Wodurch wird eine Stadt für euch lebenswert?

Laut Medienberichten hat die bayrische Landeshauptstadt München es im Städteranking des britischen Magazins "Monocle" an die Spitze geschafft und wurde damit zur lebenswertesten Stadt gekürt. Was macht für euch persönlich eine Stadt lebenswert? Von welchen Faktoren macht ihr das abhängig und welche Bedingungen müssen hierfür zwingend erfüllt sein? Könnt ihr nachvollziehen, dass München dieses Ranking anführt? Was hat München, was andere Städte nicht haben? Hättet ihr das Ranking ebenfalls so entschieden?

Ich weiß nicht, ob ich auch so entschieden hätte und ich war bislang auch nur wenige Male in München, aber dann hat es mir schon immer gut gefallen und ich kann mir schon vorstellen, dass München eine lebenswerte Stadt ist. Ich finde es aber schwierig, dafür Faktoren zu benennen, da jeder sicher auch andere Vorgaben hat, was eine Stadt für einen selber lebenswert macht.

Für mich ist es schon einmal die gesamte Atmosphäre einer Stadt und die spürt man recht schnell. Ansonsten sind es auch so Sachen wie Infrastruktur, Arbeitsmöglichkeiten, aber auch Dinge, die man in der Freizeit gut in der Stadt machen kann. Natürlich sollten auch die Mieten in einem bezahlbaren Bereich sein, damit eine Stadt lebenswert ist und dabei weiß ich nicht, ob das in München gegeben ist.

Allerdings kann ich mir eben vorstellen, dass die offiziellen Maßgaben über die Stadt und wonach es sich richtet, ob sie lebenswert ist, sich von meinen doch ziemlich unterscheiden. Deswegen finde ich solche Rankings auch immer etwas schwierig und sehe es so, dass jeder für sich selber einfach entscheiden muss, wo er leben möchte und warum diese Stadt gerade für denjenigen lebenswert ist.

München ist vor allem eins: sackreich. Das mag es für die Leser von "Monocle" lebenswert machen, aber für viele Familien, Normalverdiener und ganz allgemein Nicht-Angehörige der oberen Mittelschicht schon mal gar nicht, das kann ich euch flüstern! Viele durchschnittliche Verdiener haben nicht viel von der "lebenswerten" Stadt, weil sie im marginal weniger teuren Umland leben und weit pendeln müssen, weil die Mieten sonst unerschwinglich sind.

Aber wenn man das nötige Kleingeld hat, kann ich schon verstehen, dass München toll ist. Natürlich gibt es wie in jeder Großstadt auch weniger glamouröse Viertel, aber da muss man als wohlhabender Mensch ja nicht rein. Davon abgesehen wirkt die Stadt in meinen Augen größtenteils sehr sauber, sehr sicher und irgendwie gemütlich - also tatsächlich eher ein "Millionendorf" als eine umtriebige Multi-Kulti-Metropole. Auch die Lage ist super - nahe an den Alpen und diversen Seen, ebenso wie die Verkehrsanbindungen. Aber wie gesagt - es kommt bei Fragen nach der Lebensqualität vor allem auf den Geldbeutel der Befragten an.

Ich lebe ja in München, und es stimmt schon, dass München - so wie inzwischen auch viele andere Großstädte in Deutschland - sehr teuer geworden ist. Immer mehr Menschen müssen raus aus der Stadt ziehen, weil die Wohnungsknappheit zunimmt und die Immobilienpreise in die Höhe schießen. Das macht eine Stadt natürlich für die Einheimischen weniger lebenswert, und meine Zuneigung zu München ist inzwischen auch abgekühlt. Da kann das Umland noch so schön sein, aber wenn solche Grundlagen des Lebens in der Stadt ins Wanken geraten, macht es hier auch keinen große Freude mehr.

Eine Stadt ist eigentlich nur dann lebenswert wenn man sich das Leben dort auch leisten kann. Es bringt mir ja nichts wenn ich die tollsten Kulturangebote vor der Tür haben und die besten Einkaufsmöglichkeiten, aber mein ganzes Geld für Miete und absolut nötige Einkäufe drauf geht. Ich glaube aber, dass das für Leser eines Magazins namens "Monocle" nicht so das Problem sein wird. Laut Wikipedia ein Livestyle Magazin für junge Jetsetter.

Zu diesem Klientel passt München glaube ich wirklich sehr gut. Schöne Innenstadt, Grünflächen, gute Lage mit vielen Ausflugszielen im Umland, Einkaufsmöglichkeiten, Kultur, Österreich ist auch in der Nähe und so weiter, aber dabei doch ein bisschen provinzieller und spießiger als zum Beispiel Berlin.

Am Ende zählen für mich immer die Kriterien, warum eine Stadt für welchen Titel ausgewählt wurde und wer das entschieden hat unter welchen Bedingungen. Für mich selbst muss eine Stadt nicht groß sein. Was mir wichtig ist, ist die Anbindung zur Natur, grüne Oasen innerhalb der Stadt, eine kleine Infrastruktur und ein Freizeitangebot.

Damit eine Stadt / Dorf für mich lebt und lebenswert ist, braucht es auch Orte der Zusammenkünfte wie eine Kneipe, Läden oder Restaurant, Spielplätze, Fußball- oder Handballverein und vielleicht auch eine Freiwillige Feuerwehr. Optimal ist es, in der Stadt auch arbeiten zu können, ohne das man weit wegfahren und pendeln muss.

Die ärztliche Versorgung muss auch gegeben sein, wenigstens dass ein Allgemeinmediziner vorhanden ist, der Erwachsene und Kinder behandeln kann. Derzeit kommen ja wieder Ärztehäuser in Mode, welche nach der Wende in vielen Regionen reihenweise geschlossen wurden, die sogenannten Polikliniken. Wenn so eine Institution in der Nähe ist, wäre das Optimal.