Luxusprobleme anderer nichtig wenn man selbst Probleme hat?

vom 26.04.2019, 20:31 Uhr

Ihr kennt es sicher, wenn manche Menschen mit ihren Luxusproblemen kommen. Fingernagel abgebrochen, falsche Haarfarbe gefärbt, ein Film verpasst, den man sehen wollte und vieles mehr. Wenn man selbst wirkliche Probleme hat, gesundheitlich oder mit der Familie, dann kommen einem solche Problemchen so nichtig vor. Ich erwische mich dann schon mal dabei, dass ich mir denke "Mein Gott hat die oder der Probleme". "Wenn ich solche Probleme hätte, wäre ich glücklich". Mir tut es dann aber schon leid, weil diese kleinen Probleme doch für den Menschen gerade sehr groß sind.

Sind für euch, wenn ihr wirklich größere Probleme habt die Lususprobleme anderer nichtig oder geht ihr dann auch auf diese Probleme ein, die für euch eigentlich keine Probleme gerade sind?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Nein, so sehe ich das nicht. Das stimmt auch einfach nicht. Es gibt ja die Redewendung "Unter jedem Dach ein Ach". Und letzten Endes ist es dann auch so. Und dann ist da die Kollegin, die sich gerade in diesem Moment den Fingernagel abbrach und das fluchend kommentiert. Das lenkt doch ab, das gehört doch einfach zum Sozialverhalten.

Da sagt man halt mal "Oh, wie doof." Und dann ist das doch abgehakt. Mir sind solche Menschen viel lieber, die mal über Lapidares sprechen, als welche, die mir ständig ihre Probleme aufdrängen, die sie auch einfach nicht bereit sind zu lösen. Krankheiten und Schicksalsschläge sind hier natürlich ausgenommen.

Wer mag sich denn ständig anhören, dass die Kollegin ihrem Mann ständig den Hintern hinterher tragen muss und die Kinder sich auch nur bedienen lassen. Einmal mag man sich das noch anhören, aber doch nicht dreimal in der Woche oder öfter. Da ist es doch erfrischender, wenn einem nur erzählt wird, dass der spannende Film vom Vorabend verpasst wurde, weil die Schwiegermutter am Telefon klebte.

Dann kann man trösten und sagen "Schau mal ins Internet, vielleicht kannst du ihn dort schauen." So Alltagswehwehchen anderer lenken einen doch auch ab. Banalitäten haben durchaus auch mal ihre Berechtigung. Und letzten Endes ist es immer noch besser über Banales zu reden, als gar nicht. Ich hatte mal eine Kollegin, die sagte nur "Guten Morgen" und "Tschüß".

Die sprach einfach den ganzen Tag nicht mit mir, obwohl wir in einem Büro saßen. Die tat so, als wäre ich unsichtbar. Dann schaue ich mir doch lieber mal den abgebrochenen Fingernagel von der netten Kollegin an.

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» Quasselfee » Beiträge: 2143 » Talkpoints: 30,45 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Generell höre ich mir jedes Problem gerne an und versuche auch mit der Person zusammen Lösungen zu finden, wenn das gewünscht ist. Allerdings kommt es schon darauf an, was man selber für Probleme hat. Wenn beispielsweise jemand aus dem nahen Umfeld verstorben ist und mir dann jemand stundenlang über einen abgebrochenen Nagel die Ohren volljammert, dann finde ich das ehrlich gesagt nicht so toll. Jedoch kann man so etwas ja auch immer ansprechen.

Ich finde es gehört auch dazu, dass man anderen Menschen zuhört und auch für sie da ist. Jedes Problem hat seine Berechtigung und natürlich ist nicht alles gleich schlimm, aber deswegen nervt es und belastet es ja trotzdem. Man ist sozial, steht sich bei, die Wertigkeit des Problems finde ich da eher weniger relevant. Wobei man rücksichtsvoll sein sollte und nicht ewig jammern muss wegen Kleinigkeiten.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Haben wir nicht alle irgendwelche Probleme? Und warum schließen diese Probleme aus, dass man sich über die kleinen Dinge im Alltag aufregt? Ja, mein Kofferraum lässt sich nicht mehr öffnen, der Kostenvoranschlag sorgt nicht für gute Laune und außerdem muss ich zwei Wochen warten bis das Ganze repariert werden kann. Deshalb rege ich mich aber trotzdem kurz darüber auf, dass sich ein Vogel ausgerechnet mein gerade frisch gewaschenes Auto ausgesucht hat um darauf zu kacken.

Ich kenne auch niemanden, der irgendwelche banalen Alltagsproblemchen extrem ernst nimmt. Gerade letzte Woche hat sich ein Kollege am Druckerpapier geschnitten und musste dann selber darüber lachen, dass er das als so schmerzhaft empfand. Er ist nämlich gerade auf Krücken unterwegs weil er sich das Sprunggelenk gebrochen hat und er hat schon zwei Operationen hinter sich.

Davon abgesehen - sind nicht alle Probleme "Luxusprobleme" wenn man sie im Kontext von Krieg, Hunger, Vertreibung, Klimawandel und so weiter betrachtet?

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Na ja, liegt es nicht in der Natur der Sache, dass Probleme anderer nicht so wichtig sein, wenn man selbst Probleme hat, egal ob jetzt Luxusprobleme oder nicht? Und natürlich gewichtet man Probleme ja noch einmal deutlich anders, je nachdem wen sie betreffen. Bei sich selbst sind sie am schlimmsten, bei Bekannten oft auch noch wichtig und bei Fremden schon fast egal.

Und trotzdem sind für die Menschen ihre Probleme gerade wichtig. Wobei ich mir natürlich selber auch oft denke, wenn ich mich über Banalitäten in meinem Alltag aufrege, dass ich doch froh sein kann, dass das gerade meine größten Probleme sind und ich keine anderen habe. Aber unwichtiger werden die Probleme deswegen in dem Moment für mich nicht.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Ich würde mich mal aus dem Fenster lehnen und behaupten, dass die eigenen Probleme eigentlich immer viel wichtiger sind als die Probleme, die die anderen Leuten haben. Man selbst nimmt seine eigenen Probleme einfach ganz anders war als die Probleme von anderen Leuten und empfindet sie dementsprechend oftmals als wichtiger.

Grade dann, wenn die Probleme der anderen Leute aber wirklich unwichtiger sind und es eben nur Kleinigkeiten sind,wie du sie aufgezählt hast, zum Beispiel einen Film nicht mehr im Kino sehen können, während man selbst mit echten Problemen zu kämpfen hat - da ist es normal, dass man die Probleme der anderen nicht hören möchte und einem eventuell auch mal der Kragen platzt, weil man sich dann eben so sehr ärgert oder aufregt.

Ich selbst kenne es auch von beiden Seiten. Oftmals weiß man nicht, was die andere Person für Probleme hat und belästigt sie dann mit den eigenen Nichtigkeiten. Man kann aber jedem nur vor dem Kopf schauen, weshalb auch hier schlichtergreifend reden hilft. Mund aufmachen, reden und sagen, dass man aktuell für solche kleinen Probleme keinen Kopf frei hat. Sehr wahrscheinlich bekommt man dann im gleichen Zuge auch Hilfe angeboten. ;-)

» Hufeisen » Beiträge: 6056 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Jeder hat ja mal größere und dann mal wieder kleinere Probleme. Es ist ja normal, dass sich eine Person an einem Tag mal über ein verschüttetes Getränk ärgert und dann an einem anderen Tag todtraurig aufgrund eines verstorbenen Familienmitglieds ist. Jeder Tag ist eben anders und von daher beschäftigen einen auch immer wieder andere Dinge und es treten immer wieder neue Probleme auf.

Natürlich denke ich mir auch hin und wieder, dass ich gerne diese nichtigen Probleme von jemandem hätte, wenn mich weitaus Größeres belastet. Aber oft ist es doch auch umgekehrt und man selbst hat wenige oder keine Probleme, die Kollegin dafür aber umso mehr.

Und nur weil man sich über einen abgebrochenen Fingernagel oder eine umgeschüttete Cola ärgert, heißt das ja nicht, dass man keine größeren Probleme und Sorgen haben kann. Natürlich kann man sich trotzdem über einen Saucenfleck auf dem Pullover ärgern, wenn man finanzielle Sorgen hat, die weitaus schlimmer sind. Trotzdem können solche Kleinigkeiten auch nervig sein, auch wenn man sich in der Regel nicht so langfristig und intensiv darüber ärgert.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Klehmchen hat geschrieben:Na ja, liegt es nicht in der Natur der Sache, dass Probleme anderer nicht so wichtig sein, wenn man selbst Probleme hat, egal ob jetzt Luxusprobleme oder nicht?

Das sehe ich genauso, daher verstehe ich das Problem nicht so wirklich. Wenn ich Probleme habe, die mich stark beschäftigen und in Anspruch nehme, dann bin ich auch nicht wirklich empfänglich und aufnahmebereit, wenn andere Menschen Probleme haben - dann kreisen meine Gedanken viel zu sehr um die Lösung meiner Probleme. Dabei spielt es keine Rolle, ob meine Mitmenschen jetzt ernsthafte Probleme haben oder sich wegen irgendwelcher Bagatellen beklagen. Ich habe dann einfach nicht den Kopf dafür und fertig, das hat aber nichts damit zu tun, dass ich mich als was "Besseres" fühlen würde oder so.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Ich denke, dass Probleme für jeden anders schlimm oder groß sind und für manche auch schon ein abgebrochener Fingernagel ein riesen Problem ist. Wenn ich selbst große Probleme oder Sorgen habe, bin ich auch meist wenig aufnahmefähig für die von anderen. Ich versuche dann zwar auch zuzuhören, aber meist fällt das doch eher schwer. Allerdings bin ich auch nicht gerade der Typ, der dann sagt, dass er gerade selbst Probleme hat und deswegen nicht aufnahmefähig ist.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Ich kann diese Ansicht schon verstehen, dass man in so einem Moment dann denkt, dass man selber doch viel größere Probleme hat und dass einen die kleinen Probleme der anderen Menschen doch nicht recht interessieren. Wenn es mir selber so geht, dann sehe ich das ein wenig anders.

Gerade am Anfang so einer Erzählung denke ich vielleicht auch noch so, aber ich muss sagen, dass ich mich in dem Moment auch gut ablenken lasse und dann nicht so an meine eigenen Probleme denke, wenn ich anderen Menschen zuhöre. Ich würde auch sagen, dass man ja nicht viel dazu sagen muss und das Gespräch daher auch nicht anstrengend ist.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


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