Sollte es mehr räumliche Alternativen für Obachlose geben?

vom 13.02.2021, 15:44 Uhr

Aufgrund des aktuell strengen und kalten Winters sind gerade Obdachlose besonders gefährdet. Es vergeht kaum ein Tag, wo nicht irgendwo wieder einer auf der Straße erfroren ist. Hätte man das verhindern können, wenn Städte und Kommunen sich um die Unterbringung Dieser genauso gekümmert hätten wie bei der Unterbringung von beispielsweise Flüchtlingen im Jahre 2015?

Ich finde, dass jeder Mensch es verdient hat, ein Dach über den Kopf zu haben, ob arm oder reich, Obdachlos oder nicht, Flüchtling oder Einheimischer. Wenn es um Wärme, Dach über den Kopf und Essen geht, sollte es egal sein welche Nationalität oder gesellschaftlichen Stand der jeweilige Mensch angehört und hat. Trotzdem gibt es immer noch zu viele Obdachlose auf der Straße.

Erste Ideen wie Kältebusse wurden vereinzelnd eingeführt, jedoch gibt es diese nicht flächendeckend und geben auch nicht für alle Obdachlose ausreichend Schutz. Wie sieht es mit Wohncontainern inkl. Heizung / Sanitär aus, wäre sowas eine Alternative für Obdachlose, wenigstens in den kalten Wintermonaten oder wäre solchen Unterbringungsmöglichkeiten nicht würdevoll?

» Nebula » Beiträge: 3041 » Talkpoints: 6,06 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Wir wohnen auf dem Land, mitten in der Pampa, die Obdachlosen verschlägt es hier nicht hin, daher haben wir damit wenig Erfahrung. Wenn ich jetzt mal die nächste Stadt nehme, wo sich Obdachlose aufhalten, wären wir bei Nürnberg. Hier gibt es noch Kapazitäten, dazu hab ich erst neulich einen Artikel gelesen. Es wurde wegen Corona und der Kältewelle sogar noch eine Zweigstelle eingerichtet, um die Notunterkünfte zu erweitern und den nötigen Abstand zu gewährleisten. Aktuell hörte man ja von den zwei jungen Leuten dort, die bei Minus 15 Grad im Stadtgraben Eltern wurden.

Da fragt man sich natürlich, wie sowas passieren kann und warum die werdende Mutter keine Hilfe suchte. Die Informationen hierzu sind sehr spärlich, in einem Artikel habe ich jedoch gelesen, das sich bereits das Jugendamt eingeschaltet und das Kind in Obhut genommen hat. Man kann nur mutmaßen, aber es liegen vermutlich psychische Probleme oder eine Sucht vor. Da stößt man nämlich auch bei den Notunterkünften ganz schnell an seine Grenzen. Die Hausregeln besagen hier meist, Alkohol und Drogen sind verboten, liegt eine Sucht vor, muss sich der Süchtige sofort Hilfe suchen.

Ich denke dazu sind einige nicht bereit, wollen sich den Regeln nicht unterwerfen und bleiben daher lieber in der Eiseskälte. Eine weitere Hausregel besagt normalerweise, keine Tiere. Für viele Obdachlose ist der tierische Begleiter aber Seelenpartner und sie würden sich nie von ihm trennen. Wie sollen sie das Angebot da wahr nehmen? Die Unterkünfte müssten auf diese Regeln verzichten, um wirklich allen helfen zu können. Ich denke ein beheizter Container ohne Regeln ist immer noch besser als gar kein Platz. Grundsätzlich sollte man jedoch den steigenden Obdachlosenzahlen auf den Zahn fühlen, warum werden es immer mehr, statt weniger?

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» Pikalina » Beiträge: 790 » Talkpoints: 6,08 » Auszeichnung für 500 Beiträge


In meiner Stadt fehlt auf der einen Seite das Geld, außerdem sind niedrigschwellige Angebote nicht erwünscht. Es gibt beispielsweise nur zwei Notbettem für Frauen bei einer halben Million Menschen. Zugang nur ohne Haustier und am nächsten Werktag muss ein Angebot angenommen werden, sonst geht es zurück auf die Straße. Länger finanziert die Stadt das nicht.

» cooper75 » Beiträge: 13372 » Talkpoints: 508,32 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Ich glaube die Flüchtlinge hatten auch nicht immer so schöne Unterkünfte, aber das nur am Rande. Ich habe vor kurzem gelesen, dass es wohl Einrichtungen gibt, die aber schlecht genutzt werden. Woran das liegt, kann ich nicht sagen, ich würde gerade bei diesen Temperaturen jede Hilfe nehmen, die ich bekommen kann, weil der eigene Selbsterhaltungstrieb über dem stehen sollte, was man selber vielleicht für Vorstellungen hat. Das Problem sehe ich darin, dass man sich in solchen Einrichtungen unterordnen muss.

In diesen Häusern gibt es strikte Regeln, was ja auch wichtig ist, da sonst kein normaler Umgang und keine Wohnsituation möglich ist. So gibt es da keine Drogen und kein Alkohol und wenn man sich mal auf den Straßen umschaut, dann schließt man damit schon sehr viele Leute aus, denn viele auf der Straße haben solche Suchtproblematiken. Meiner Meinung nach müsste man da vielleicht auch mehr hineininvestieren, wenn es wirtschaftlich besser aussieht, dass man vielleicht auch solchen Leuten eine Möglichkeit der Unterbringung und vielleicht auch Entzug gibt.

Letztendlich geht es ja darum, dass den Menschen auch geholfen wird und da würde ich es ganz gut finden, wenn man das eben nicht nur mit einem Schlafplatz machen würde, sondern gezieltes an die Hand nehmen und den Menschen wieder zurück ins Leben helfen, wenn dieser es auch will. Ich glaube diese Menschengruppe ist oft nicht gehört, oft übersehen und die leiden gerade in der jetzigen Zeit extrem und noch viel schlimmer als sonst. Wobei es auch gar nicht so wild ist mit der Hilfe. Man kann zum Beispiel in manchen Städten einen Kaffee oder ein anderes Heißgetränk bezahlen und die werden dann abgeholt oder man gibt mal alte Kleidung oder Decken direkt ab. Man sieht ja auch viele Leute und die kennen sich ja auch untereinander.

Dass mit dem Heißgetränk mache ich beispielsweise jedes Mal, wenn ich in der Stadt bin. Da gehe ich dann zum Bahnhof und bezahle schon mal einige Getränke vor und da wird es auch gerne genutzt. Da wird dann teilweise auch mehrmals am Tag nachgefragt, wenn es draußen kalt ist. Dort kann man mittlerweile auch Essen vorher bezahlen und das kommt auch an, da wird sehr streng darauf geachtet und Listen geführt. Solche Ideen finde ich sehr gut, ebenso wie der Kältebus.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



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