Schadet die Schulpflicht Kindern auf lange Sicht gesehen?

vom 11.03.2021, 10:12 Uhr

Kinder sind derzeit in der Lage, zumindest wieder teilweise die Schule besuchen zu können oder zu müssen. Die Schule ist wenn man manchen glauben mag, ein Ort der Bildung und auch der Sozialisation, wie im Prinzip wie jeder andere Bereich im Leben auch. Überall werden Erfahrungen gesammelt und Kontakte gepflegt.

Doch gerade in der Schule haben viele Kinder nicht nur Probleme mit den eigenen Leistungen, sondern auch oft mit Mitschülern sowie dem Schulstoff. Den Schülern bleibt im Prinzip keine andere Wahl, als sich mit diesen Dingen täglich auseinander zu setzen, Alternativen gibt es im deutschen System außerhalb der Pandemiezeiten nicht.

Kann aufgrund dieser ganzen aufgezählten Aspekte und Fakten dieses System den Kindern langfristig mehr schaden als nutzen? Ist das aktuelle System mit der Schulpflicht besser, als ein gut gemachtes, durchdachtes und bildungsförderndes Homeschoolingkonzept für einen Großteil der Schüler? Schadet die Schulpflicht nicht irgendwo mehr, als das sie was bringt? Nicht umsonst haben viele europäische Länder keine Schulpflicht verankert, trotzdem funktioniert deren Bildungs- und Wirtschaftssystem.

» Nebula » Beiträge: 3041 » Talkpoints: 6,06 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich persönlich finde ehrlich gesagt die Schulpflicht gut und wichtig, da es meiner Ansicht nach nicht nur um die Vermittlung von Sachinhalten geht, sondern auch darum, sozialen Umgang miteinander zu erlernen, und zwar auch mit anderen Menschen, die nicht unbedingt die eigene Meinung und den eigenen Lebensstil teilen. Ich denke, dass eine mehrjährige Schulpflicht gut dafür geeignet ist, im sozialen Umgang miteinander besser und sicherer zu werden, und man kann auch lernen, andere Meinungen und Ansichten besser zu tolerieren.

Wenn ich an meine eigene Kindheit denke, muss ich sagen, dass ich wirklich froh um die Schulzeit gewesen bin. Zwar hatte ich einerseits viele Konflikte mit den Mitschülern, habe aber auch andererseits meine besten Freunde dort kennengelernt. Da ich als Einzelkind aufgewachsen bin, wäre ich bei dauerhaftem Homeschooling wahrscheinlich sehr einsam gewesen und hätte außer meinen Eltern kaum andere Menschen (oder gar Gleichaltrige) kennengelernt.

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» lascar » Beiträge: 4482 » Talkpoints: 792,20 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Wenn ich an meine Kindheit denke, da war es viel Mobbing und viel schlechtes Gefühl beim Thema Schule und mir hat das Soziale was von allen Seiten so beschrien wird gar nicht so gut getan. Ich wäre also durchaus für Alternativen. Das würde ja die Anwesenheit für alle Schüler, die das wollen und brauchen, nicht wegnehmen. Man könnte aber mit Alternativen mehr Schülern eine gute Möglichkeit geben gute Noten zu erzielen. Prüfungen gibt es ja auch im Homeschooling, je nach Land.

Auch schließt das keine sozialen Kontakte aus, da man das Kind ja nicht an die Leine nimmt und man sich durchaus auch in einem sozialen Umfeld bewegt. Konflikte und damit umzugehen lernt das Kind auch in einem Umfeld mit anderen Kindern auf den Spielplatz, in Vereinen und so weiter. Es geht nicht jedem Kind gut in der Schule und nicht jedes Kind kommt da auch super mit. Wenn man sich dann eh Nachhilfe nehmen muss oder es stundenlang zu Hause nacharbeitet, dann kann man dann auch Alternativen anbieten.

An dem Punkt ist man aber in Deutschland noch lange nicht und das finde ich wirklich schade, da genau diese Pandemie eigentlich aufzeigt, was möglich ist und was man auch machen muss, damit solche Alternativen möglich sein können. Man sollte nicht alles schlecht reden. Es gibt viele Länder, in denen Homeschooling auch abseits von Corona Alltag ist und das auch gut überwacht wird. Man setzt ja nicht das Kind in eine stille Kammer und lässt es dann sozial und vom Wissenstand dahin vegetieren.

Ich habe es dann auch so erlebt, dass die Eltern vielleicht Berufe haben, in denen sie auch von überall arbeiten können und da macht es doch Sinn dem Kind vielleicht mal etwas vor Ort zu zeigen, zu reisen und dem Kind Dinge in aller Ruhe zu erklären, immer wieder wenn Fragen aufkommen und nicht nur nach einem strengen Plan. Ich bin Homeschooling gegenüber sehr offen und wenn man es richtig macht, kann das auch eine sehr gute Bereicherung für das Kind sein.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ich will nicht bestreiten, dass die Schulzeit nicht immer ein Zuckerschlecken ist und manche Schulen eher ein Fegefeuer zwischen Kindheit und Erwachsensein darstellen, aber das hat ja erst mal nichts mit der Schulpflicht zu tun. Es ist ja auch nicht die Steuerpflicht daran schuld, dass Steuergelder verschwendet werden oder die Wehrpflicht (als es sie noch gab) am Ausbruch von Kriegen.

Ich halte die Schulpflicht auch prinzipiell für eine gute Sache. Dass das Schulsystem nicht immer überzeugt, ist ein anderes Problem, das nicht dadurch gelöst wird, dass Erziehungsberechtigte ihrem Nachwuchs allen möglichen Bullshit vermitteln können, wie sie lustig sind.

Das würde auch die Spaltung der Gesellschaft, die sowieso schon beträchtlich ist, noch weiter und schneller vorantreiben. Die Reichen würden ihre Kinder noch mehr als sonst absondern und in Schulen schicken, bei denen es nicht um Inhalte geht, sondern ums Prestige. Dazu kommen noch alle möglichen Fanatiker und Verrückten und die ganzen Leute, die zwar Kinder in die Welt setzen, aber völlig ungebildet durchs Leben tapern und so ihrem Nachwuchs schon allein deswegen sämtliche Chancen verbauen, weil sie viele Zusammenhänge selber nie kapiert oder erfahren haben. Dann schon lieber unser mittelprächtiges System.

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



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