Neue Wörter im Duden sinnvoll?

vom 15.02.2021, 20:46 Uhr

Duden als Nachschlagewerke sind eine sehr weit verbreitete und auch sinnvolle Möglichkeit der Informationsbeschaffung und der Rechtschreibkorrektur. Vor einiger Zeit sind die Begriffe: "Gästin" und "Bösewichtin" hinzugekommen. Ich nehme an, dass es bei der Hinzufügung um die Gleichstellung von Mann und Frau geht, dass nicht nur der Eindruck vermittelt wird, dass es ausschließlich männliche Bösewichte oder männliche Gäste gibt, dass es also auch ein weibliches Pendant gibt. Was haltet ihr von diesen Ergänzungen, sind sie sinnvoll oder braucht die kein Mensch?

» Nebula » Beiträge: 3041 » Talkpoints: 6,06 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich finde schon, dass man sich immer mit der Sprache beschäftigen sollte und dann eben auch Wörter dazu fügen muss, die noch drinnen sind, die aber so auch Verwendung finden. Man muss sich ja auch weiterbilden und kann nicht im Sprachgebrauch hunderte Jahre zurück hängen. Deswegen finde ich es schon gut, wenn man dann auch weibliche Formen mit einfügt. Man sollte aber vielleicht auch mehr Jugendwörter einfügen oder allgemein auch Genderwörter.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Sprache ist ein lebendiges Konstrukt, das sich ständig wandelt und weiterentwickelt. Das macht es ja so interessant, sich damit zu beschäftigen. :) In der Linguistik ist man schon lange davon weggekommen, streng zwischen "richtig" und "falsch" zu unterscheiden, sondern beschreibt eher, was da ist. Manche Entwicklungen sind Modeerscheinungen, andere setzen sich im Laufe der Zeit fest. Und es ist mit Verlaub gesagt hirnverbrannt, so zu tun, als sei Sprache etwas Statisches, an dem auf keinen Fall gerüttelt werden darf.

"Gästin" zum Beispiel steht seit 2013 im Duden, ist also kein böser Auswuchs des von manchen besonders bornierten Ewig-Gestrigen sogenannten "Genderwahns". Das Wort wird auch als "selten" bezeichnet, ebenso wie "Lichtspiel" als veraltend für Kinofilm oder oder "rödeln" als umgangssprachlich für angestrengt arbeiten. Alles gut also, soweit ich das beurteilen kann.

Die Sprache ist ja kein Nullsummenspiel, bei dem immer ein Wort rausfliegt, wenn sich ein neues herausbildet. Für viele Menschen würde ein schlanker Duden mit 1000 oder so Eintragungen allerdings wahrscheinlich dicke reichen, wenn sie schon von geschlechtsspezifischen Endungen verwirrt sind. Was machen die dann erst mit Fremdwörtern wie Kymograf, Gravimeter oder Phänomenalismus?

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ja, das generische Maskulinum meint alle mit, nur ist die Idee, alle zu meinen, ziemlich neu. Denn vor gar nicht langer Zeit, waren Frauen ganz bestimmt nicht mitgemeint. Vor rund 100 Jahren war es ein Novum, dass ein Wähler auch weiblichen Geschlechts sein kann.

Dabei wurden bevor alle gemeint waren, deutliche Unterschiede gemacht und das setzt sich munter in der Phase fort, in der schon alle angeblich mitgemeint waren.

Früher pflegten Nonnen und Mönche Kranke. Aber es wurde Krankenschwester und Krankenwärter, nicht etwa der Krankenbruder. Und erst lange nach dem Krankenpfleger wurde die Schwester zur Pflegerin aufgewertet. Die männliche Hebamme bekam natürlich auch eine eigene Bezeichnung und wurde nie mitgemeint.

Noch vor weniger als 80 Jahren war der Erstgeborene im Hofrecht ausschließlich männlich. Die Erstgeborene zählt erst, seit nicht genügend Stammhalter von der Front zurückkamen. Und vor 30 Jahren waren viele Berufe schlichtweg für Frauen nicht zugänglich und die waren nicht mitgemeint.

Sprache wandelt sich, und nur mitgemeint zu sein, bildet nicht die Lebenswirklichkeit ab. Gleichzeitig hemmt das mitgemeint sein die tatsächliche Gleichberechtigung der Geschlechter. Vielleicht ist es nicht immer optimal gelöst, aber das wird sich in der Praxis finden.

» cooper75 » Beiträge: 13423 » Talkpoints: 517,99 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Die Sprache verändert sich permanent. Daher kommen immer wieder neue Wörter in den Duden. Sprache wird ja nicht von oben bestimmt, sondern entwickelt sich durch die Menschen, die die Sprache verwenden. Manche Wörter, die nicht mehr verwendet werden oder verwendet werden sollen, fliegen auch raus.

» blümchen » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


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