Ist selbst hergestelltes Eis wirklich immer selbst gemacht?
Sehr viele Eisdielen locken im Sommer mit dem Aufhänger "selbst hergestelltes Speiseeis". Dabei wird ein scheinbar gesundes Produkt versprochen, um Kunden ein gutes Gefühl zu geben. Doch heißt "selbst hergestellt" automatisch auch, dass immer frische Zutaten verwendet wurden oder sind solche oder ähnliche Begriffe nicht wirklich rechtlich geschützt?
Ist selbst hergestelltes Eis also wirklich immer selbst gemacht oder handelt es sich hier um eine dreiste Werbelüge, welche von Verbrauchern aber nicht als solch eine wahrgenommen wird und schon zur Normalität im Alltag geworden ist?
Das Problem ist in diesem Fall, dass solche Bezeichnungen wie "selbst hergestellt", "aus eigener Herstellung" oder "selbst gemacht" keine rechtlichen Begriffe sind und damit nicht verbindlich. Und weil Eisherstellung auch relativ teuer ist, wenn man wirklich "echte" Zutaten nehmen würde wie Milch, Sahne, Früchte etc., wird da getrickst, was das Zeug hält.
Die "eigene Herstellung" hat mit einer frischen Zubereitung etwa soviel zu tun wie mein Vater beim Kochen mit echtem Kochen: Er hat verschiedene Fertigprodukte zusammengemischt, eine Packung Sahne rein getan und nannte das dann "frisch selbst gekocht". Und genauso wird in der Regel auch in Eisdielen Eis hergestellt: Es wird entweder ein Fertigpulver angerührt und dann mit diversen Zutaten verändert, sodass die verschiedenen Sorten entstehen, oder es wird sogar schon ein fertiges Grundeis angekauft, das dann nur noch verändert wird.
Von dem Gedanken an ein gesundes Produkt sollte man sich bei cremigem Speiseeis glaube ich immer verabschieden. Und frisch mag dabei höchstens das Pulver sein, aber in der Regel sind noch nicht einmal die Früchte frisch, sondern kommen als Pulver oder fertiges Pürree hinein.
Seltsam. Da esse ich seit 30 Jahren und mehr Eis in der Eisdiele und habe mir noch nie Gedanken darüber gemacht, was "selbst gemacht" heißt und dass es ja so "ungesund" sei. Statt dessen habe ich mich meistens am Geschmack erfreut und bereitwillig geglaubt, dass die italienische Familie oder die Konditorin tatsächlich liebevoll von Hand Zucker, Milch und Aroma zusammenkippt. Sollte mich mein urdeutscher Drang zum Meckern und Kritisieren vorübergehend verlassen haben?
Ich meine, Eis ist ja von den Zutaten her wirklich kein Hexenwerk und die Gewinnspanne ist bei 1,20 Euro pro Bällchen von vielleicht 30 Gramm sicher immer noch gegeben, wenn man ein paar "echte" Vanilleschoten in die vollautomatische Eismaschine schmeißt. Oder zählt es erst dann als "selbst gemacht", wenn auch die Früchte aus eigenem Anbau stammen und von Oma im Familienbetrieb morgens geerntet werden?
Ich bin nicht völlig naiv - dass ich jetzt im März in der frisch aus der Winterpause zurückgekehrten Eisdiele sämtliche Fruchtsorten vorfinde, ist natürlich auf diverse Pürees und Co. zurückzuführen, die die Leute auch nicht im Sommer liebevoll selber einwecken, sondern zukaufen. Auch der Amaretto und der Eierlikör sind höchst wahrscheinlich aus dem Fünflitereimer und nicht aus dem teuren Fachgeschäft - ja und? Wenn ich guten Amaretto möchte, kann ich mir den separat kaufen.
Und eigentlich bin ich auch immer davon ausgegangen, dass den verschiedenen Eissorten ein "Grundeis" zugrunde liegt, welches dann jeweils mit unterschiedlichen Zutaten abgewandelt wird. Solange die Qualität stimmt, bin ich zufrieden, und dabei kommt es mir bei Eis nur auf den Geschmack und die Konsistenz an. Wenn ich etwas "Gesundes und selbst Gemachtes" haben will, stelle ich mich selber an den Herd.
Ich interpretiere den Titel „selbst hergestellt“ so, dass zumindest gewisse Arbeitsschritte im Herstellungsprozess vor Ort in der Eisdiele oder der hauseigenen Produktion vollzogen werden und dass man also nicht einen bestellten und angelieferten Eisbehälter einfach unverändert aufreißt und in die Theke stellt. Wie viel Eigenanteil letztendlich im finalen Produkt steckt und wie die Qualität der Zutaten aussieht, ist für mich damit aber noch lange nicht ausgesagt.
Wie SonjaB schon geschrieben hat, kann ich mir ebenfalls gut vorstellen, dass dabei viel auf fertige Basiszutaten, Pulver und Geschmacksverstärker zurückgegriffen wird oder vielleicht sogar nur durch Zusatz von Stückchen und Deko an der Optik optimiert wird.
Tatsächlich finde ich, dass man je nach Eisdiele schon sehr deutliche Geschmacks-, Konsistenz- und Gehaltunterschiede beim Speiseeis bemerkt, und ich besuche wesentlich lieber und öfter die Eisverkäufer der Stadt, bei denen ich das Gefühl habe, dass man in der Tat hochwertiges und überdurchschnittlich gutes Eis bekommt. Ob dieses nun aber direkt vor Ort selbst hergestellt oder einfach von einem hervorragenden Produzenten geliefert wird, ob es den dreifachen Zuckergehalt hat oder ob die Fruchtstücke darin tagesfrisch oder eingefroren waren, ist für mich tatsächlich zweitrangig.
Mir geht es um den Genuss, da man sich schließlich auch nicht jeden Tag rund ums Jahr ein Eis gönnt, und solange es schmeckt, hinterfrage ich die Prozesse dahinter auch nicht weiter. Bei Fast Food jeglicher Art ist mir ja immerhin auch klar, dass ich nicht die kulinarische Offenbarung schlechthin und die weltbesten und teuersten Zutaten erwarten kann, aber ich hole es mir trotzdem, wenn ich Lust darauf habe und es mag.
Hier in gesund und ungesund zu unterteilen finde ich einigermaßen lächerlich. Eis ist nicht gesund. Da kann man sagen was man will, aber nur weil ich echte Vanille nehme wird das Ganze doch auch nicht gesünder, es schmeckt vielleicht anders und ist hochwertig, aber nicht gesünder. So sehe ich das zumindest. Mag ja jeder darüber denken, was er will.
Die Eisdiele kann da ja viel schreiben und behaupten. Ich meine, wenn ich da am Ende ein paar Nüsse drauf lege oder sonst irgendetwas, hat man sich ja am Entstehungsprozess auch irgendwie beteiligt. Ich verlasse mich darauf also nicht wirklich und denke, dass das einfach etwas ist, was zur Werbung genutzt wird.
Dennoch gibt es auch so Läden, bei denen man dann auch sehen kann, wie die Waffeln gemacht werden und man kann da auch hören, dass da etwas gemacht wird, da würde ich dann eher eigene Herstellung erwarten. So schwer ist das ja dann auch nicht und wäre man nicht so bequem oder würde man mehr davon essen, könnte man sich das ja auch zu Hause selber machen.
Für mich ist Eis essen nicht Teil meines Alltages, daher finde ich es auch vollkommen okay, wenn man dann ein Eis kauft ohne genau zu wissen wo das herkommt. Es muss ja nicht immer alles perfekt sein und so lange es schmeckt ist das doch auch okay. Man kann leider nicht alles glauben, was auf einem Schild steht.
Ich glaube auch, dass der Anteil an dem was da wirklich selber gemacht ist, sicherlich in vielen Eisdielen sehr überschaubar ist und wohl manchmal darin bestehen dürfte, es von einem Eisbecher in den anderen zu schütten. Wobei ich das aber im Grunde auch nicht bedenklich finde.
Es kommt ja darauf an, was man als Kunde damit bezwecken will. Es gibt ja Leute, die wollen mit dem Kauf bei solchen Eisdielen ja einfach ihren lokalen Händler unterstützen und keine riesige große Eiskette. Da sollte dann natürlich schon darauf geachtet werden, dass da wirklich sehr viel des Herstellungsprozesses in der Eisdiele geschieht.
Aber wenn es jetzt um irgendeinen gesundheitlichen Aspekt geht, dann finde ich das bei Eis jetzt ziemlich unsinnig. Das ist immer ungesund und lässt sich doch eh nur wirklich beeinflussen in dem man wenig Eis isst. Und dann ist es mir eigentlich auch egal, ob dass du nun vom Großhändler kommt oder nicht. Hauptsache es schmeckt gut. Das ist mir bei Eis nun wirklich viel wichtiger als alles andere.
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