Schwangerschaft - Kurse ja oder nein?

Bei meinem ersten Kind habe ich einen solchen Kurs gemacht und es war auch gut so. Ich weiß nicht, wie das anderswo ist, aber bei mir und meinen Bekannten war es nicht so, dass wir vor der Geburt eine Hebamme gehabt hätten, die wir um Rat hätten fragen können. Den Kurs hat eine Hebamme geleitet und wir haben nicht im Kreis gesessen und gehechelt, sondern sie hat uns die Geburtszimmer gezeigt, hat uns erzählt, wie so eine Geburt ablaufen kann und wir haben Gymnastik gemacht. Es waren eh nur ein paar Termine. Ansonsten war die Hebamme nur bei der Geburt dabei und weder lange vorher noch nachher. Den Arzt bei der Entbindung habe ich nur bewusst gesehen, als er mit dem Wagen mit der Saugglocke kam und mir gefühlt alle Gedärme herausriss. Drumherum standen mindesten drei Ärzte, die mir mit aller Kraft auf die Rippen drückten, die Gott sei Dank nicht brachen. Dann nähte er noch und verschwand wieder. Ich konnte wegen des Dammrisses und des Blutergusses drei Wochen lang nicht ohne Schmerzen sitzen. Für mehr ist er ja auch nicht zuständig.

Hinterher hatte ich auch keine Hebamme, denn schon damals waren Hebammen Mangelware. Und instinktiv gewusst habe ich auch nicht, wie so eine Geburt abläuft. Ich hatte auch keine Verwandten, die mir irgendwie hätten Ratschläge geben können. Daher war der Kurs für mich sehr wichtig. Es waren eh nur circa zehn Termine. Wenn man sagt, dass das früher auch alles kein Problem gewesen sei, muss man auch bedenken, wie viele Frauen früher bei der Geburt gestorben sind. Natürlich kann man den Kinderarzt oder die Kinderärzte fragen, wenn man Lust hat, zusätzlich zu den Vorsorgeuntersuchungen stundenlang im Wartezimmer zu sitzen. Aber dazu hatte ich wirklich keine Lust mit einem schreienden Säugling. Oft war man schon beruhigt, wenn die anderen Mütter dieselben Probleme hatten.

Wenn ich im Mittelalter gelebt hätte, hätte ich zwei meiner Geburten nicht überlebt. Mein Zweiter war nämlich zwei Wochen überfällig und die Geburt musste mit Wehenmitteln eingeleitet werden. Früher wären sowohl ich als auch das Kind gestorben. Das Schicksal so einiger Frauen im Mittelalter. Ich fand den Kurs auch deswegen gut, weil die Frauen alle aus meiner Umgebung kamen und wir uns auch hinterher noch regelmäßig zum Erfahrungsaustausch getroffen haben, sonst hätte ich mit dem Kind die meiste Zeit ganz alleine zu Hause gehockt. Noch heute habe ich zu einigen von ihnen regelmäßigen Kontakt, obwohl die Kinder alle schon aus dem Haus sind. Also meine eindeutige Meinung: Schwangerschaftskurs beim ersten Kind unbedingt zu empfehlen.