Hat sich eure Partnerschaft in Corona-Zeiten verändert?
Die Corona-Zeit dauert ja nun fast schon ein Jahr an und für viele Beziehungen und Familien hat sich in dieser Zeit auch der Alltag geändert. Viele Menschen haben sich schon in Quarantäne befunden. Generell entsteht ja auch durch die ganzen Auflagen des Lockdowns eine ungewohnte "Zwangsnähe" - wenn man es mal ganz hart formulieren möchte - und die Nerven liegen auch schneller mal blank.
Ich habe den Eindruck, dass nicht jede Beziehung gleich gut mit der neu gewonnen gemeinsamen Zeit umgehen konnte. Das "Aufeinander hocken" ist über die Monate hinweg in meinem Bekanntenkreis schon bei manchen Partnerschaften zu einem kleinen aber auch größeren Problem geworden, gerade wenn es dann auch noch mit mehrfachen Quarantäne-Zeiten verbunden war. Getrennt hat sich bisher keines dieser Paare, aber teilweise auch nur weil sie hoffen, dass bald wieder ein Stück weit mehr Normalität zurückkehrt und sich das dann auch wieder einrenkt.
Wir hatten als Familie das Glück, dass wir bisher noch nicht in Quarantäne mussten und auch unser Alltag größtenteils so weiterläuft wie bisher. Ich gehe weiter Vollzeit in die Arbeit und auch die Wochenenden nutze ich mal um mich mit meiner besten Freundin zu treffen. Ich kann also nicht wirklich davon sprechen, eine Veränderung auf Paar- oder Familienebene zu verspüren.
Wie empfindet ihr das, hat sich eure Partnerschaft in der Corona-Zeit verändert? Genießt ihr die gewonnene Zeit und erfreut euch daran? Oder empfindet ihr diese "Zwangsnähe" auch anstrengend und streitet viel mehr? Wie gelingt es euch den Corona-Frust der Beziehung nicht spüren zu lassen?
Meine Beziehung hat sich eher zum Guten verändert. Wir haben endlich wieder Zeit füreinander und können uns viel besser gegenseitig unterstützen und unterhalten. Jobmäßig haben wir beide Glück, dass wir unseren gewohnten Alltag größtenteils fortsetzen können, was bestimmt eine große Rolle spielt. Der "Stress", mit Maske zum Bäcker gehen zu müssen ist nicht mit dem zu vergleichen, seine Arbeit zu verlieren oder sonstwie Einbußen zu haben.
Mit den alltäglichen Einschränkungen kommen wir glücklicherweise auch beide gleichermaßen gut zurecht. Natürlich wäre es schön, mal wieder irgend etwas unternehmen zu können, und wir freuen uns auch schon darauf, aber wir haben uns in der aktuellen "Normalität" auch gut angepasst und eingelebt. Es nützt ja nichts, sondern befördert im Gegenteil nur Stress und Frustration, wenn man nur händeringend darauf wartet, dass alles wieder wird wie "vorher" und dabei ganz übersieht, was genauso gut läuft oder vielleicht sogar noch besser. Da machst du dich nur psychisch kaputt. Statt dessen genießen wir unsere gemeinsame Zeit, machen es uns gemütlich und warten auf Ostern. Ich könnte mir keinen besseren "Corona-Partner" wünschen.
Bei uns gab es in der Zeit recht schwierige Phasen, allerdings nur wegen der Arbeit meines Mannes. Da er schnell an neuen Arbeitsplätzen eingesetzt werden kann und auch ein gutes technisches Verständnis hat, musste er immer wieder länger arbeiten, Zusatzschichten machen und so weiter. Das war für ihn, aber auch für uns belastend. Ich habe es einfach nicht gerne gesehen, wie er da runtergewirtschaftet wird, weil es auch körperlich sehr anstrengend war und die Kinder wollten natürlich auch den Papa.
Ansonsten sind wir uns als Paar aber noch mal näher gekommen. Wir haben gesehen, dass wir die selben Ansichten haben, haben die Nähe zueinander auch sehr genossen, wenn mein Mann dann mal da war. Wir sind ja immer zu Hause gewesen, bis auf kleinere Sachen wie einkaufen gehen und da findet man noch mal einen ganz anderen Bezug zueinander. Wir sind beides eher nähesuchende Menschen, daher war das auch vollkommen okay.
Ich finde man muss das letztendlich auch positiv sehen, sich zusammenraufen. Natürlich gibt es auch freiheitsliebende Menschen, die sich dann sicherlich in ihrem Wohnraum auch mal irgendwie einteilen müssen, damit sie weiterhin zusammen sein können und nicht nur genervt voneinander sind. Ich kann mir wirklich vorstellen, dass es in vielen Familien zu großen Problemen kommt während dieser ganzen Coronazeit.
Ehrlich gesagt habe ich viel eher den Eindruck, dass sich unsere Partnerschaft in der Coronakrise gefestigt hat und harmonischer geworden ist, als dass wir einen gegenseitigen Lagerkoller entwickelt hätten. Natürlich gibt es auch Tage, an denen wir uns mal auf die Nerven gehen oder uns streiten, aber wir haben die gemeinsame Zeit auch mehr zu schätzen gelernt und viele neue gemeinschaftliche Aktivitäten für uns entdeckt.
Früher waren wir oft geneigt, unsere Freizeit separat mit den eigenen Freunden zu verbringen, wenn wir nicht direkt spontan Lust auf die gleiche Beschäftigung hatten, anstatt den anderen krampfhaft zu überzeugen zu versuchen. Da diese Option nun aber durch die Kontaktbeschränkungen und den Lockdown meistens gar nicht mehr in Frage kommt, berappeln wir uns doch deutlich öfter, auch mal auf den anderen zuzugehen und in dessen Interessensgebiete hineinzuschnuppern, oder wir geben ganz neuen Aktivitäten eine Chance.
Noch dazu bin ich total dankbar, dass ich meinen Partner als „ständigen Sozialkontakt“ um mich habe, denn ich bin eigentlich ein sehr geselliger Mensch, der gerne ausgegangen ist, Freunde getroffen und sich verabredet hat. Ich würde als Single deutlich mehr unter der momentanen Lage leiden und glaube, dass ich dann schon sehr einsam wäre.
Ich kann mich den meisten anderen hier nur anschließen, die Beziehung zwischen mir und meinem Freund hat sich durch Corona definitiv zum positiven entwickelt. Unsere Beziehung war auch vorher schon schön, mit einigen Höhen und Tiefen natürlich, jedoch war es da für uns noch nicht vorstellbar wirklich endgültig zusammen zu ziehen.
Wir haben beide eine eigene Wohnung und sehen uns unter der Woche regelmäßig und verbringen auch die meisten Wochenenden gemeinsam, aber der Schritt zum Zusammenziehen war für uns immer noch etwas entfernt. Nun haben wir durch Corona nochmal viel mehr Zeit gemeinsam verbracht, dies nun auch einmal ohne Partys, sonstige großartige Treffen mit Freunden/Familie und sogar mit mehreren Wochen Quarantäne in einer Einzimmerwohnung und verstehen uns seitdem noch einmal viel besser.
Ich kann nicht ganz beschreiben was sich geändert hat, aber wir sind noch einmal viel enger zusammengewachsen und verbringen nun eigentlich so gut wie jede Nacht bei einem von uns und auch tagsüber arbeiten wir gemeinsam und gehen uns dabei überhaupt nicht auf die Nerven. Klar gibt es mal kleine Diskussionen aber insgesamt ist alles noch viel harmonischer wie vorher.
Da wir nun gemerkt haben, dass wir selbst auf engstem Raum auch lange Zeit bestens miteinander auskommen und uns gut sowohl Geld-, Zeit- wie auch arbeitstechnisch aufeinander abstimmen können, wollen wir nun im Herbst zusammen in unsere erste gemeinsame Wohnung ziehen. Wir können es jedenfalls kaum erwarten.
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