Beim ersten Treffen komplettes Leben offen legen
Meine Freundin hat in einem Club einen netten jungen Mann kennengelernt. Was sie aber schon ein wenig stutzig macht ist, dass er ihr beim ersten Treffen alles erzählt hat, was er in der Vergangenheit gemacht hat, welche Freundinnen er hatte, warum es zur Trennung kam usw. Auch er versuchte dann meine Freundin in diese Richtung auszufragen.
Nun ist meine Freundin eher ein Mensch, der zurückhaltend ist und nach und nach erzählt und nicht wie ein Buch redet. Sie findet auch, dass man nicht alles beim ersten Treffen erzählen muss. Wie seht ihr es? Sollte man beim ersten Treffen schon alles erzählen, damit die potentielle Partnerin oder der potentielle Partner sofort weiß auf was er oder sie sich einlässt und sofort sagen kann, ob es passt oder nicht?
Also, wenn es wirklich das allererste Date ist, dann ist man eigentlich noch etwas zurückhaltender, was seine Vergangenheit angeht. Ich würde da erst mal nur über Interessen etc. reden, um heraus zu finden, ob der andere überhaupt zu mir passt. Im Laufe der Zeit kommt das doch eh von alleine, dass man immer mehr aus seinem Privatleben erzählt.
Mir wäre das jedenfalls etwas unheimlich. Ich hätte das Gefühl, das ist ein Mensch, der nicht im Stande ist, vernünftig nachzudenken, sondern sich in alles kopfüber hinein stürzt und keine Risiken scheut.
Ich würde niemals beim ersten Date gleich mein ganzes Leben offen legen. Ich bin zwar ein sehr ehrlicher Mensch und halte auch nichts von Lügen, wobei ich dennoch nicht von selbst aus gleich alles über mich erzählen würde. Dafür ist es beim ersten Date definitiv noch viel zu früh.
Immerhin kenne ich die Person doch dann gar nicht richtig und beim ersten Date ist man sich normalerweise meistens mehr oder weniger fremd. Ich würde dabei keinem fremden Menschen quasi meine komplette Lebensgeschichte erzählen wollen. Ich weiß dann doch noch gar nicht richtig, ob ich der Person überhaupt vertrauen kann oder nicht und welche Ansichten sie vom Leben hat. Da wäre es mir einfach viel zu riskant, dass die Person die ganzen Informationen über mich weiter erzählen würde oder dass ich sie womöglich vergraulen würde.
Ich finde, dass man sich doch auch die Möglichkeit nimmt, sich gegenseitig nach und nach kennen zu lernen, wenn man sofort beim ersten Date alles von sich erzählt. Ich finde es viel schöner, wenn die andere Person zwar neugierig auf sich macht, aber eben nicht sofort alles preisgibt. So kann man sich auf die nächsten Dates freuen und darauf hoffen, immer mehr von der Person zu erfahren. Es ist doch eine schöne Aufgabe, den Partner mit der Zeit nach und nach kennen zu lernen und dann zu merken, dass man ihn fast besser kennt, als ich selbst.
Teilweise ist es eben auch langweilig, wenn man alles von sich preisgibt, weil man dem anderen damit die Aufgabe nimmt, einen besser kennen zu lernen. Ich finde, dass man sich auch einfach interessanter macht, wenn man nicht sofort alles erzählt. Immerhin gibt man der anderen Person damit ja auch einen Anlass, sich noch weitere Male zu treffen. Von daher habe ich schon öfters davon gehört, dass andere Menschen schnell das Interesse verloren haben, wenn jemand ihnen sofort alles von sich erzählt hat.
Ich für meinen Teil muss auch erst Vertrauen zu jemandem aufbauen, bevor ich ihm über mein Leben erzähle und das geht auch unmöglich innerhalb von einem Tag, sondern dauert auch einige Monate. Das ist aber auch normal, wie ich finde und man muss ja nicht immer nur von sich und seinem Leben bei einem Date erzählen. Stattdessen kann man sich auch über Filme, Bücher und andere Themen unterhalten. Da gibt es genug, so dass die Gespräche nicht sofort beim ersten Treffen gleich so persönlich werden müssen.
Manche Leute sind eben so. Sie erzählen jeder Zufallsbekanntschaft gleich ihr ganzes Leben und kennen dabei keinerlei Filter. Ich muss dabei immer an eine ehemalige Kommilitonin von mir denken: In den ersten 20 Minuten unserer Bekanntschaft habe ich erfahren, dass ihre Eltern gerade dabei sind, sich scheiden zu lassen und es deswegen reichlich Zoff daheim gibt, dass sie ihr Ex-Freund betrogen hat und deswegen alle Männer aus Land X nichts taugen (zurückhaltend formuliert) und dass ihre Schwester mit ihrem Cousin eine Beziehung hat, und ob das nicht an Inzest grenzt? Allerdings ist der Cousin nicht blutsverwandt, weil die Tante damals ... und so weiter.
Alles ohne Punkt und Komma und ohne Hintergedanken oder Rückversicherungen, ob ich das überhaupt hören will. Mittlerweile amüsiere ich mich über die filterlosen Plaudertaschen immer königlich, früher war ich schon öfter irritiert, da ich selbst ein sehr privater Mensch bin und maximal meiner besten Freundin von den Problemen mit meinem Ex erzähle, aber doch nicht einer völlig unbekannten Person einzig und allein deshalb, weil sie im Zug oder Hörsaal neben mir sitzt.
Auch in potenziell romantischen Zusammenhängen halte ich es für eher unklug, gleich damit heraus zu platzen, was die Exfreundin alles für Macken hatte oder ob man Kinder will oder wieso der Chef ein Idiot ist und so weiter. Man stellt sich so ja nicht nur als Plaudertasche dar, sondern je nach Inhalt des Monologs als auch als Jammerlappen, arroganter Pinsel oder hoch anspruchsvolle Zicke.
Eigentlich ist es strategisch klüger, nicht gleich all seine Schwächen und Macken innerhalb der ersten halben Stunde preis zu geben. Außerdem kann so schnell der Eindruck entstehen, dass man sich nicht für seine Mitmenschen interessiert und sich selbst am liebsten reden hört, und das kann bei einem "Date" schnell jeden Funken zum Erlöschen bringen.
Also den kompletten Seelen-Striptease muss ich beim ersten Date auch nicht haben. Da hätte ich eher das Gefühl, dass mein Date einen Psychiater oder Psychologen (zum Aussprechen) braucht und nicht so wirklich auf der Suche nach einer ernsthaften Beziehung ist. Wenn man zu sehr sich den Kummer von der Seele redet und seine Macken betont, bekomme ich direkt den Verdacht, dass da jemand psychische Probleme hat und da noch einige Sachen verarbeiten und aufarbeiten muss, bevor er wirklich bereit für eine Beziehung ist.
Ansonsten wären ein paar Eckdaten nicht schlecht beim ersten Date. Also wo man aufgewachsen ist beispielsweise, grob die Bildung und den Berufsweg anreißen, eventuell Anzahl der Geschwister und allgemeine Interessen. Das Date dürfte auch erwähnen, wie viele Beziehungen er bisher gehabt hat, wobei ich da aber nicht alle Details über die Ex wissen muss und warum die Beziehung letztendlich gescheitert ist.
Beim ersten Date muss man sicherlich nicht über alles reden, wenn man sich vorher noch nicht kennengelernt hat, sollte man meiner Meinung nach so Themen wie Expartner weglassen, weil das einfach ein bisschen viel ist. Wobei es schon in Ordnung ist, wenn man ein bisschen etwas über sich erzählt, aber komplett alles muss man beim ersten Treffen nicht sagen, weil das ja auch zu viel ist.
Anders ist es denke ich, wenn man sich vorher schon gekannt hat und dann einfach nur ein Date hat, weil da schon eine gewisse Grundlage an Wissen da ist und dann kann man wohl auch eher über gewisse Themen reden, wobei ich auch da vergangene Beziehungen nicht erwähnen würde.
Es ist ja schön wenn man beim ersten Date nicht nur banales Zeug redet, aber so ein Seelenstriptease ist ein Zeichen von Distanzlosigkeit. Es ist auch ein Zeichen, dass dieser Junge eher in der Vergangenheit lebt und sehr mit sich selbst beschäftigt ist.
Es würde mich auch nicht wundern wenn diese Offenheit kein Zeichen von Intitimität wäre, sondern wenn der das bei nahezu jedem so macht, der oder die nicht bei 3 auf dem Baum ist.
Deine Freundin sollte sich jetzt keinesfalls unter Zugzwang fühlen, sich im gleichen Maße zu offenbaren. Ich würde an ihrer Stelle aber auch aufmerksam sein, ob der überhaupt an ihr interessiert und in der Lage ist, auch mal die Klappe zu halten und zuzuhören.
Also so viel Input bekommt man beim ersten Date auch nur sehr wenig. Ich würde ja fast behaupten, dass der Herr entweder nur sehr ehrlich sein mag, um direkt Missverständnisse und das ganze Ausgefrage der Zukunft zu vermeiden oder in Wirklichkeit sehr unerfahren mit Frauen ist. Das kann natürlich auch sein.
Mir selber ist das nicht so geheuer, wenn man mir direkt alles auf die Nase bindet. Im Gegenzug möchte ich auch beim ersten Date nicht gleich alles offenlegen oder anderweitig bei einem ersten Treffen. Ich muss doch Redebedarf haben. Nicht, dass es den im Alltag nicht immer geben würde, aber auch über meine Vergangenheit muss an gewissen Punkten erst einmal geschwiegen werden, ehe ich darauf zu Anfang eingehen würde.
Es geht doch da auch um Vertrauen, welches ich haben muss, um jemanden gleich alles von mir zu erzählen. Aber offensichtlich sah der Herr das etwas anders und hat sich aus diesem Anlass so offenherzig präsentiert. Mein Fall wäre es nicht, aber das würde kein Auswahlkriterium für mich jetzt bedeuten. Ich würde den weiterhin daten, wenn er etwas hat, aber wundern würde es mich dennoch.
Das ist glaube ich nicht förderlich. Wobei ich mir denke, dass das Date den Gegenüber eh schon besser kennt, als dieser wahrscheinlich weiß. Wer eine Person über Instagram oder Facebook kennenlernt, hat sicherlich eh alles "Wichtige" über das angegebene Profil von sich preisgegeben. Mehr kann sich ein Informationssuchender nicht wünschen. Meins wäre das nicht. Wenn ein Gegenüber von mir beim ersten Date gleich schon alles wüsste, dann würde ich mich irgendwo auch unattraktiv und uninteressant machen.
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