Vom eigenen Hund maßregeln lassen?
Da unser Balkon auf einen beliebten Spazierweg für unter anderem Hundehalter hinaus geht, bekomme ich sehr viel mit von Hunden und ihren Besitzern. Und immer wieder erlebe ich es, dass die Hunde ihre Besitzer voll im Griff haben und sie auch maßregeln, wenn sie sich nicht so benehmen, wie Hund es will.
Beispielsweise bleibt Herrchen A während des Spazierganges stehen, um mit jemand anderem zu reden. Der Hund guckt es sich kurz an, registriert, dass A nicht weiter geht und bellt ihn auffordernd an. A weiß, was Hund will und geht schließlich weiter, als ihm das Gebell zu viel wird. Sofort hört der Hund auf zu bellen und läuft erfreut weiter. Da Hund und ich A kennen, wissen wir beide, dass A ohne das Gebell noch sehr viel länger stehengeblieben wäre und geredet hätte. Die Maßregelung hat also geholfen.
Oder B geht mit Hund und Ball den Weg entlang. Hund läuft eine ganze Weile rechts und links und erleichtert sich. Irgendwann entscheidet Hund, er wolle jetzt Ball spielen. Er bleibt vor B stehen und bellt ihn auffordernd an, damit dieser den Ball wirft. Sobald B darauf reagiert, hört der Hund auf zu bellen und bellt auch während des ganzen Spieles nicht mehr. Artig bringt er den Ball immer wieder und legt ihn B vor die Füße. Die Maßregelung hatte also Erfolg, der Hund bekommt sein Spiel.
Eine recht aufdringliche Art der Maßregelung legen unterforderte Hütehunde gerne an den Tag. Wenn ihr „Rudel“ nicht zusammen bleibt und einer zu weit vor läuft oder zurück bleibt bei einem gemeinsamen Spaziergang, dann zwicken sie demjenigen gerne mal in die Fersen, genauso wie sie es auch bei einem Schaf machen würden. Auch dieses Verhalten habe ich hier schon einige Male auf dem Weg gesehen. Und die Menschen haben gehorsam auf die Maßregelung reagiert und sind wieder in der Gruppe gegangen.
Ich weiß, dass einige nun sagen werden, dass das doch nicht alles unbedingt Maßregelungen seien, sondern es auch eine einfache Spielaufforderung sein könne. Doch ich meine in den Beispielen wirklich Maßregelungen durch die Tiere. In allen drei Beispielen werden sie also auch bestimmter und etwas aggressiver, wenn ihre Menschen nicht oder ihrer Meinung nach falsch reagieren. Da wird dann nicht mehr nur gebellt, da wir auch angesprungen. Oder gezwickt, wahlweise ins die Hose, ins Bein oder die Hand. manchmal auch schon mit deutlichen Spuren der Zähne. Einmal habe ich sogar schon gesehen, wie ein Hund seinen Besitzer tatsächlich auf aggressive Weise angeknurrt hat, als dieser so gar nicht in der gewünschten Weise reagierte.
Unsere Hündin Trixie hat es auch schon versucht mit Maßregelung statt reiner Aufforderung, wo sie bei Nicht-Erfolg einfach nur frustriert wieder abzieht. Den Zahn haben wir ihr aber gezogen und sie ist damit nicht durch gekommen. Wenn sie etwa bellt und uns anspringt, um schneller ans Futter zu kommen, ist es erst mal weg und sie bekommt es später. Sie darf unseretwegen da sitzen bei der Zubereitung, fiepen in der Vorfreude und manchmal bellt sie auch leise und unbewusst, weil es sie nicht mehr hält - aber sie darf uns nicht auf die Pelle rücken, uns direkt anbellen oder gar zwicken.
Ich frage mich dann, warum die Menschen sich das eigentlich gefallen lassen? Warum lassen sie sich von einem Hund maßregeln? Eigentlich sollten sie doch das Tier führen und für dessen gutes Benehmen sorgen und sich nicht selbst vom Hund herumkommandieren lassen. Erkennen diese Hundebesitzer die Maßregelung nicht als solche? Wäre ihnen die Erziehung zu viel Arbeit? Ist es also Unwissen oder Faulheit? Wie verhaltet Ihr Euch, wenn Euer Hund versucht, Euch zu maßregeln, zum Beispiel dass das Futter etwas schneller da zu stehen hat?
Beobachten konnte ich so ein Verhalten auch schon und ab und zu ist mir das selber auch passiert. Jedoch war das auch mein erster Hund und ich war noch jung, daher habe ich das nicht immer sofort auch so gecheckt. Heute würde mir das aber nicht mehr passieren. Ich denke viele Menschen sehen ihren Hund einfach auch als Familienmitglied und bei kleinen Kindern gibt es auch Eltern, die sofort weiter gehen, wenn die quengeln und sich aufregen.
Ich glaube man erkennt es in der Situation tatsächlich nicht immer und schaltet dann einfach um auf einen Modus es dem Tier angenehm gestalten zu wollen, man liebt das Tier ja auch. Daher wird man dann eher weiter gehen, wenn man den Eindruck hat dem Tier ist langweilig und so weiter, aber man wird sicherlich nicht immer daran denken, dass sich der Hund gerade durchsetzen möchte.
Generell sollte man natürlich immer mit seinem Hund arbeiten und ihn erziehen. Dann fallen einem solche Sachen auch eher auf, wenn man sich tatsächlich mit dem Verhalten eines Hundes auseinandersetzt. Du scheinst das in einem guten Maß zu machen.
Ich würde nie auf die Idee kommen, dass mein Hund mich maßregelt, nur weil er mich anbellt, weil er damit eine bestimmte Reaktion auslösen möchte. Das ist ja auch eine vollkommen irre Annahme. Das würde ja heißen, dass Hund sich einer Fremdsprache bedient, um einen Zweibeiner zu maßregeln. Denn kein Hund stellt sich bellend vor einen anderen, um den zurechtzuweisen.
Der Hund zeigt in dem Moment nichts anderes als erlerntes Verhalten. Menschen vergessen gerne, dass Hunde immer lernen und nicht nur, wenn ihr Zweibeiner mit Keksen und Spielzeug bewaffnet eine Runde Arbeitszeit einläutet. Dem Hund ist vollkommen egal, ob Hintern auf den Boden pappen, wenn es Sitz heißt, zum Erfolg, sprich zum Keks, führt oder irgendetwas anderes. Er kennt das System und wenn Bellerei zufällig die gewünschte Reaktion beim Zweibeiner auslöst, dann merkt das r sich das und wendet es wieder an. Warum auch nicht? So funktioniert seine Welt sonst auch.
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