Meinungen zu Einkaufsgutscheine für jeden Bürger

Aktuell kursiert eine Forderung des Ökonomen Peter Bofinger im Netz, in der es darum geht, dass jeder Bürger einen Einkaufsgutschein in Höhe von 50€ erhalten soll, die dann in besonderen Unternehmungen, welche durch die Coronakrise stark gebeutelt wurden, eingesetzt werden können. Solche Forderungen sind ja nicht neu, aber bis auf die Zahlung eines Kinderzuschlags haben sich diese nicht durchgesetzt. Was haltet ihr denn von diesen angedachten Einkaufsgutscheinen für jeden Bürger? Würdet ihr es als eine gute Idee oder nur als Polemik betrachten?

Halte ich für nicht so gut. Das Gutscheinsystem stammt ja eigentlich aus dem Sozialhilfebereich, wo Menschen welche beispielsweise die Leistungen stark zusammen gestrichen wurden sogenannte Gutscheine vom Leistungsträger angeboten wurden, mit denen man einkaufen gehen konnte, ob es die noch gibt weiß ich nicht.

Erst die Leistungen zusammen streichen, dann Leuten Gutscheine geben wo jeder an der Kasse inklusive Kassierer/in dann weiß, dass man Leistungsempfänger ist, wenn man den Gutschein an der Kasse vorzeigt? So hat jeder schon seinen Stempel. Leute die nicht mithilfe eines Leistungsträgers ihr Einkommen (gerade so) erwirtschaften können dann auf dieselbe Stufe zu stellen, wäre nicht so toll.

Die Gesellschaft soll scheinbar klein gehalten und arm gemacht werden, nicht umsonst hat man es in den letzten zwei Jahrzehnten wohl willentlich nicht geschafft, den Niedriglohnsektor komplett wieder abzuschaffen. Reiche Menschen kann man als Staat nur bedingt beherrschen, ärmere Menschen hingegen kann man als Staat immer seine Bedingungen aufdrücken und diktieren, soviel zum Thema Sozialstaat.

Ganz "tolle" Idee. Wir haben eh schon viel zu viel unreflektierten Konsum mit den bekannten Folgen und dann sollen über 80 Millionen Menschen dazu gebracht werden noch viel mehr Zeug zu kaufen, das sie nicht brauchen?

Das sind ja wahrscheinlich dann keine Gutscheine, mit denen sich ein Alleinstehender mit Essen für eine Woche versorgen kann sondern Gutscheine für Geschäfte, die keine essentiell wichtigen Produkte anbieten.

Gutscheine seitens der Politik sind auch nichts anderes als Steuergelder die dann irgendwo wieder in Form von Steuer- oder Preiserhöhungen den Bürgern irgendwo draufgeschlagen oder abgezogen werden. Im Endeffekt hat niemand was zu verschenken. Ob an der Thematik mit den Einkaufsgutscheinen überhaupt was dran ist, bleibt abzuwarten.

In meiner Stadt gab es im letzten Jahr tatsächlich solche Einkaufsgutscheine, allerdings von geringerem Gesamtwert. Trotzdem hat jeder im Stadtgebiet gemeldete Bürger die Coupons per Post zugesandt bekommen und konnte diese in diversen Branchen einlösen, als zwischenzeitlich die Geschäfte wieder geöffnet waren. Die Gutscheine galten dabei nicht nur für den Einzelhandel, sondern auch für Supermarktketten, Gastronomien und Dienstleistungen wie z. B. Friseure.

Mein Freund hat seine Gutscheine eingesetzt, um uns ein schönes Abendessen in einem Lokal hier in der Nähe zu bezahlen, und meine Gutscheine habe ich in einen Haarschnitt investiert. Beide Zwecke erschienen mir sinnvoller, als irgendwelche Kleidungsstücke, Dekorationen oder andere Waren zu kaufen, die ich bereits im Überfluss habe. Dass die Einsatzmöglichkeiten so breit gefächert waren, fand ich sehr gut, denn so konnte ich nicht nur etwas wirklich nützliches aussuchen, sondern auch Anbieter unterstützen, die ich tatsächlich gerne fördern wollte. Wäre mir sonst nichts eingefallen, hätte ich das Geld in einen Wocheneinkauf im Supermarkt gesteckt.

Prinzipiell fand ich die Aktion also wirklich gut, und angesichts des aktuell erneut langwierigen Lockdowns fände ich eine zweite Runde auch wünschenswert - sofern denn die Gelder im Endeffekt auch wirklich dort ankommen, wo sie helfen sollen. Ich bin mir leider nicht sicher, ob die Geschäfts- und Restaurantbesitzer dadurch am Ende wirklich etwas dazuverdienen.