Ist das Sammeln von Altpapier lukrativ?
Seit einigen Jahren erlebt das Sammeln, bündeln und abgeben von Altpapier ein Comeback. Was zu DDR Zeiten gang und gäbe war, ist nun wieder angesagt. In den 1990ern war es gebietsweise verpönt, Altpapier zu sammeln. Für Viele war es ein Anzeichen von Armut und Erbsenzählerei, diese Art von Blöße wollten sich Viele nicht geben aus Angst darüber das andere Menschen beziehungsweise Nachbarn, was Negatives über einen denken könnten. Aus meiner Sicht sind solche Aspekte unbegründet, lass sie Denken, sag ich mir.
Für mich stellt sich jedoch die Frage, ob das Sammeln und abgeben von Altpapier überhaupt noch lukrativ ist. Ich habe mal vor rund 2 Jahren Altpapier abgegeben und pro Kilo um die 7 Cent bekommen. Das läpperte sich natürlich auf die Menge gerechnet. Ich hatte um die 50 Kilogramm zusammen. Für etwas, was man sonst in die blaue Tonne wirft ist das viel Geld.
Ich war durch die Coronakrise nun schon seit rund einem Jahr nicht mehr bei einem Altstoffhändler. Lohnt sich denn überhaupt noch das Sammeln und abgeben, sofern ein Lockdown die Ankäufer nicht zu vorübergehenden Schließungen zwingt? Was hat man bei euch zuletzt pro Kilogramm Altpapier bekommen?
Das kommt wohl sehr darauf an, wo man wohnt. Von mir aus gesehen ist der nächste Händler, der Altpapier ankauft, gut 60 Kilometer entfernt. Der gibt drei Cent pro Kilogramm Papier und für Pappe nichts. Bei 120 Kilometer Fahrtstrecke braucht es mehr als ein volles Auto, damit man nicht draufzahlen muss.
cooper75 hat geschrieben:Das kommt wohl sehr darauf an, wo man wohnt. Von mir aus gesehen ist der nächste Händler, der Altpapier ankauft, gut 60 Kilometer entfernt. Der gibt drei Cent pro Kilogramm Papier und für Pappe nichts. Bei 120 Kilometer Fahrtstrecke braucht es mehr als ein volles Auto, damit man nicht draufzahlen muss.
Oh das ist echt hart und die Entfernung... wow! Das würde sich wohl nur lohnen, wenn du eh schon einen eigenen Laster in der Garage stehen hast. Bei 120 km sind das alleine schon mindestens 10-15 Euro Spritgeld. Bei 3 Cent pro Kilo sind das pro Tonne gerade mal um die 30 Euro, die man bekommen würde. Vielen Dank für deinen Input.
Wir haben hier im Umkreis von wenigen Kilometern drei Ankäufer. Die nehmen aber auch Schrott und vieles andere an. Ich habe eben noch nachgeschaut und der Preis liegt derzeit bei 7 Cent pro Kilogramm. Allein die Zeitungen und die Werbung vom Wochenende sind schon immer ein halbes Kilo. Ich hatte das irgendwann mal abgewogen. Sind also im Monat, mit dem anderen Werbekram um die 3 Kilogramm Papier.
Wenn man Platz hat, das entsprechen zu sammeln und der Ankäufer nicht so weit weg ist, dann lohnt sich das schon. Bei einem Ankäufer hier gibt es noch ein Bonusprogramm, wo man je 100 Kilogramm gibt es einen Stempel und für zehn Stempel noch mal 5 Euro extra.
Wir selbst bekommen dazu noch das Altpapier meiner Mutter und von einem älteren Ehepaar hier im Haus. Das ist noch aus der Zeit, wo die ehemalige Klasse meiner Tochter mehrmals im Jahr eine Sammelaktion gemacht hat. Das hatte über sechs Schuljahr ordentlich Geld gebracht, was dann in die Abschlussfeier investiert wurde.
Es kann sich also durchaus lohnen und wenn man noch bei Versandhäusern Kunde ist, die auch Sonderkataloge versenden, dann kommt da schon eine Menge zusammen. Vor allem, wenn man die wöchentliche Werbung bekommt, sammelt sich das ohne größeren Aufwand an.
In welcher Welt "lohnt" es sich, 50 Kilo Altpapier für 7 Cent das Kilo zu sammeln, zu lagern und zu transportieren? Wenn hier nicht die eine oder andere Null aus dem Fenster gefallen ist, komme ich nach Adam Riese auf 3,50 Euro. Ich wiederhole: Drei. Euro. Fünfzig. Um einen Zentner Altpapier durch die Gegend zu karren.
Und in dem anderen Beispiel bekommst du als Privatperson für eine Tonne (1000 kg) sage und schreibe 5 Euro extra. Wer das als "lukrativ" ansieht, macht sich wahrscheinlich auch Sorgen, dass sich eine obdachlose Person von den 10 Cent, die sie zugesteckt bekommt, Rauschgift kauft.
Ich meine, klar, wenn man Zeit, Platz und sehr viel Langeweile hat, kann man Altpapier privat durch die Gegend karren. Und ich bin auch ein Sparfüchslein, das sich nach Cents auf dem Boden bückt und beim Bäcker die Semmelpreise vergleicht. Es muss sich natürlich auch nicht alles finanziell "lohnen", was man so macht.
Aber ich könnte mir schönere Hobbys vorstellen, als für Centbeträge den Recyclingfirmen als Privatperson die Arbeit abnehmen. So etwas "lohnt" sich höchstens als Zubrot für Vereine, die mit Traktor und Anhänger und freiwilligen Helferlein das ganze Dorf abklappern.
Ich wüsste gar nicht, ob sich ein Altpapierhändler bei mir in der Nähe befindet. Ich habe kein Auto, es wurde sich für mich also nicht lohnen, Altpapier für ein paar Cent herumzuschleppen.
Wenn es ums Geld geht (ich musste auch mal eine Zeitlang auf jeden Cent achten) dann bringt es mehr, auf Preise im Supermarkt zu achten und die Zeit, die man zwei Kilo Altpapier schleppt, dafür zu verwenden, ein Umweg zu einem Geschäft zu machen, bei dem das Kilo Kartoffeln zwanzig Cent günstiger ist.
Eine Situation kann ich mir allerdings vorstellen, in der ich das machen würde, nämlich dann, wenn ich eine Wohnungsauflösung bei jemandem machen würde, der dreißig Jahre lang seine Zeitungen gesammelt hat und zig Regalmeter Bücher besitzt. Dafür bräuchte man aber ein entsprechend großes Auto.
Bei uns sammelt die Jugendfeuerwehr Altpapier, also scheint sich das schon zu lohnen. Rein als Beschäftigungstherapie werden die das nicht machen. Aber da kommen natürlich Mengen zusammen, die man als Privatperson niemals sammeln könnte und dann haben sie natürlich auch die entsprechenden Fahrzeuge mit Anhängern, auf denen sie so viel Papier problemlos transportieren können.
Wenn man wenig Geld hat, dann ist das vielleicht eine Möglichkeit. Allerdings muss man dann den Händler auch in der Nähe haben und das irgendwie möglichst kostenfrei transportieren können. Dazu müsste man dann aber wahrscheinlich mehrmals mit einem Rad und Anhänger fahren. Wenn man dann nur 7 Cent pro Kilogramm bekommt, muss man schon einigermaßen verzweifelt sein um da wirklich seine Freizeit und seinen Platz zu opfern. Wenn man aber eh nichts anderes machen kann, weil man seine Arbeit verloren hat oder so, dann kann man das natürlich machen um ein bisschen Geld mehr zu haben. Da zählt ja dann auch jeder Cent.
Ich weiß ja nicht, was ihr da für Vorstellungen habt, aber es ist kein großer Aufwand, das Papier eine Weile zu sammeln. Gut, wir haben auch den Platz dafür und der Ankäufer liegt auf dem Weg, wenn wir andere Dinge zu erledigen haben. Man verfährt hier dabei kein extra Benzin und wenn wir da zwei bis drei Mal im Jahr liefern, dann kommen eben nicht nur 3,50 Euro raus, sondern um die 20 Euro.
Solange meine Tochter auf die Oberschule ging und wir da jährlich als Klasse mehr als eine Tonne geliefert haben, waren das immer so um 90 bis 100 Euro mit einer Fahrt. Da wurde uns allerdings das Fahrzeug samt Fahrer von einer Firma gesponsert.
Dass es so etwas überhaupt noch gibt, wusste ich gar nicht. Ich habe mal nachgesehen, aber finde in meiner Nähe selbst im weiteren Umkreis von zwanzig bis dreißig Kilometer Radius keinen solchen Händler, der ein Kaufangebot machen würde. Aber selbst wenn das hier um die Ecke wäre, weiß ich nicht, wie sich das lohnen sollte.
Um auf zwanzig Euro alle vier bis sechs Monate zu kommen, muss man auch Minimum 60 bis über 70 Kilo Papier im Monat sammeln. Oder anders gesagt, für 100 Euro Gewinn müsste man im Jahr die unglaubliche Summe von fast anderthalb Tonnen Papier irgendwo lagern. Ehrlich gesagt wüsste ich nicht mal, wie lange ich sammeln sollte, um 70 Kilo zusammenzubekommen. Mein Altpapier dürfte im Monat so irgendwo zwischen zwei und vier Kilo wiegen, ich denke, dass das bei den meisten Haushalten der Fall sein dürfte, wenn sie kein Geschäft haben, sondern ihren rein privaten Verbrauch veranschlagen.
Das würde dann für 70 Kilo anderthalb Jahre dauern. Wenn ich noch zwei andere Haushalte mit ähnlicher Menge veranschlage, bin ich auch bei einem halben Jahr Sammeldauer. Bei meiner persönlichen Menge würde ich also für einen Jahresbedarf an Papier die unglaublich lukrative Summe von gerade mal 3,36 Euro bekommen. Selbst wenn ich einen leeren Keller oder Schuppen hätte, wäre ich nicht bereit, ein halbes Jahr zwanzig dicke Kisten zu sammeln und meine Umgebung anzuhauen, mir das ganze Papier zu bringen, damit ich diese Menge dann ins Auto wuchten oder wuchten lassen muss, um sie dann noch irgendwo abzuliefern. Das lohnt sich für mich gemessen am Aufwand nicht.
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