Wie schwer fällt es euch, euch gegenüber anderen zu öffnen?
Mir fällt es absolut nicht schwer, mich meinem Freund gegenüber zu öffnen. Wenn ich irgendwelche Probleme habe oder wenn mir etwas auf der Seele liegt, dann rede ich mit ihm immer darüber. Ich habe da gar keine Hemmungen und weiß, dass er mir mit guten Ratschlägen zur Seite steht. Mit ihm kann ich auch über alles reden und natürlich kann ich ihm auch vertrauen, so dass ich da sehr offen bin.
Mir fällt es nun aber auch nicht so schwer, mich Freunden gegenüber zu öffnen. Natürlich erzähle ich nicht immer direkt jedem alles von mir, aber wenn ich das Bedürfnis habe, etwas loszuwerden, dann mache ich das auch. Fremden gegenüber würde ich mich erst gar nicht richtig öffnen, wobei mir das sicherlich schon schwer fallen würde. Aber das möchte ich ja auch gar nicht. Wie schwer fällt es euch, euch gegenüber anderen Leuten, wie eurem Partner oder euren Freunden zu öffnen?
Es kommt immer darauf an, mit wem ich zusammen bin und wie viele "Zeugen" anwesend sind. So kann ich mich beispielsweise leichter öffnen, wenn ich mich mit einer Freundin alleine treffe. Ich finde, dass es einfach unpassend ist, wenn man über seine Probleme spricht während man eigentlich einen DVD-Abend mit den Mädels geplant hatte. Ich mag diese Art vom "im Mittelpunkt stehen" nicht und bin lieber unauffällig. Mir reichen einige wenige Vertraute und das war´s auch schon.
Mit meinem Freund kann ich immer über alles sprechen. Am Anfang war das noch sehr schwer, weil ich eben so erzogen wurde, dass man nichts ausdiskutiert, sondern alles in sich reinfrisst. Probleme zu klären war in meinem Elternhaus nicht üblich. Sie wurden einfach totgeschwiegen und hinterher haben sich alle gewundert, wenn das nicht das gewünschte Ergebnis brachte und ich ausgeflippt bin, weil das Fass voll war.
Ich kenne bei Licht besehen nur die beiden Extreme "völlig offenes Buch" und "Frau ohne Eigenschaften". Bei meinem Partner und wenigen nahestehenden Menschen rede ich quasi ohne Filter über so gut wie alles. Wobei ich mir ehrlich gesagt nicht viel darunter vorstellen kann, sich gegenüber einer Person zu "öffnen". Heißt das, dass ich über Sorgen mit meiner wackeligen Schilddrüse spreche, oder über Ärger mit dem Chef oder sonstige an sich private Angelegenheiten, oder muss ich dafür wirklich "existenziell" werden, sprich meine dunklen Geheimnisse, Ängste und Fantasien auspacken, die nichts sind, was man bei Kaffee und Kuchen beplaudert?
Besagte Untiefen meiner Seele mache ich tatsächlich bevorzugt mit mir selber aus, da ich niemanden mit meinen Neurosen belasten möchte, und für eine Therapie liefern sie nicht genügend Material. Freunde und Familie müssen sich im Zweifelsfall auch einiges zu meinem Privatleben anhören, und die Sorte Mensch, die in der Straßenbahn Fremden von ihren Geldsorgen erzählt, bin ich nicht. Ich würde also sagen, mir fällt es mittelschwer, mich zu "öffnen", aber ich halte es andererseits auch gar nicht für erstrebenswert, jedem dahergelaufenen Trottel intime Details aus meinem Seelenleben anzuvertrauen. So etwas kann sich auch schnell rächen.
Ich kann mich sehr schlecht anderen gegenüber öffnen. Fremden oder mäßig bekannten Personen gegenüber ist es ja auch nicht angebracht, alles von sich preiszugeben. Auch Arbeitskollegen gegenüber erzähle ich nichts Wirkliches über mich, sondern baue eher eine Fassade auf.
Selbst nahen Angehörigen gegenüber kann ich mich nur schwer beziehungsweise gar nicht öffnen. Das liegt in meiner Erziehung begründet. In meiner Familie wurde nie über Gefühle geredet. Alles war immer Fassade. Aber man konnte ganz gut damit leben. Mir wäre es unangenehmer gewesen, wenn jeder seine tiefsten Gefühle geäußert hätte. Wahrscheinlich kann ich mich auch mir selber gegenüber nicht öffnen. Aber das stört mich nicht. Es hat auch seinen Vorteil, gut verdrängen zu können.
Wenn man es mal in meinen engeren Kreis geschafft hat, dann fällt es mir überhaupt nicht schwer mich anderen Menschen gegenüber zu öffnen. Einzige Ausnahme sind da meine Verwandten. Da würde ich nie ohne darüber nachzudenken irgendetwas sagen und erst recht würde ich mich nicht schwach zeigen, da das in der Vergangenheit immer nach hinten losgegangen ist. Freunden gegenüber, meinem Partner gegenüber und auch meinen Kindern gegenüber bin ich aber offen und rede über alles, mit meinen Kindern über fast alles.
Fremden Menschen gegenüber gehört sich das aber meiner Meinung nach nicht. Ich meine ich will ja auch nichts über andere Menschen wissen, was mich nichts angeht und daher rede ich auch nicht mit jedem Menschen über alles.
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