Fußgängerzonen wieder zu Autostraßen zurück bauen?
In einem Artikel las ich eine gewagte These zur Wiederbelebung der städtischen Zentren: unter anderen müsste man dem Autoverkehr wieder die Einfahrt in die Stadtgebiete erlauben, damit mehr Leute das Zentrum besuchten. Das Konzept der autofreien Fußgängerzone, wie es sie in vielen Städten im inneren Kreis schon seit den Siebzigern gibt, wird damit ad acta gelegt.
Ist es nicht mehr zeitgemäß, weil unsere Stadtzentren zunehmend brachliegen und die Innenstädte sowieso verwaisen? Wie viel Wahrheit liegt in dieser Theorie, wo liegt der Initiator des Vorhabens mit seinem Gedankengang falsch? Wärt ihr froh, die Innenstadt wieder mit dem eigenen Wagen befahren zu können oder legt ihr keinen Wert auf so einen Ausflug?
Ich finde man muss den Menschen auch ein bisschen Komfort bieten und das Einkaufen möglichst angenehm gestalten. Ich mag es auch mal autofreie Stellen zu haben und dann auch nicht ständig danach schauen zu müssen, ob ein Auto kommt. Deswegen würde ich es nicht gut finden, wenn man nun wieder einen großen Schritt zurück macht und die Autos wieder komplett in die Städte lässt. Irgendwo muss das meiner Meinung nach auch Grenzen haben und dann muss man sich überlegen, wie man es beiden Seiten recht machen kann als Stadt.
Ich finde man muss einfach nicht jede Stelle mit Autos und Straßen voll machen, man braucht als Mensch in der Stadt ja auch mal Ruhe, mal etwas Abstand von den Abgasen und da kann so ein kleiner Bereich ganz gut tun. Man könnte ja auch mehr Parklätze am Rand der Stadt anbieten, dann würde man sicherlich mehr Freude für die Bewohner schaffen, immerhin kommt man innerhalb einer Stadt ja leicht von A nach B.
Den Artikel habe ich auch gelesen, bin aber nicht der Meinung, dass der Rückkehr des Autoverkehrs die Innenstädte vorteilhaft beleben würde. Meiner Meinung nach führt Autoverkehr in den Städten halt auch immer zu einer Schneisenbildung. Sofern es mehr Autoverkehr gibt als in irgendeiner ruhigen Anwohnerstraße, hat man sofort wieder die Aufteilung in Fahrstraßen und Gehwege, und dabei ziehen die Fußgänger meistens den Kürzeren und müssen sich anpassen. Und wenn der Autoverkehr zunimmt, gibt es Staus, die meistens die Aufenthaltsqualität auch nicht erhöhen.
Was ich persönlich gut finden würde, um die Attraktivität der Fußgängerzonen zu erhöhen: eine stärkere Durchmischung der Gebäudenutzungen. Also nicht nur Ladengeschäfte, sondern auch Wohnungen und eine vielfältige Gastronomie, die auch geöffnet hat, wenn die Läden geschlossen sind. Bislang ist es ja so, dass viele Fußgängerzonen sofort nach Ladenschluss vereinsamen, weil dann absolut alles geschlossen hat, und weil da auch fast niemand wohnt. Wenn es aber auch Anwohner geben würde, und Cafés und Restaurants mit Abendbetrieb, würde es automatisch mehr Leben geben.
In der Straße, in der ich wohne, ist es beispielsweise so: es handelt sich um eine gemischte Wohn-, Einkaufs- und Kneipenstraße, in der auch abends viele Leute spazieren gehen. Es gibt Autoverkehr, aber dieser hält sich in Grenzen, da die Straße eine Sackgasse ist, weswegen es keinen Durchgangsverkehr gibt. Man könnte die Straße auch zur Fußgängerzone umwidmen, ohne sie deswegen lebloser zu machen.
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