Was haltet ihr von öffentlichen Zeugnis-Belohnungsaktionen?
Bei uns in Bayern gab es gestern Zeugnisse. Schon seit Jahren ist es üblich das manche Unternehmen und auch Freizeitaktionen den Schülern eine Belohnung versprechen. Bei regionalen Eisdielen gibt es zum Beispiel für jeden 1er eine Kugel Eis. Möbelgeschäfte und auch andere Firmen verteilen dagegen zum Beispiel Gutscheine für die Einser-Schüler. Der Tiergarten in Nürnberg und die Therme in Erding bieten Einser-Schülern an bestimmten Tagen der Ferien einen freien Eintritt in den Park und die Deutsche Bahn sowie die Schiffahrtsgesellschaft der bayerischen Seen ermöglicht den Einser-Schülern eine kostenlose Fahrt mit dem Zug bzw. dem Schiff.
Die meisten dieser Belohnungsaktionen sprechen nur die Einser-Schüler an, während der Rest der Kinder zumindest offiziell leer ausgeht. Nur ganz wenige öffentliche Aktionen richten sich an alle Schüler oder sogar an die Schüler mit "schlechteren" Noten.
In Wasserburg am Inn dagegen bietet der Betreiber eines Schiffes, Gottfried Held, Fahrten über den Fluss an. Im Gegensatz zu den allgemeinen Belohnungsaktionen läuft es bei ihm allerdings bewusst anders. Bei ihm dürfen Schüler mit schlechten Zeugnisnoten kostenlos mitfahren und das die gesamten Ferien. Es gehe ihm dabei nicht um eine Bevorzugung sondern um den Spaß und der soll auch bei schlechten Noten nicht zu kurz kommen. Bei ihm gibt es, im Gegensatz zu anderen Aktionen, auch keine Altersbeschränkung, sondern jeder Schüler darf kostenlos den Inn überqueren.
An einem Kletterzentrum am Ammersee erhalten wiederum dagegen nur die Schüler mit schlechter Sportnote freien Eintritt. Was haltet ihr von diesen Zeugnis-Belohnungsaktionen? Findet ihr es gut wenn nur die 1er-Schüler berücksichtigt werden bzw. genau gegenteilig auch nur die schlechten Sportschüler?
Ich finde es schon irgendwie benachteiligend, wenn immer nur die Einser-Schüler die Belohnungen abgreifen. Aktionen, bei denen Einser- bis Viererschüler, zumindest in Deutschland, auch eine Kleinigkeit bekommen, wären deutlich besser. Oder glaubt man etwas, dass die Schüler sich mit einer Vier großartig und gut fühlen? Oft wird ihnen ja auch direkt suggeriert, dass sie Versager wären.
Also von öffentlichen Belohnungsaktionen halte ich nicht viel. Entweder alle oder gar keiner. Außerdem muss man ja dann auch noch das Zeugnis vorzeigen, allein im Rahmen von Datenschutz fände ich das nicht gut. Auch was das soziale Leben angeht, finde ich solche Aktionen kritisch. Stellt euch mal vor, dass eine Gruppe Kinder in die Eisdiele geht.
Ein Kind hat überall Einser und wird belohnt. Sein Kumpel ist vielleicht nicht so talentiert und kassiert trotz Lernen eine Vier nach der Anderen, erhält also keine Belohnung für sein Durchhalten. Sind die Einser-Kinder sozial, dann geben sie natürlich dem anderen Kind etwas ab. Aber es gibt ja auch die andere Seite der Medaille, dass das schlechtere Kind dann Mobbing zum Opfer fallen könnte.
Ich finde die Aktionen, die sich auch mal an schlechtere Schüler richten echt gut. Aber auch hier findet gegebenfalls eine Art Ungleichheit statt. Aber die schlechteren Schüler sind vielleicht talentierter in Sport oder Handwerk und sollten dann auch irgendwie belohnt werden. Es hängt nicht immer alles von der Eins auf dem Zeugnis ab.
Bei uns ist es ein großer Elektronikmarkt, der Schüler anspricht. Da gibt es aber eine Geldgutschrift für jede 1 einen Euro und für jede 2 gibt es 50 Cent. Den Gesamtbetrag hat der jeweilige Schüler eben für einen Ankauf im Aktionszeitraum zur Verfügung. Die Eisdiele hier im Stadtteil gibt ein Eis für jedes aktuelle Zeugnis aus. Da sind also die Noten egal.
Man kann das zwar als nachteilige Behandlung für schlechtere Schüler sehen. Vor allem für die Schüler, die sich noch so bemühen und nicht besser als 3 schaffen. Aber wer Kinder im schulpflichtigen Alter hat, wird schon gemerkt haben, dass bei schlechteren Noten eher die Faulheit der Grund ist. Deswegen sehe ich solche Aktionen eher als Belohnung für die Schüler, die wirklich Leistung erbracht haben. Dass man dabei eben auch manche bestraft, ist aus meiner Sicht das kleinere Übel.
Aber so lernen eben auch die Kinder schon frühzeitig, dass jede Entscheidung für einen Teil der Gesellschaft auch Nachteile hat. Hier eben in Form von Vergünstigungen, die man nicht bekommt.
Solche notenabhängigen Belohnungsaktionen in Geschäften, Imbissen und Co kenne ich gar nicht. Hier in meiner Stadt gab es nur in vereinzelten Läden Rabatte und kostenlose Zusatzgeschenke für z.B. Abiturienten, erfolgreich Examinierte und anderweitige Abschlusskandidaten, und da wurde auch kein Unterschied zwischen Top-Leistungen und knappen Angelegenheiten gemacht.
Ehrlich gesagt finde ich diesen Hintergedanken auch sympathischer und einfacher umzusetzen. Einzelne Leistungen kann man zuhause ja privat belohnen, aber gerade in der Öffentlichkeit und als positiver Einfluss auf die gesellschaftliche Haltung, würde ich eher die Einstellung fördern, dass jeder erreichte Abschluss ein Erfolg ist und Anerkennung verdient.
Ich finde es schon recht clever, wenn man gute Noten belohnt. Immerhin möchte man ja auch irgendwann Auszubildende und da ist es doch besser, wenn die Noten auch gut sind. Wenn man also gewöhnt ist für gute Noten auch regional belohnt zu werden, strengt man sich vielleicht mehr an und wenn man schlechte Noten hat, kann man meiner Meinung nach privat belohnen, wenn das Kind sich wirklich ins Zeug gelegt hat und es ihm einfach extrem schwer fällt, aber die Unternehmen müssen ja auch ein Zeichen setzen, dass sich gute Arbeit lohnt.
Ich finde es daher vollkommen okay, wenn man Schülern mit einer 1 oder 2 dann auch eine Belohnung zukommen lässt. Das ist doch super. Die Schüler haben etwas geleistet und nicht alle Eltern haben auch genug Geld um ihnen dafür etwas Schönes zu geben oder etwas mit ihnen zu machen, da ist so ein Gratiseis doch eine super Belohnung für den Fleiß. Es ist doch wie im Arbeitsleben, jemand der immer nur Mindestmaß macht und sich nicht anstrengt, der kommt nicht weiter.
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