euch auch an, was andere so kaufen? Ich habe mir mal Gedanken darüber gemacht, warum das bei mir so ist. Ich bin ein Mensch, der hauptsächlich von außen motiviert wird. Ich bekomme so Ideen, was ich kochen könnte. Statt im Internet zu suchen oder in Kochbüchern zu wälzen, hole ich mir die Ideen vom Kassenband. Es gibt aber noch mehr Gründe, die darin liegen, dass ich gerne weiß, was um mich herum so vorgeht. Es ist so eine Art Urinstinkt, die Leute um mich herum ganz grob zu beurteilen. Ich weiß, dass das Vorurteile sind, aber mein Instinkt macht das ganz automatisch.

Ehrlich gesagt interessiert es mich normalerweise überhaupt nicht, was andere Leute aufs Kassenband legen. Ich schaue zwar manchmal hin, registriere die Details aber nicht so genau, weil ich ja sowieso kein Wissen über die Leute und deren Lebensumstände habe. Ich weiß ja auch nicht, ob das ein typischer Einkauf für jemanden ist, oder ob er/sie heute ausnahmsweise die Dinge einkauft, die momentan auf dem Band liegen. Bei mir ist es jedenfalls so, dass sich meine Einkäufe durchaus stark unterscheiden. Manchmal liegt vielleicht auch eine kuriose Mischung an Produkten auf dem Band, manchmal wieder etwas ganz anderes.

Ich finde es ehrlich gesagt fast schon übergriffig, das Einkaufsverhalten anderer Leute zu beobachten und zu be/verurteilen. Ich selber bin ja kaum noch zu verunsichern, aber so rum gesehen kann ich dann doch wieder verstehen, wieso sich manche Menschen schwertun, etwa Kondome oder Tampons zu kaufen.

Auch wenn man sich immer einredet, dass sich die anderen Leute einen Dreck um dich scheren, so gibt es anscheinend dann doch die "sozial Interessierten", die quasi an deinem Hintern in der Schlange lehnen und sich denken: "Ja, hmhm, soso, die Frau blutet wohl bald wieder aus der Vagina!" oder "Brav, wir verhüten also!" oder "Ts ts ts, da gibt aber jemand viel Geld für ungesundes Essen aus! Da hat die Mama aber schlechte Erziehungsarbeit geleistet!" Zum Kotzen finde ich das ehrlich gesagt.

Ich meine, ich habe natürlich auch Augen im Kopf und merke, wenn jemand offensichtlich für eine Grillparty einkauft oder sich vorgenommen hat, am Wochenende 20 Bleche Muffins mit rosa Zuckerguss zu backen (Kindergeburtstag?). Aber das nehme ich höchstens sehr am Rande wahr und mache mir auch keine größeren Gedanken dazu.

Ich finde es schon sehr seltsam, mit Argusaugen am Kassenband zu kleben und irgendwelche Rückschlüsse aus dem Verhalten anderer KonsumentInnen zu ziehen. Das ist für mich so wie am Fenster hängen und Falschparker anzeigen. Haben die Leute kein eigenes Leben, das sie ausfüllt, sodass sie anderer Leute Konsumentscheidungen ungefragt beurteilen müssen?

Gerbera hat geschrieben: Ich meine, ich habe natürlich auch Augen im Kopf und merke, wenn jemand offensichtlich für eine Grillparty einkauft oder sich vorgenommen hat, am Wochenende 20 Bleche Muffins mit rosa Zuckerguss zu backen (Kindergeburtstag?). Aber das nehme ich höchstens sehr am Rande wahr und mache mir auch keine größeren Gedanken dazu.

blümchen hat geschrieben:Natürlich bemerkt meine Beobachtungen niemand, aber mir kann keiner weismachen, dass ihm nicht auffällt und keinerlei Regungen im Unterbewusstsein stattfinden, wenn jemand vor ihm zwanzig Fläschchen Kleiner Feigling kauft

Ich gehe seit Corona nicht mehr wirklich gerne einkaufen, weil mich die Einkaufswagenherumschubserei, die Missachtung der Hygienemaßnahmen und die Auslagerung der Freizeitbummelei in die einzigen noch offenen Geschäfte manch anderer Menschen fürchterlich an nervt. Daher mache ich mir vorher meinen Plan, tätige meine Besorgungen auf dem kürzesten Weg und sehe zu, dass ich wieder aus dem Laden herauskomme. Da bleibt mir weder viel Zeit noch der Nerv, eine Analyse des Einkaufsverhaltens meiner Mitmenschen durchzuführen.

Interessieren tut es mich offen gesagt auch nicht die Bohne, was die Dame vor mir eventuell zum Abendessen kocht oder warum der Kerl hinter mir ein Barbie-Pferdemagazin kauft. Natürlich fallen einem Extrembeispiele schonmal auf, wo eine einzelne Person einen ganzen Monatsvorrat an bestimmten ungewöhnlichen Waren aufs Band legt, oder man sieht zufällig unter den Einkäufen eines anderen genau das, was man selber noch mitzunehmen vergessen hat, und ist dann froh über die unerwartete Erinnerung daran. Aber auch das nehme ich eher unterbewusst zur Kenntnis, wundere mich vielleicht maximal kurz, und denke aber nicht noch minutenlang auf dem Heimweg über die Gründe dafür nach.

Das kenne ich; ich schaue dann auch manchmal am Kassenband, was andere so ausladen. Man muss ja nicht mit Scheuklappen einkaufen gehen, damit sich niemand peinlich berührt fühlt. Wobei ich da nicht so urteile, denn ich kaufe auch oft Fertiggerichte und da ist es mir auch egal, dass das billiger gänge. Manchmal kaufe ich auch nur Salate, da denken manche vielleicht, ich würde Diät machen, aber in Wahrheit sind die für meine Haustiere.

Was mir unangenehm auffällt, ist, wenn (meistens) Männer viel Bier oder Schnaps kaufen und du den Leuten ansiehst, dass es vermutlich Alkoholiker sind. Ich weiß, die können nichts dafür, aber irgendwie komisch ist es schon, sowas zu früher Tageszeit zu beobachten.

Dass man überhaupt bei anderen schaut halte ich für normal. Man lebt in einem sozialen Umfeld und bekommt eben mit, was andere machen und dass da eine Art Beurteilung dabei ist, passiert automatisch. Man pöbelt ja die Leute jetzt nicht wegen zu viel Alkohol oder zu wenig frischer Kost an.