Hassliebe unter Geschwistern normal?

Unter Geschwistern soll Hassliebe sehr weit verbreitet sein. Soll heißen, dass man sich zwar liebt, aber gleichzeitig hasst und als Rivalen ansieht. Wie sind eure Erfahrungen und Beobachtungen in dieser Hinsicht? Wie normal ist Hassliebe unter Geschwistern? Welche Faktoren beeinflussen derartige Emotionen? Gibt es auch Geschwisterbeziehungen ohne Hassliebe?

Es kann meiner Meinung nach schon mal vorkommen, dass man seinen Bruder oder seine Schwester kurzfristig nicht so lieb hat, weil man zum Beispiel bei den Eltern verpetzt wurde. Dennoch sollte sich diese Emotion nach einiger Zeit wieder legen. Alles andere würde doch für mich auf eine sehr stark gestörte Geschwisterbeziehung hindeuten. Außerdem sind unter einer permanenten Hassliebe auch die Eltern bis zu einem gewissen Grad mitschuld.

Würden alle Geschwister von den Eltern gleich behandelt werden und hätten nicht das Gefühl benachteiligt zu sein, dann würde auch nicht das Gefühl des Hasses aufkommen. Wenn die Eltern nur ein Lieblingskind haben dann kann das ziemlich schadhaft für die Beziehung unter den Geschwistern sein. Es ist natürlich, dass jedes Kind dann das Lieblingskind sein möchte und so beginnt dann der endlose Kreislauf von Rache, Neid und Konkurrenzdruck.

Ich finde, "Hassliebe" ist schon relativ starker Tobak, wenn es um das Verhältnis von Geschwistern zueinander geht, wenn man von ganz normalen Familien und Alltagssituationen ausgeht, wie sie die Mehrheit ausmachen. In Büchern oder Filmen geht es natürlich ganz anders zur Sache, und ich halte es auch für ziemlich naiv zu glauben, dass Menschen ihr Leben lang ein gutes und enges Verhältnis zueinander haben, nur weil sie blutsverwandt sind. Aber dabei handelt es sich in meinen Augen eher um ein ambivalentes Verhältnis denn gleich um die Extreme von Liebe und Hass.

Ich habe auch Geschwister, und natürlich war ich nicht immer begeistert, wenn meine kleine Schwester damals etwas gedurft oder bekommen hat, was mir aus welchen Gründen auch immer vorenthalten wurde. Aber Neid und eine gewisse Rivalität, gerade in der Kindheit und Jugend, würde ich nicht in einem Atemzug mit "Hassliebe" nennen, weil sich auch die Beziehung zu den Geschwistern im Lauf des Lebens verändert und nicht ewig auf dem Niveau von "Leon hat mir den Legoturm kaputtgemacht!" stehenbleibt.

Ich kenne zwei Mädels, die hassen sich nicht klassisch wie Geschwister. Sie hassen sich wirklich und das ist kein Witz. Die können zwar zusammen an einem Tisch sitzen, miteinander reden usw, aber bevor eine Bekannte von mir ihrer Schwester helfen würde, hackt die sich die Finger ab. Dazu muss vielleicht gesagt sein, dass ein ähnliches Szenario bei denen herrschte wie bei mir in der Kindheit. Die Schwester ( heute irgendwie 28-29 Jahre und die andere über 30 ) wollte immer als Kind die volle Aufmerksamkeit. Wenn sie diese nicht bekam, wurde geheult usw. Sie wollte auch gerne immer als Opfer da stehen und das ist bis heute so. Ähnlich wie mit meiner Schwester. Alle anderen sind an allem Schuld, gleichwohl sie die Verantwortung für Boyfriend-Trennungen usw mit sich bringt.

Dazu kommt bei denen, dass die kleinere Schwester jeden aus dem Internet alles über die Vergangenheit der Kids/Eltern und Familie erzählt. Sie kriegt dadurch natürlich das gewünschte „ oh du Arme“, aber das passt der älteren Schwester verständlicherweise nicht, dass Hinz und Kunz alles wissen, was zu Theater auf hoher Ebene führt und wenn ich sage, die hassen sich, dann ist das auch schon in der Luft zu spüren, aber die ältere ist in der Lage, Festlichkeiten etc. gut zu absolvieren, damit das zumindest etwas in Ruhe vonstatten geht.

Doch es kam auch schon vor, da hat die der kleinen Schwester derart den Masch geblasen oder ähnliches. Klassische Hass-Liebe ist das nicht, das ist mehr Verachtung und nach dem Motto, ja du bist trotzdem meine Schwester, aber ich verachte dich. Das ist ganz offensichtlich und der Bruder sieht das mit der Schwester wohl auch sehr ähnlich und der ist weitaus jünger.

Normalerweise würde ich dafür kein Verständnis haben, aber ich kenne das Sorgenkind unter den Geschwistern und ich kann auch nicht unbedingt 5 Stunden mit der in einem Raum sitzen ohne, dass ich die schnell an der Wand tackern möchte. Wenn ich mir das über Jahre vorstelle, dann ihre Opferart, allen die Lebensbeichte aus ihrer gelogenen Sicht erzählen usw. vorstelle, ui ui ui.

Streiten gehört denke ich einfach dazu. Ich habe mich mit meinen Brüdern auch viel gestritten und dennoch haben die mich gern gehabt. Allerdings bin ich denen oft einfach auf den Keks gegangen. Ich war halt viel jünger als die beiden die 10 und 11 Jahre älter sind. Daher hat man sich oft in die Haare bekommen, wenn ich mal wieder spielen wollte und die beiden für Prüfungen gelernt haben oder etwas mit den Freunden machen wollten. Heute streiten wir uns gar nicht mehr und haben uns schätzen gelernt. Ich denke es gibt auch Phasen, in denen jeder anstrengend ist.