Warum sind viele Leute mit ihrer Kurzarbeit so unzufrieden?
Derzeit arbeiten viele verkürzt und beziehen Kurzarbeitergeld. Viele Menschen sind damit relativ unzufrieden. Auch eine Freundin von mir hat mir neulich vorgerechnet, dass ihr durch das Jahr Kurzarbeit schon ein ganzer Monatslohn fehlt. Ich hingegen finde Kurzarbeit toll. Man hat zwar etwas weniger, ich glaube, es sind 80% vom sonstigen Netto mittlerweile, aber dafür muss ich ja auch kaum arbeiten.
Ansonsten hätte ich jeden Tag früh um sieben aufstehen und zur Arbeit fahren müssen. Nun arbeite ich nur noch einen Tag und da geht es auch erst ab um 11 los. Ich finde das super. Man bekommt ja Geld fürs Nichtstun und früh ausschlafen zu können ist auch wundervoll, ich genieße das richtig, nicht mehr früh raus zu müssen und hoffe, dass die Kurzarbeit noch lange, lange andauert.
Wie gefällt euch die Kurzarbeit? Wisst ihr die freie Zeit zu schätzen oder stören euch die Euro, die ihr weniger habt?
Kurzarbeit heißt irgendwo ja auch, weniger arbeiten zu müssen, vielleicht auch mal ein Tag gar nicht auf Arbeit zu fahren. Man spart so ja nicht nur Fahrgeld, sondern hat auch mehr Zeit für sich und Andere. Einen vollen Lohn für weniger Arbeitsstunden zu verlangen, wäre irgendwo ja auch dreist.
Es steht jeden frei, Leistungen zu beantragen, wenn das Geld nicht reicht oder sich eine neue Arbeitsstelle zu suchen. Arbeitgeber haben sich die Situation auch nicht ausgesucht und kämpfen um das Überleben. Da sollte man dann doch froh sein, wenn die eigene Arbeitsstelle nicht wegfällt.
Ich hatte im Frühjahr Kurzarbeit und dachte mir auch zuerst: Yay, ausschlafen und gammeln bei fast vollem Gehalt. Mein Arbeitgeber hat nämlich sogar großzügig aufgestockt. Ich dachte auch immer, dass mich die Pendelstrecke nervt und dass ich generell nicht für einen Vollzeitjob geschaffen bin. Und die ersten zwei, drei Wochen war es auch ganz toll. Aber dann war der Reiz des Ausschlafens und Gammelns irgendwie dahin.
Natürlich habe ich die Zeit auch genutzt, wie viele andere auch. Ausgemistet, gebacken, diverse Hobby-Projekte usw. Aber auch da war der Reiz irgendwann ziemlich verblasst. Wenn man sich extra Zeit für etwas nimmt, was Spaß macht, ist diese gefühlt "wertvoller", als wenn man theoretisch den ganzen Tag lesen, Spazierengehen oder Schubladen auswischen kann. Von daher war ich sogar ganz froh, als diese Phase vorbei war, weil ich schlicht alles erledigt hatte, was man immer so vor sich her schiebt. Mittlerweile erkenne ich auch die Nachteile von Homeoffice, wo auch nicht alles Gold ist, was glänzt.
Viele Arbeitnehmer müssen ja mit weniger Geld auskommen. Das bedeutet aber nicht automatisch, dass man über das Jobcenter aufstocken kann. Die Kosten bleiben aber bestehen, da ja nur Fahrtkosten wegfallen. Je nach Arbeitsweg sind die aber nicht besonders hoch. Also kann es schon knapp werden und das fördert eben die Unzufriedenheit.
Ich selbst habe das vor zwei Jahren mit der erzwungenen Freizeit auch erlebt, als ich das Sprunggelenk gebrochen hatte. Die erste Woche war da ganz schlimm. Dann hatte sich alles eingependelt und ich konnte teilweise auch die Freizeit recht gut genießen. Trotzdem hat mir meine Arbeit gefehlt, weil sie mir einfach Spaß macht.
Für mich ist Kurzarbeit eigentlich nur ein anderer Begriff für ALG I. Soviel mehr gibt es an Geld nicht und trotzdem soll man arbeiten bzw. zur Verfügung stehen, wenn der Chef ruft. Die Massen an Arbeitnehmern wurden quasi in die Ersatzleistung für ALG I gedrängt, aufgrund der Krise. Würden diese als Arbeitslos gelten, dann wäre man bei den Arbeitslosenzahlen wohl irgendwo im zweistelligen Millionenbereich.
Man bekommt doch, wenn die Kurzarbeit eine gewisse Zeit andauert, 80% des Lohns und muss nicht arbeiten, wird auch nicht zum Arbeitsamt eingeladen, wie das bei einem Arbeitslosen der Fall wäre und muss nichts oder nur wenig machen. Das finde ich schon ganz schön. Als Arbeitsloser kann es einem ja passieren, dass das Arbeitsamt einen zwingt, sich irgendwo zu bewerben, aber in der Kurzarbeit habe ich schön meine Ruhe.
Ich persönlich hätte nichts gegen Kurzarbeit gehabt, auch wenn das zunächst bedeutet hätte nur noch 60% vom eigentlichen Gehalt zu bekommen. Alles was darüber hinaus geht, also z.B. 80%, da stockt der Arbeitgeber auf.
Für mich wäre das einfach ein reiner Freizeitgewinn gewesen, wo ich mich in Ruhe um Projekte etc. hätte kümmern können, aber in meiner Firma gab es keine Kurzarbeit, wir mussten ganz normal weiter arbeiten und hatten sogar mehr zu tun, als sonst. Da haben mich die ganzen Berichte im Fernsehen oder von Freunden schon irgendwann richtig genervt, wo es dann immer hieß, welche Projekte etc. man gerade alle macht oder machen könnte.
Wie gesagt, ich hätte gerne Kurzarbeit gehabt und mich hätten auch die finanziellen Einbußen, zumindest für einen gewissen Zeitraum, nicht gestört. Jemand der aber vielleicht vorher schon nicht sehr viel verdient hat und jeden Euro zweimal umdrehen musste, der freut sich natürlich nicht über Kurzarbeit, weil dann die finanziellen Sorgen wirklich überhaupt nehmen und das kann auch Freizeit nicht ausgleichen.
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