Würdet ihr euch impfen wenn der Chef es wünscht?

Derzeit hört man es immer wieder das viele Arbeitgeber von ihren Arbeitnehmern fordern sich impfen zu lassen. Ich selbst hatte die Aufforderung noch nicht und kann deswegen nicht mitreden habe mich aber immer wieder damit auseinandergesetzt was wäre wenn mein Chef das von von mir fordern würde.

Unabhängig davon wie man zu dem Thema steht, finde ich es fragwürdig einer Aufforderung vom Chef über die Entscheidungen zur eigenen Gesundheit oder zum eigenen Körper nach zu gehen. Ich würde den Wunsch nicht entsprechen. Wie würdet ihr euch verhalten? Darf ein Chef sowas fordern?

Ich glaube nicht, dass er das fordern darf und finde es auch eher kritisch zu betrachten, auch wenn ich den Gedanken dahinter sehr gut verstehen kann. Ich meine gerade muss man wegen jedem Krankheitssyndrom einen Test machen, kann nicht zur Arbeit kommen und so weiter. Das nervt und gerade für so einen Chef ist das höchst unwirtschaftlich und daher kann ich den Gedanken, dass man es mit so einer Impfung viel leichter hätte schon verstehen. Auch weil man ja vermeiden möchte, dass der eigene Angestellte dann andere Menschen ansteckt.

Mir wäre es relativ egal, wenn jemand das von mir fordern würde. Ich möchte mich eh impfen lassen. Ich kann mir aber durchaus vorstellen, dass man dann eher kündigt, wenn man gegen das Impfen ist. Dann muss es aber vielleicht so sein. Gerade in der Pflege erachte ich es für wichtig, dass die alten Leute auch durch das geimpfte Personal geschützt werden oder die Leute im Allgemeinen, nicht nur die Alten.

So weit ich weiß, kann der "Chef" wünschen, so viel er will, aber er hat im Regelfall kein Recht, in die Gesundheitsentscheidungen seiner Belegschaft einzugreifen. Wie es in gesundheitsrelevanten Branchen aussieht, weiß ich zugegebenermaßen nicht, aber bei einem ganz gewöhnlichen Bürojob, wo nicht gerade Dauerkontakt zu alten, vorerkrankten, schwangeren oder generell verletztlichen Leuten besteht, wird es rein rechtlich gesehen kaum eine Handhabe geben.

Zumindest in der Theorie. Nun haben wir leider nicht alle die bequemen unbefristeten Vollzeitstellen, um die sich sowieso kaum noch jemand reißt (Stichwort Fachkräftemangel), sodass die Vorgesetzten die Angestellten lieber nicht zu sehr gängeln, damit sie halbwegs bei der Stange bleiben. Aber es gibt auch genügend Berufe, wo der Chef problemlos sagen kann "Ich kann Sie nicht zwingen, aber entweder Sie machen XXX oder sie brauchen Montag gar nicht mehr zu kommen!"

Und wenn du das Geld brauchst, fügst du dich den Wünschen deines "Chefs", weil du sonst im Extremfall erhobenen Hauptes und ungeimpft in der provisorischen Unterkunft für Obdachlose landest. ArbeitnehmerInnen, die drei Paychecks vom Absturz entfernt sind, gibt es mehr, als die saturierten WohlstandsbürgerInnen gerne denken.

Es kommt drauf an, wie gut ich mit dem Chef auskomme und ob ich es eh schon vorhätte, mich impfen zu lassen. Sofern die Impfung nicht verpflichtend ist, kann er sich das natürlich wünschen, ohne es verbindlich anzuordnen. Solange man die Wahl hat, ist es vom Grundprinzip fast egal, was Andere sagen / sich wünschen. Wenn es zur Pflicht wird zwecks Arbeiten dort, muss man abwägen, was für einen das Beste ist, ob man für einen Arbeitgeber das machen würde oder dann doch eher kündigt.

Es ist schon eine ganze Weile her, dass ich in der Gastronomie gejobbt habe, aber soweit ich mich erinnern kann habe ich damals dafür eine Impfung auffrischen lassen müssen. Ich glaube das war Tetanus. Fand ich damals nicht schlecht, weil ich ohne den Job nicht dran gedacht hätte mal wieder in den Impfpass zu schauen.

Was jetzt die Corona Impfung betrifft - da kann mein Chef gerade so viel wünschen wie er will, ich habe es bisher nicht mal geschafft für eine 89-jährige einen Termin zu bekommen.