Feste Tagesstruktur während der Coronazeit aufgeben?

Eine Menge Bundesbürger und generell Menschen auf der ganzen Welt sind Krisenbedingt aktuell zu Hause und das schon seit vielen Monaten. Ich kann mir vorstellen, dass man gerade in den ersten Wochen sehr bemüht war, die bisherige Struktur, auch was das Lernen mit und von Kindern anbelangt aufrechtzuerhalten. Mittlerweile haben wir fast ein Jahr in der Krise rum, wo sich die Frage stellt, ob es immer noch sinnvoll ist, feste Strukturen zu haben und weiter dran festzuhalten.

Oder ob man mittlerweile etwas gelockerter durch das Leben geht und viele Dinge sowie Entscheidungen spontan angeht. Mit Kindern im Haushalt geht man sicher einen Alltag anders an, als wenn es sich um einen Single- oder Pärchenhaushalt handelt. Habt ihr eure festen Strukturen aufgegeben oder hattet ihr überhaupt welche? Keine festen Strukturen zu haben, bedeutet für mich wiederum nicht automatisch auch ein Lotterleben führen zu müssen.

Ich finde es schon wichtig sein Leben auch nicht komplett zu verändern. Natürlich könnte man auch ewig lange schlafen und dann irgendwie irgendwann in den Tag starten und die Kinder ewig lange auf lassen, aber was bringt mir das denn? Ich meine die müssen sich ja auch daran gewöhnen in der Früh aufzustehen, damit sie später auch eine Ausbildung oder einem Studium nachgehen können.

Ich stehe also am Morgen, allerdings ohne Wecker auf und mache dann alles wie normal, nur das ich eben auch den Part vom Kindergarten übernehme und mir dann überlege, was man mit den Kindern machen kann um da ein bisschen etwas zu fördern. Normalerweise würde ich das ja weniger machen, nur am Wochenende. Ansonsten habe ich auch meine Arbeitszeit dann deutlich angepasst, was aber auch okay ist.

Ich finde es schon wichtig, dass man sich nun nicht hängen lässt, sondern einfach auch Struktur im Leben hat, damit man nach Corona weitermachen kann und es einem nicht unendlich schwer fällt. Außerdem versinkt man meiner Meinung nach auch sehr in einem Tief, wenn man sich nun gehen lässt und alles auf Corona schiebt. Man kann doch dennoch eine schöne Zeit haben.

Auch mein Leben hat sich durch Corona verändert, aber es ist beileibe nicht das erste Mal, dass sich meine "Tagesstruktur" verändert, und ich war nie in Versuchung, nur noch in den Tag hinein zu leben und meine gewohnten Strukturen hinzuschmeißen. Wieso auch? Mir geben Strukturen und Routinen Halt und helfen mir auch mit negativen Stimmungen und Erlebnissen fertig zu werden, und ich bin sicher, dass es vielen Menschen so geht. Würde ich darauf verzichten, wäre es ein ziemlicher Schlag für meine Lebensqualität, die sowieso schon gebeutelt ist im Moment.

Auch unabhängig von Corona hatte ich in meinem Leben schon Vollzeitjobs mit straffer Struktur und recht laxe Nebenjobs mit freier Zeiteinteilung. Im Studium hatte ich auch mal ein paar Wochen Leerlauf, in denen ich auch nicht völlig verwahrlost bin, und als ich arbeitslos war, war eine feste Tagesstruktur mein psychischer Rettungsanker. Andere Leute legen sich z. B. auch Kinder zu, die ihre Routine erst mal über den Haufen werfen und dann eine neue Routine etablieren. Da passen sich die Leute schließlich auch an, wieso also nicht bei einer Pandemie mit Kontaktbeschränkungen?

Zum "spontan angehen" gibt es im Lockdown sowieso nicht viel, und Home Office heißt auch nicht daheim Rumgammeln und Pseudo-Arbeiten. Ich sitze wie sonst auch von 8:00 bis um 16:00 Uhr am Schreibtisch, weil ich in der Zeit auch im Büro erreichbar wäre und nicht gerade Pluspunkte sammeln würde, wenn ich um 11:00 Uhr verpennt angekrochen komme, weil ich lieber ausschlafe. So bleibt auch die Struktur des Wechsels zwischen Arbeitswoche und Wochenende, Arbeit und Feierabend, Mittagspause und Abendessen erhalten, und das ist mir eigentlich ganz recht so.