Zynisch, Altersheim mit Blick auf Kinderspielplatz zu bauen?

Der Beitrag über die öffentliche Kantine in einem Altersheim hat mich an das Heim erinnert, in dem mein Großvater war. Die Kantine soll wohl auch dazu dienen, den Alltag aufzupeppen, Abwechslung zu schaffen und neue Gesichter ins Blickfeld der Senioren zu locken. Das Heim meines Großvaters hat eine ähnliche Strategie verfolgt.

Das Heim wurde neben einem Kinderspielplatz errichtet. Die Seite des Gebäudes, die zum Spielplatz zeigt, wies auch eine breite Fensterfront auf. Jeder Gang jedes Stockwerkes hatte also ein breites Fenster, von dem aus man die Kinder hätte beobachten können. Auch auf dem Gelände um das Heim herum standen Parkbänke in Richtung des Spielplatzes.

Nun ist der Gedanke ja sehr nett. Viele Menschen mögen kleine Kinder und wenn sie friedlich spielen, sind sie doch auch ein schöner Anblick. Die meisten Senioren sind ja auch Großeltern. Sie könnten dann auch mit ihren Enkeln auf den Spielplatz gehen, wenn diese noch so klein sind. Ich finde die Grundidee dahinter finde ich gut, nur die Umsetzung war etwas halbherzig. Man hätte die Kinder auch wirklich in das Leben der Heimbewohner einbinden müssen. In Form einer Kooperation zwischen einem Kindergarten und dem Heim.

Meine Mutter fand es immer zynisch, dass sich die Alten kurz vor ihrem Tod das blühende Leben anschauen sollen. Es würde sie nur an ihr vergangenes Leben erinnern, das bald vorbei ist. Oder an die Enkel, die nicht zu Besuch kommen. Mein Großvater hat nicht lange in dem Heim gelebt. In der kurzen Zeit konnten wir allerdings nicht feststellen, dass die Bewohner dem Kinderspielplatz viel Aufmerksamkeit schenkten.

Wie findet ihr die Idee, alten Menschen den Blick auf den Kinderspielplatz zu gewähren? War der Versuch vielleicht etwas halbherzig? Oder findet ihr es auch eher zynisch?

Also ich finde das alles andere als zynisch, wenn man ein Altersheim neben einen Kinderspielplatz gibt. Wohin soll man denn ein Altersheim deiner Meinung nach hinbauen? Ganz alleine und verlassen irgendwo in die Botanik? Oder neben einen Schrottplatz? Also ich glaube nicht, dass da ein Bewohner eine Krise bekommt, weil er spielende Kinder sieht. Und was ist daran schlimm, wenn man sich an seine eigene Kindheit erinnert?

Dann darf man das Altersheim aber auch nicht neben Geschäfte oder so bauen. Weil dort arbeiten Menschen drinnen und womöglich denken die Senioren dann an ihre Zeit wo sie noch arbeiten konnten und werden dann traurig, weil sie das nicht mehr können? Und dann aber auch bitte nicht an einen schönen Ort, weil da könnten die Erinnerungen zu schmerzlich sein, an Zeiten die sie dort mit einem lieben Menschen gemeinsam verbracht haben? Oder lieber doch an einen Ort, wo sie noch nie waren, wo sie dann die Krise bekommen, weil sie meinen, irgendetwas verpasst zu haben, was sie noch entdecken hätten müssen? Wo wäre denn deiner Meinung nach ein passender Platz für ein Altersheim?

Also zynisch finde ich es nicht. Sicher kann es für manche alte Menschen, die in einem solchen Heim leben, traurig sein, wenn sie spielende Kinder sehen, weil sie vielleicht selber keine Familie mehr haben oder diese den Bewohner nicht besucht. Aber es besteht ja sicher kein Zwang für die Bewohner, am Spielplatz oder an dem Fenster, das zum Spielplatz hinaus zeigt, zu sitzen. Ich finde auch, dass sich viele ältere Menschen eher darüber freuen, die spielenden Kinder zu sehen, weil es einfach eine Abwechslung in dem oft doch sehr tristen Alltag ist.

Natürlich wäre es schön, wenn die Kinder vielleicht nicht nur auf dem Spielplatz spielen, sondern auch mal mit ihren Eltern im Heim die Bewohner besuchen, die das eben möchten. Aber dazu ist doch keine wirkliche Kooperation mit einem Kindergarten oder so nötig. Es würde doch reichen, wenn auf dem Spielplatz zum Beispiel ein Schild stehen würde, dass es in dem Heim eine Cafeteria gibt, wo sich Menschen freuen würden, mal besucht zu werden.

tournesol hat geschrieben: Wo wäre denn deiner Meinung nach ein passender Platz für ein Altersheim?

Ich habe kein Problem damit, nicht immer im Vorteil zu sein. Aber wie ist das nun? Wo sollte nun so ein Altersheim "nach Meinung deiner Mutter" sein? Würde mich wirklich interessieren.

tournesol hat geschrieben:Ich habe kein Problem damit, nicht immer im Vorteil zu sein. Aber wie ist das nun?

Wo sollte nun so ein Altersheim "nach Meinung deiner Mutter" sein? Würde mich wirklich interessieren.

Die meisten alten Menschen haben aber Freude daran, das "blühende Leben" zu sehen. Jedenfalls habe ich es immer so erlebt, dass alte Menschen, die sich von Kindern gestört fühlen, eher die Ausnahme sind. Natürlich könnte der Anblick der spielenden Kinder beim einen oder anderen auch wehmütige Gefühle auslösen, wenn sie selbst Enkel haben, die sie nicht oft besuchen können oder vielleicht sogar gar nicht kommen.

Aber das bleibt in einem Altenheim leider sowieso nicht aus. Es gibt immer diejenigen, die an Feiertagen viel Besuch bekommen und wo auch sonst regelmäßig jemand von der Familie kommt, und eben auch diejenigen, die nie Besuch bekommen, weil sie entweder keine Angehörigen mehr haben oder einfach vergessen wurden. Die sind sicher trauriger, wenn sie die anderen mit ihrer Familie sehen, als beim Anblick eines Spielplatzes.

Vielleicht wird solch ein Spielplatz die Bewohner des Altenheimes manchmal mit Wehmut an ihre eigene Kindheit erinnern, je nachdem ob sie schön war oder nur von Entbehrungen, Leid und Krieg geprägt. Da wird sich der ein oder andere abwenden. Obwohl ich es auch gut finde, wenn der Spielplatz in Nähe der Bänke ist, dass sich mal ein Kind zu den Ausruhenden auf den Bänken gesellt.

Kinder sind neugierig und fragen viel. Erwachsene, also die Senioren würden sich bestimmt über ein Gespräch mit einem Kind freuen, das entlockt ihnen ein Lächeln und sie bekommen das, was sie lange schon vermissen, den Besuch der Kinder und Enkelkinder, die ja oft so beschäftigt sind, dass Oma und Opa Nebensache sind. Aber den anderen tut es in der Seele weh, wenn sich niemand um sie kümmert. Das ist nicht bei allen so, aber einige Menschen hat man völlig vergessen. Wenn sie erst im Altenheim sind, gibt es ja nichts mehr zu erben.

Zynisch finde ich einen solchen Versuch keineswegs. So können eigentlich nur Menschen denken, die mit sich selbst nicht zurecht kommen. Man weiß in dem Alter doch, dass man nicht mehr jünger wird und hat sich damit abgefunden. Also sollte man wenigstens teilhaben an der Freude, die die Kinder auf dem Spielplatz haben.

Lieber ein Kinderspielplatz da hinbauen als ein Bordell oder Friedhof, das würde ich dann doch eher als zynisch und unangemessen betrachten. Ich finde, dass jetzt nicht schlimm, wenn es Spielplätze in Sichtweise zu Altenheime gibt. Viele Bewohner denken sich dabei auch gar nichts, sie wissen schließlich, dass nicht ihre eigenen Kinder oder Enkel in der Regel dort verkehren, wenn doch, umso schöner. Dann können sie denen beim Spielen zu schauen und Anteil am Leben derer haben.

Eine Objektive Meinung wird man jedoch nur bekommen zwecks dem Thema, wenn man ältere Menschen in solchen Heimen befragt. Als noch nicht so alten Menschen können wir uns oftmals gar nicht in Senioren und ihre Denkens weisen herein Versetzen, das liegt in der Natur des Menschen, es fehlt einfach manchmal das Gefühl sagen zu können, dass man mehr Jahre hinter sich im Leben hat, als noch vor einen liegen, das können nur ältere Menschen.